O Adonai – O Herr
Augsburg (pba). In der zweiten O-Antiphon in der Reihe der sieben Anrufungen kurz vor Weihnachten ruft die Kirche, dass der Herr doch bald wiederkommen möge. Schon die Christen der Urkirche riefen in ihrer aramäischen Sprache, der Muttersprache Jesu: Marana tha – Komm Herr Jesus! Aus Ehrfurcht sprachen die Juden ja den Gottesnamen JHWH (Jahwe) in der Heiligen Schrift nicht aus, sondern ersetzten ihn durch die Anrede „Adonai“, „Herr“. Doch wie kann man Jesus, den Sohn der Maria, mit dem Gottesnamen „Adonai“, „Herr“ anrufen?
Wenn die Kirche Jesus als „Adonai“ anruft, sagt sie damit: Jesus ist Herr, er ist wahrer Gott. Die Kirche glaubt daran, dass der Herr schon im Alten Bund dem Mose im Dornbusch erschienen ist. Es ist derselbe Gott, der auch auf dem Berg Sinai dem Volk die Zehn Gebote gegeben hat und der, der das Volk vor seinen Feinden beschützte. In dieser Anrufung Jesu als „Herr“ betont die Kirche die Einheit des Alten und des Neuen Bundes:
„O Herr und Führer des Hauses Israel,
der Du dem Moses in den Flammen des brennenden Dornbusches erschienen bist,
und ihm auf Sinai das Gesetz gegeben hast,
komm, strecke Deinen Arm aus und erlöse uns.“