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Portraitreihe: „Unsere Dekane“

Oliver Grimm: „Ich versuche immer voranzukommen“

06.05.2024

(Asch) Beinahe drei Jahrzehnte schon leitet Pfarrer Oliver Grimm von Asch aus das Gemeindeleben der Katholiken im Fuchstal. Seit 2006 wirkt er zusätzlich als Dekan von Landsberg und gehört damit zu den fünf dienstältesten Dekanen des Bistums. Jedoch: Von Amtsmüdigkeit ist er weit entfernt. Der eifrige Seelsorger bezeichnet sich als kommunikativ, geistlich und humorvoll. Von dem Katzengejammer seiner beiden halbwilden Mitbewohner lässt er sich daher auch nicht anstecken.

Seit der Erstkommunion trug er den Plan Priester zu werden mit sich, wie er im Gespräch betont. Der Wunsch festigte sich mit zunehmendem Alter auch immer mehr. „Die Frage, ob ich je etwas Anderes werden möchte, hat im Grunde nicht bestanden“, gibt er selbst zu. Auch der langjährige Günzburger Dekan Msgr. Horst Grimm, der trotz Namensgleichheit kein Verwandter, sondern nur ein Bekannter der Familie ist, brachte ihn seinerzeit auf die Idee Priester zu werden.

Der Weg zum Priestertum

Nach Real- und Fachoberschule begann der heute 59-Jährige zunächst, mit dem Ziel Priester zu werden, das Studium der Religionspädagogik, dann wechselte er zur Theologie. 1991 empfing der gebürtige Burgauer aus den Händen von Bischof Josef Stimpfle die Priesterweihe. Im Anschluss wirkte er als Kaplan in Landsberg und Kaufbeuren, bis er 1995 die Pfarrei Asch übernahm. Hinzu kamen nach und nach weitere Orte, die seit dem Jahr 2000 in der Pfarreiengemeinschaft Fuchstal aufgegangen sind. Als dann Dekan Thomas Rauch 2010 von Landsberg nach Augsburg wechselte, wurde er mit großem Zuspruch zu dessen Nachfolger ernannt. Nach der Strukturreform 2012 wählten ihn die Priester erneut zum Dekan. Nach sechs Jahren wurde er „mit einem Wahlergebnis wie im Sozialismus“, so die Aussage des damaligen Generalvikars, erneut in seinem Amt bestätigt. Ende 2024 müsste er wieder kandidieren.

Das Dekanat Landsberg in Kürze:
  • Umfang: 13 Pfarreiengemeinschaften mit 63 Pfarreien + 3 Einzelpfarreien
  • Prodekan: Michael Vogg (Reichling)
  • Bevölkerung: 61.700 Katholiken
  • Fusion: 2012 Zusammenschluss der Dekanate Landsberg und Dießen

Eigenes Amtsverständnis

Interessant ist, dass er seine Funktion als Dekan vor allem dazu nützt, um sich bei den engagierten Katholiken der Region zu bedanken. Grimm dazu: „Wir können Ehrenamtliche nicht für unsere Zwecke ausnutzen, sondern müssen ihnen auch etwas zurückgeben.“ So ist es auch sein Ziel, den Dekanatsrat zu einem Ort der Wertschätzung und der Kommunikation werden zu lassen. Generell ist ihm wichtig, die Gemeinschaft zu fördern. Er will Dinge voranbringen, und dafür braucht er andere, die mitziehen. Um die Sorgen und Anliegen seiner „Schäfchen“ besser kennenzulernen, hat er zeitweise in seinen Pfarrkirchen auch einen Kummerkasten aufgestellt. Dass viele Menschen aber ohne sich zu äußern aus der Kirche austreten, ist für ihn „das Schlimmste, was passieren kann“.

Sein seelsorgerliches Wirken orientiert sich dabei immer wieder an der Emmausgeschichte im Lukasevangelium. Mit anderen auf dem Weg sein, ihnen Trost und Hoffnung schenken, das sind auch Grimms Anliegen. Gleichzeitig sieht er sich aber auch als einer, der selbst immer wieder mit verschlossenen Augen davonläuft, und darum auch selbst Halt und Führung braucht.

Kirche, Katzen, Küche

„Der Gottesdienst ist die Quelle von allem.“, dieser Satz lässt aufhorchen. Besonders an Dekan Grimm ist allerdings, dass er auch dem Stundengebet eine enorme Bedeutung zumisst. So steht er lieber viel früher auf, sein Wecker klingelt üblicherweise um 5.30 Uhr, als dass er eine Gebetszeit gehetzt runterbeten muss. Schon immer war ihm der Gottesdienst wichtig. Selbst als Kind habe er, soweit er sich erinnern kann, die Messe nie langweilig gefunden.

Eines von Dekan Grimms Lieblingswegkreuzen.

Die Spaziergänge führen Dekan Grimm oft zu verschiedenen Wegkreuzen.

Lachend gibt er allerdings zu: „Das einzigst Negative am Kirchgang war die kratzige Sonntagshose.“ Und bis heute ist es ihm wichtig, wirklich jeden Tag eine Messe zu feiern. Fällt diese einmal aus, wie beispielsweise aufgrund dieses Portraittermins, fehlt ihm etwas.

Ein fester Bestandteil seines Alltages sind auch die morgendlichen Spaziergänge, während denen er auch den Rosenkranz betet und den Tag gedanklich vorbereitet. Die Gegend selbst bietet sich auch für lange Wanderungen an. Urige Bauernhöfe, kleine Dörfer, Hofkapellen und zahlreiche Kreuze liegen am Wegesrand. So lässt er auch das Foto bei fast schon romantischem Sonnenuntergang an einem Marterl im Unterdießener Wald aufnehmen. Ausnahmsweise fährt er dafür mit seinem sportlichen BMW die unbefestigten Waldwege entlang.

Nach den langen Arbeitstagen freut er sich dann auch auf das Wiedersehen mit seinen beiden Katzen Herodes II. und Vroni, die leider sehr kamerascheu sind. Humorig gibt er zu: „Es ist schön, wenn man heimkommt und es ist jemand da, der einen schimpft, dass man zu spät ist. Und für Katzen ist man immer zu spät.“ Da die beiden aber sich vor allem im Freien aufhalten, wird das schöne Pfarrhaus mit Erker und Fensterläden auch nicht zur Spielwiese. Der große und von der Hausmeisterin gepflegte Garten, in dem Anfang Februar schon zahlreiche Schneeglöckchen blühen, ist ihr bevorzugter Aufenthaltsort.

Der in Trachtenjacke und Kollarhemd gekleidete Pfarrer mit schwarzer Brille hat aber auch Ahnung vom Kochen. Voll Begeisterung und mit viel Fachwissen erzählt er von seinem Wochenplan, von frischen Zutaten und seinem Kochkurs bei Alfons Schuhbeck. Auch zu Johann Lafer will er noch. Einmal im Jahr lädt er die Damen vom Frauenbund ein und kocht dann auf einem handelsüblichen Haushaltsherd im Pfarrheim für 25 bis 45 Frauen. Eine Herausforderung, die er jedes Mal mit Bravour meistert.

Die Zukunft der Kirche

Die Pfarrkirche in Asch.

Die spätbarocke Johanneskirche in Asch wurde im 18. Jahrhundert errichtet.

Bemerkenswert ist, dass sein Wunsch für die Zukunft der Kirche vor allem darin besteht, dass viele Menschen „das Charisma besitzen, Charismen in anderen zu entdecken und zu fördern“. Eine klare Rahmenordnung sei trotzdem notwendig. Generell würden wir in einer spannenden Zeit leben. Das Hauptproblem sei aber, dass „wir nicht nur gestalten können, sondern auch müssen“. Und dabei komme das spirituelle Element aufgrund des großen Drucks und der hohen Erwartung oft zu kurz.

Mit seinem charakteristischen spitzbübischen Lächeln auf den Lippen gibt er abschließend zu, dass er dem Fuchstal mit seinen 15 Kirchen und Kapellen gerne noch lange erhalten bleiben möchte. Sein „Paradies auf Erden“ hat er in knapp drei Jahrzehnten mit Pfarrhöfen, Pfarrheimen, Pfarrkirchen und Bibliothek kräftig modernisiert. Und trotz, oder gerade wegen seiner Katzen, fühlt er sich dort so richtig „pudelwohl“.

 

Text und Fotos: Leander Stork
Februar 2024

 

 

Hintergrund:

Nach der coronabedingten Unterbrechung des Formates erscheinen ab sofort wieder regelmäßig neue Portraits unserer Dekane. Die anderen Texte aus dieser Reihe finden Sie ebenfalls auf unserer Homepage.