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Aus den Pfarreien

Orgel nach Sanierung eingeweiht

03.11.2024

Ressourcen erhalten, Geschichte bewahren, mit bestehendem Material sinnvolles gestalten: Dies war das Ziel der Pfarrei Zu den Heiligen Engeln in Landsberg für ihre Orgel in der ehemaligen Pfarr- und heutigen Filialkirche „St. Katharina“. Nach eineinhalb Jahren der Sanierung wurde das aus dem Jahr 1921 stammende Instrument von Bischof Bertram bei einem feierlichen Pontifikalamt an diesem Sonntag eingeweiht.

In seiner Predigt stellte Bischof Bertram das Motiv des „Hörens“ ganz in den Mittelpunkt seiner Gedanken. Er sprach dabei auch über seine Erfahrungen bei der Weltsynode, die in den vergangenen Wochen in Rom stattgefunden hatte. Wie das Hören ein ganz entscheidender Akt des Musizierens sei, so sei es auch hier um ein wohlwollendes aufeinander Hören und „Aufgreifen der unterschiedlichen Stimmen“ gegangen. Inwiefern sowohl die Gottes- als auch die Nächstenliebe ganz wesentlich mit dem Hören verbunden sind, legte er den Gläubigen in Bezug auf die gehörten Schriftworte dar.

So wie das „Sch’ma Israel“ („Höre Israel“) aus dem Buch Deuteronomium noch heute eines der wichtigsten Gebete im Judentum und ein eindringliches Bekenntnis zu dem einen Gott sei, so sei zu fragen, welchen Göttern wir als Christen folgten. „Es gibt so viele Dinge, denen Menschen täglich viel Zeit und Aufmerksamkeit widmen, die ihnen aber letztlich Kraft rauben und schaden, körperlich wie seelisch“, betonte der Bischof und verwies vor allem auf den immer stärker werdenden Medienkonsum in unserer Gesellschaft. „Das stundenlange Abdriften, vor allem junger Menschen, in virtuelle Welten bei gleichzeitiger Abnahme sozialer Kompetenzen, die Anonymität des Internet mit der Gefahr der Vereinsamung oder dem Drang, sich selbst optimieren zu müssen, Alkohol, Spielzwang und andere Süchte. Das alles sind Misstöne, welche die Melodie unseres Lebens zu einer Disharmonie führen, die am Ende uns selbst und anderen die Freude raubt.“

Auch Organistinnen und Organisten wüssten, wie es im Ohr schmerzt, wenn der Wohlklang der Musik durch scharfe, schlecht gestimmte oder gar kaputte Register gestörte werde, sagte Bischof Bertram und zeigte ich erfreut über den reinen und klaren Ton der restaurierten Pfeifen und Mechanik der Landsberger Orgel. „Unser Grundton als Christen sollte stets die Gottesliebe bleiben“, stellte er als eine der zentralen Botschaften des heutigen Tages vor und verwies gleichzeitig auf die zweite, wichtige Komponente der „Nächstenliebe“.

Wahres Christsein, so Bischof Bertram, heiße also „immer wieder die Nähe Gottes zu suchen, in der Stille, im Gebet und im Gottesdienst. Zugleich aber ehren wir den allmächtigen Gott auch dadurch, dass wir seinen Geschöpfen, unseren Mitmenschen - und zwar allen - mit Respekt begegnen, und besonders denjenigen beistehen, die unsere Hilfe brauchen.“ Das große Wort „Nächstenliebe“ brauche konkrete Taten im Dienst der Gemeinschaft, sagte der Bischof und stellte auch hier eine Parallele zur Orgel fest. So sei sie nicht nur Mittel für Spielende, ihre Kunst zu entfalten, sondern habe auch dienende Funktion in der Unterstützung des Gemeindegesangs und als Beitrag in der Liturgie. „Beides ist wichtig und macht dieses Instrument so wertvoll. Die Basis von beidem liegt aber im Hören“, lud Bischof Bertram die Gläubigen zum gegenseitigen Zuhören und aufmerksamen Wahrnehmen der Mitmenschen ein. 

Die Orgel der Kirche St. Katharina stammt aus dem Jahr 1921 und stellte mit mittelmäßigem Instrumentenbau ein Zeichen ihrer Zeit dar. Finanzielle Ressourcen waren knapp, schlechtes Material wurde verbaut und bereits Anfang der 1950er-Jahre war eine Renovierung notwendig. Wiederum fiel diese in schwierige Zeiten mit kaum finanziellen Mitteln, die Orgel verfiel stetig. Als Instrument, das die Geschichte der Nachkriegszeit mitträgt, sollte sie im vergangenen Jahr von Orgelbaumeister Michael Jocher aus Peiting umfassend saniert werden. So wurden gesprungene Holz- und verbogene Metallpfeifen repariert, stets mit dem Ziel, Ressourcen zu erhalten und Bestehendes zu bewahren.

Die Sanierung des Instruments belief sich auf rund 60.000 Euro und wurde von Seiten der Kirchenstiftung, von Fördermitteln, Spenden sowie dem Bistum Augsburg getragen.     

Der Gottesdienst wurde von der Chorgemeinschaft „Heilige Engel“ unter der Leitung von Kirchenmusiker Andreas Holzhauser mit der Messe „Missa Princeps Pacis“ von William Lloyd Webber feierlich gestaltet. Ein Orgelkonzert mit anschließender Führung durch Orgelbaumeister Michael Jocher findet am kommenden Sonntag, 10. November um 16 Uhr in der Kirche St. Katharina statt.