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Wichtiges
Kirchenrat Dieter Breit und Prälat Lorenz Wolf bringen Menschen zusammen und Themen zum Kochen

Ökumenische Begegnung zu Kirche und Staat

06.02.2014

Zwei hochkarätige Referenten berichteten bei der jährlichen ökumenischen Begegnung von Vertretern des Diözesanrats und Vertretern der evangelischen Leitungsgremien im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben von der „Schaltstelle zwischen Kirchen und Staat“: der Leiter des katholischen Büros in Bayern, Prälat Lorenz Wolf, und Kirchenrat Dieter Breit, der Beauftragte der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern für die Beziehungen zum Bayerischen Landtag und zur Bayerischen Staatsregierung sowie für Europafragen.

Aus der Sicht der Ökumene sowie aller, denen an einer wirkungsvollen Arbeit der beiden großen christlichen Konfessionen an dieser Stelle gelegen ist, war es zunächst erfreulich zu hören, wie kooperativ und gut aufeinander abgestimmt das Verhältnis der beiden Referenten ist: „Der andere“, das heißt seine Position und Sicht, „wird jeweils schon immer mitgedacht“, sagte Wolf.

Eingangs hatte Breit die Komplexität des gemeinsamen Arbeitsfeldes darzustellen versucht, indem er die diesbezügliche Definition der Begriffe „Kirchen“ und „Staat“ problematisierte: Ein Stichwort wie das der „Entweltlichung“ zeige einen Weg an, an dessen Ende Kirche sich als „Kontrastgesellschaft“ verstehe. Dessen ungeachtet bleibe die Kirche „mitten in der Welt“. Ein einheitliches Gegenüber namens „der Staat“ existiere nicht, vielmehr eine Vielfalt politisch-gesellschaftlicher Institutionen. In dieser unübersichtlichen Situation gebe es gleichwohl viele Schaltstellen auf vielen Ebenen.

Ihre Aufgaben benannte Breit mit drei Stichpunkten: Seismograph, Gesprächspartner und Brückenbauer, wobei es, so Wolf, gelte, „zu allen denkbaren politischen Grundsatzfragen Stellung zu nehmen“. Und diese Positionierungen gegenüber dem Landtag und der Bayerischen Staatsregierung seien jeweils mit dem anderen abgesprochen. Im Übrigen spreche man aber man aber mit jedem, der, so ergänzte wiederum Breit, unstrittig die freiheitlich-demokratische Grundordnung vertrete.

Zu den großen Herausforderungen, über die die beiden großen Kirchen in Bayern in den kommenden Jahren mit dem Staat debattieren wollen, gehört die Asyl- und Migrationspolitik, sagte Kirchenrat Dieter Breit. Der „massenhafte Missbrauch des Asylrechts“ habe seinen Grund darin, dass „wir kein Zuwanderungsrecht haben“. Die Menschen müssten wissen, unter welchen Voraussetzungen man sich in Deutschland niederlassen könne. In der Politik stoße ein solches Zuwanderungsrecht bislang auf wenig Gegenliebe. „Da gilt es noch ein dickes Brett zu bohren“, so Breit.

Prälat Lorenz Wolf nannte als weitere wichtige Themen für die Zukunft die Demographie und die Energiewende. Angesichts des demographischen Wandels kämen die soziale Gerechtigkeit sowie die Pflege Älterer und die medizinische Versorgung dazu. Das Prinzip der Nachhaltigkeit gelte auch für die Belastung kommender Generationen durch die Staatsverschuldung. Zugleich betonte Wolf, dass Kirche nicht Politik mache. Sie trage aber mit dazu bei, dass in die Gesellschaft ihre Anliegen wie die Grundsätze des christlichen Menschenbilds einflößen. Dabei sieht es als seine Aufgabe – und auch die Breits – an, „die Leute zusammen“ und Themen „zum Kochen zu bringen“.

An der Veranstaltung im Augsburger Haus St. Ulrich nahmen etwa 40 Personen teil, darunter Diözesanratsvorsitzender Helmut Mangold, Domdekan Dr. Bertram Meier, Pfarrerin Lydie Nicoly Menezes und Regionalbischof Michael Grabow.