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Wichtiges
Ulrichswoche

Pilgern in den Morgenstunden

05.07.2023

Bereits um kurz nach 5 Uhr in der Früh waren an diesem Mittwoch die ersten blauen Fahnen des Frauenbunds auf dem Domplatz zu sehen, bis sich schließlich pünktlich um 5.30 Uhr der große Wallfahrtszug in Bewegung setzte. So machten sich auch heuer wieder rund 350 Frauen auf den Weg, um angesichts von Konfliktherden und Kriegen auf der ganzen Welt im Rahmen der Ulrichswoche für Frieden und Versöhnung zu beten. Vom Dom über die Maximilianstraße ging es bis hin zur Basilika St. Ulrich und Afra, wo ein Festgottesdienst mit Generalvikar Dr. Wolfgang Hacker gefeiert wurde.

Die Wallfahrt und der Gottesdienst standen unter dem Motto „Herzensohr & Herzensauge“ und griffen damit indirekt das Leitwort des Ulrichsjubiläums auf. So lud Dr. Ursula Schell, Geistliche Begleiterin beim KDFB Diözesanverband Augsburg, die Frauen in einer kurzen Einstimmung dazu ein, tiefer in sich hineinzuhören, dem Herzen nachzuspüren und das Gute im Gegenüber zu erkennen. „Auch der heilige Ulrich hört immer wieder in sich hinein, vertieft sich im Gebet und hört aber auch im Traum oft auf die heilige Afra, die ihn berät und stärkt“, so Schell.

Wie ein Leitmotiv zog sich das Thema auch durch die Predigt von Generalvikar Dr. Wolfgang Hacker. So erinnerte er an eine Begebenheit aus dem Leben des jüdischen Philosophen, Emmanuel Levinas, bei seinem Aufenthalt im Internierungslager in Fallingbostel 1942. Während seines erbärmlichen Sklavendaseins im Haftort sei Levinas einem Hund begegnet. Dieses Aufeinandertreffen sei für ihn lebensrettend gewesen, betonte Hacker: „Der Blick des Hundes ließ ihn überleben. Wir Menschen brauchen den Blick der Freundlichkeit, der Wärme und Zuneigung.“ Levinas habe dadurch Vertrauen gewonnen und seine Würde als Mensch wiederentdeckt.

Es ist eine alte Tradition und auch heuer hielt sie der Generalvikar aufrecht: So segnete er die Ulrichsbrote, die in großen Körben vor dem Altar standen und ein Zeichen für Frieden und Versöhnung sind.
Es ist eine alte Tradition und auch heuer hielt sie der Generalvikar aufrecht: So segnete er die Ulrichsbrote, die in großen Körben vor dem Altar standen und ein Zeichen für Frieden und Versöhnung sind.

Diese Urerfahrung der Transzendenz, das Gefühl, dass Gott auf sie schaue, habe auch Hagar bei ihrem Erlebnis in der Wüste gemacht, griff der Generalvikar den gehörten Lesungstext auf. Nachdem Hagar sich von Sarah als Magd zurückversetzt gefühlt habe, habe Abraham Hagar gewürdigt und sie habe einen Sohn geboren. „In Jesus Christus ist der liebevolle Blick Gottes zu uns Menschen deutlich geworden. Es ist mein Wunsch, dass sie gerade in Sorgen und Nöten einen freundlichen und ermunternden Blick erhalten. Dass Sie selbst die Kraft haben, mit den Augen des Herzens zu sehen und mit den Ohren des Herzens Töne wahrzunehmen.“ Denn ein zutrauender Blick, „dieser Blick Gottes auf uns, rettet Leben“, betonte Hacker.         

Als Zeichen der Versöhnung und Solidarität standen auch in diesem Jahr wieder die Ulrichsbrote in großen, geschmückten Körben vor dem Altar. Die Semmeln erinnern noch heute an die Ursprünge der Wallfahrt im Jahr 1947, die bereits damals geprägt war vom Gebet um den Frieden. Am Ende der Messe segnete der Generalvikar die Brote, bevor sie gegen eine Spende an die Frauen verteilt wurden und beim anschließenden gemeinsamen Frühstück im Haus St. Ulrich auf den Tisch kamen. Der Erlös der Ulrichsbrote kommt sozialen Zwecken zugute.