Palmsonntag im Hohen Dom: Sich persönlich für Jesus entscheiden
Die Kirche feiert heute am Hochfest Palmsonntag den feierlichen Einzug Jesu in die Stadt Jerusalem sowie den Beginn der Heiligen Woche, die über das letzte Abendmahl an Gründonnerstag und den Kreuzestod Christi am Karfreitag in die österliche Auferstehungsfeier mündet. In seiner Predigt betonte Bischof Bertram den „synodalen Weg“ Jesu, der uns zur Entscheidung rufe.
Die freudige Begrüßung Jesu als der Messias an Palmsonntag sei nur von kurzer Dauer gewesen, nur wenige Tage später sei der Ruf der Menge dem „Kreuzige ihn!“ gewichen. „Droht dem synodalen Weg das Aus?“, fragte dazu der Bischof am Eingang seiner Predigt. Dabei handele es sich auch um einen biblischen Begriff, wenn er vom synodalen Weg Jesu spreche: „Zum ersten Mal im Neuen Testament taucht das Wort Synodos bei der Wallfahrt nach Jerusalem auf, an der Jesus als Zwölfjähriger mit seinen Eltern teilnimmt. Synodos (synodia) wird übersetzt mit ‚Reisegesellschaft‘.“
Später habe sich der erwachsene Jesus die Apostel als seine Reisegesellschaft erwählt, mit denen er drei Jahre lang synodal unterwegs gewesen sei, dazu die 72 Jünger und die großen Menschenmengen, die seine öffentlichen Predigten häufig aufsuchten. „Doch als es brenzlig wird, als die Freundschaft mit Jesus etwas kostet – vielleicht sogar das Leben, da ist es aus mit dem Bad in der Menge, da lichten sich die Reihen schnell. In Scharen wechseln die Leute die Seiten und werden zur erdrückenden Mehrheit.“ Während Jesus am Sonntag noch feierlich in die Stadt eingezogen war, sei er freitags einsam und verlassen am Kreuz gestorben.
„Der Kreuzweg Jesu kann uns nicht unberührt lassen. Er ruft in die Entscheidung“, betonte der Bischof. Der Apostel Petrus habe versucht, Jesus von seinem Weg abzubringen, sei aber zurückgewiesen worden: Der Sohn Gottes wählte das Kreuz. „Damals wie heute stehen wir vor demselben Problem: Neutralität funktioniert auf Dauer nicht. Jede und jeder muss sich entscheiden, wie er/sie glauben und leben will.“
Dieser Zwang zur Festlegung gelte auch für den synodalen Weg, den die Kirche in Deutschland gerade beschreite – und auch hier komme das Volk Gottes nicht am Kreuz vorbei: „Deshalb sind die synodalen Prozesse, die nicht nur uns in Deutschland, sondern die ganze Weltkirche auf allen Kontinenten bis in die letzten Winkel des Globus betreffen, kein Spaziergang. Sie ähneln einem Kreuzweg.“ Dabei sei es Christus selbst, der seine Kirche trage und ihr damit Hoffnung gebe: „Auch wenn es mitunter ein Kreuz ist mit dieser konkreten, sündhaften Kirche, die belastet ist von dunklen Existenzen und Schatten der Schuld, Jesus hat auch diese Kirche in weiser Voraussicht in seinem Kreuz mitgetragen.“
Wichtig sei die persönliche Entscheidung für Jesus Christus als Heiland und Erlöser, schloss Bischof Bertram seine Predigt ab. Es gehe letztendlich nicht um die Institution Kirche, sondern die bewusste Hinwendung zu Jesus und seinem Evangelium: „Christus reicht uns den Kompass seines Heiligen Geistes, der uns als „neuen Weg“ (Apg 9,2) durch die Zeit antreibt und begleitet.“
Vor Beginn des Gottesdienstes hatte der Bischof noch die Palmzweige vor dem Dom gesegnet, mit denen er und die Gemeinde anschließend feierlich in die Kathedrale einzogen. Die Buchsbaum- oder Palmzweige, die an diesem Tag gesegnet werden, stehen für die Palmzweige, die die Menschen nach den Evangelienberichten von den Bäumen gerissen haben, um Jesus beim Einzug Jesu nach Jerusalem zu begleiten. Sie werden traditionell später verbrannt und ihre Asche in der Aschermittwochsliturgie des Folgejahres den Gläubigen auf die Stirn gezeichnet.