Prälat Prof. Dr. Dr. Anton Ziegenaus verstorben
Der langjährige Augsburger Dogmatikprofessor und Ruhestandsgeistliche Anton Ziegenaus ist am Mittwoch, 7. August, im Alter von 88 Jahren verstorben. Er wurde am 15. März 1936 in Höfarten geboren und am 21. Juli 1963 zum Priester geweiht. Bischof Bertram würdigte den Verstorbenen und erinnerte daran, dass dieser sein Forschen und Lehren immer inmitten der Kirche vollziehen wollte.
Bischof Dr. Bertram Meier zeigte sich in seiner Würdigung betroffen über den Tod von Professor em. Anton Ziegenaus: "Über das Leben von Prof. Ziegenaus können wir das Motto setzen: Er liebte die Kirche. Für ihn stand unverbrüchlich fest, dass sich sein Forschen und Lehren immer inmitten der Kirche vollziehen sollte. In seinem philosophischen und theologischen Denken hat Prof. Ziegenaus stets sein eigenes Ich in das Wir des Glaubens der Kirche gestellt." Auf diese Weise habe er den Kandidaten für das Priesteramt ebenso wie allen Studierenden der katholischen Theologie ein stabiles Rüstzeug für die Praxis mit an die Hand gegeben. Besonders beeindruckend sei gewesen, dass der theologische Lehrer nicht nur an der Universität aktiv gewesen sei, sondern sich auch als Priester in der Pastoral engagiert habe: etwa im Theologischen Ordensseminar oder als treuer Mitarbeiter für die Predigtzeitschrift PRAEDICA VERBUM. "Bis zuletzt kümmerte er sich als Seelsorger im Krankenhaus Bobingen um die Leidenden und Schwachen, indem er ihnen menschlich und geistlich zur Seite stand, die Frohe Botschaft kündete und die Sakramente spendete. Maria, die er so sehr verehrte als Muttergottes und Mutter der Kirche, möge ihm als Pforte des Himmels nun die Tür ins Ewige Leben öffnen", so der Bischof.
Ziegenaus Weg zum Priestertum
Ein Blick auf sein Leben: Anton Ziegenaus wurde am 15. März 1936 in Höfarten (Gemeinde Schiltberg, heute Landkreis Aichach-Friedberg) als Sohn des Müllermeisters Johann Ziegenaus und dessen Ehefrau Katharina geboren. Nach dem Besuch der dortigen Volksschule wechselte er 1947 auf das humanistische Rhabanus-Maurus-Gymnasium St. Ottilien, an dem er 1956 die Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte er Philosophie und Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität zu München. Seit 1956 war er Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Aenania München im CV. Sein besonderes Interesse galt der altchristlichen Geisteswissenschaft. Das Philosophiestudium schloss er ab mit einer Dissertation unter der Leitung von Alois Dempf: "Das Menschenbild des Theodor von Mopsvestia" (1963). In der Münchner Stadtpfarr- und Universitätskirche St. Ludwig empfing Ziegenaus am 21. Juli 1963 nach dem Tod des Diözesanbischofs Joseph Freundorfer durch Weihbischof Joseph Zimmermann die Priesterweihe. 1963-1966 wirkte er als Stadtkaplan in der Krumbacher Pfarrei St. Michael.
Sein wissenschaftliches Interesse führt ihn auf einen Dogmatiklehrstuhl
Das Thema der philosophischen Doktorarbeit zeigt bereits ein intensives Interesse an der Theologie. Seit 1966 studierte er in München für seine theologische Doktorarbeit, die 1971 abgeschlossen wurde: „Die trinitarische Ausprägung der göttlichen Seinsfülle nach Marius Victorinus“ (1972). Die Dissertation wurde betreut von Leo Scheffczyk (1920-2005), den der hl. Johannes Paul II. 2001 zum Kardinal erhoben hatte und dem Ziegenaus über mehrere Jahre hinweg als Assistent zur Seite gestanden war. Dem theologischen Denken Scheffczyks blieb er eng verbunden.
Die theologische Ausbildung wurde vollendet 1974 durch die Habilitation in Dogmatik mit einer Arbeit über "Umkehr – Versöhnung – Friede. Zu einer theologisch verantworteten Praxis von Bußgottesdienst und Beichte" (1975). In dieser Schrift zeigt Ziegenaus, dass die Sakramente Ausfaltungen und Lebensvollzüge der Kirche sind, die gerade dort, wo es um Sünde, Lossprechung und Wiederversöhnung geht, als sakramentale Größe ins Spiel kommt. Die persönliche Beichte wird dabei in ihrer geschichtlichen Begründung und ihren systematischen Grundzügen zur Geltung gebracht.
Bald nach der Habilitation erreichte den Theologen ein Ruf an die Universität Augsburg, wo er ab 1976 als Wissenschaftlicher Rat und Professor sowie von 1977 bis 2004 als Ordinarius für Dogmatik wirkte. Vom 11. November 1986 bis zum 22. Februar 1988 war er Dekan der Katholischen Fakultät. Als Forschungsschwerpunkte traten die Christologie, die Mariologie, die Sakramentenlehre (insbesondere zur Buße und Krankensalbung), die Kanongeschichte und die Eschatologie heraus. Von 1989 bis 2005 war Anton Ziegenaus Vorsitzender der "Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Mariologie", eine Aufgabe, die mit der Herausgabe der "Mariologischen Studien" verbunden war (Bd. 8, 1991, bis Bd. 19, 2006). 2005-2018 wirkte er als Sekretär der Arbeitsgemeinschaft. Er war Mitglied der "Pontificia Academia Mariana Internationalis", die regelmäßig mariologische Weltkongresse organisiert. Intensiv mitgewirkt hat er als Sektionsleiter des Bereiches "Dogmatik" an dem von Leo Scheffczyk und Remigius Bäumer herausgegebenen "Marienlexikon", dem umfangreichsten mariologischen Nachschlagewerk der neueren Theologiegeschichte (6 Bände, 1988-1994). Dieses Jahrhundertprojekt wurde im Auftrag des "Institutum Marianum Regensburg" erstellt, dessen Vorstand Ziegenaus angehörte. Gemeinsam mit Leo Scheffczyk und Kurt Krenn begründete er 1985 die Zeitschrift "Forum Katholische Theologie" und war bis zu seinem Tode (zuletzt gemeinsam mit Manfred Hauke und Michael Stickelbroeck) deren Mitherausgeber.
Als Professor ein gefragter Prediger und Buchautor
Das Verzeichnis seiner wissenschaftlichen Schriften umfasst ca. 550 Titel. Dazu gesellen sich zahlreiche Predigten und andere geistliche Beiträge, vor allem in der homiletischen Zeitschrift "Praedica Verbum", deren Schriftleitung Ziegenaus über viele Jahre hinweg angehörte. Die didaktische Fähigkeit, die systematische Theologie auf anschauliche Weise weiten Kreisen nahezubringen, zeigt sich nicht zuletzt in einer großen Zahl von Radioansprachen, insbesondere für Radio Horeb. Stets begleitet war die wissenschaftliche Arbeit von dem seelsorglichen Einsatz als Priester, vor allem in Bobingen, dem Wohnort von Anton Ziegenaus. Bevor sich sein Gesundheitszustand zunehmend verschlechterte, beging er im Jahre 2021 das 45. Jubiläum seines Wirkens als nebenamtlicher Seelsorger im Krankenhaus Bobingen. Diese reiche pastorale Erfahrung zeigt sich etwa in den Veröffentlichungen zur Krankensalbung, zur Buße und zu den "Letzten Dingen". Dem Bistum Augsburg ist der wissenschaftliche und seelsorgliche Eifer des Verstorbenen besonders zugutegekommen. Viele Jahre war er Mitglied der Kommission für die Zweite Dienstprüfung der Priester im Bistum Augsburg.
Seit 1999 oblag ihm, in Verbindung mit dem "Initiativkreis katholischer Laien und Priester in der Diözese Augsburg", die Leitung der Theologischen Sommerakademie in Dießen (Ammersee) und später in Augsburg. Seit dem Jahre 2000 war er außerdem Kuratoriumsmitglied des "Forum Deutscher Katholiken" und ein gefragter Referent auf den Kongressen "Freude am Glauben". Viel beachtete Vorträge hielt er auch auf der Theologischen Sommerakademie des Linzer Priesterkreises, zu deren wissenschaftlichem Beirat er gehörte. Ziegenaus betreute eine beachtliche Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere für die Promotion und Habilitation. Die Ausstrahlung seines theologischen Werkes geht dabei weit über den deutschsprachigen Bereich hinaus. Dies zeigt unter anderem die internationale Vortragstätigkeit in italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache. Erwähnenswert sind hier vor allem die Einsätze als Gastprofessor in Pamplona (Universität von Navarra) und Rom (Päpstliche Universität vom Heiligen Kreuz). Seine mannigfachen Verdienste wurden von Seiten der Kirche gewürdigt durch die Ernennung zum Bischöflich Geistlichen Rat (1982), zum Kaplan Seiner Heiligkeit mit dem Titel Monsignore (1983) und zum Päpstlichen Ehrenprälaten (1988). Am 19. Mai 2008 erhielt er in Budapest den Stephanuspreis als Anerkennung für sein wissenschaftliches Lebenswerk. 2013 feierte er sein Goldenes Priesterjubiläum.
Ein repräsentativer Zugang zum wissenschaftlichen Werk von Ziegenaus findet sich in zwei Sammelbänden mit Aufsätzen („Verantworteter Glaube“, 1999-2001). Eine ganz besondere Bedeutung für die theologische Rezeption kommt der gemeinsam mit Leo Scheffczyk verfassten "Katholischen Dogmatik" zu (1996-2003). Vier der acht Bände stammen aus der Feder von Anton Ziegenaus: die Christologie (Bd. IV), die Mariologie (Bd. V), die Ekklesiologie und Sakramentenlehre (Bd. VII) sowie die Eschatologie (Bd. VIII). 2010-2020 erschien das achtbändige Werk in italienischer Sprache im Verlag der päpstlichen Lateranuniversität. Einzelne Bände wurden übersetzt ins Ungarische, Rumänische, Ukrainische und Koreanische.
Als Emeritus weiter im Dienst der Wissenschaft
Auch nach seiner Emeritierung im Jahre 2004 setzte Ziegenaus seine wissenschaftliche Tätigkeit mit Vorträgen, Publikationen, der Organisation von Tagungen und der Betreuung von Doktoranden fort. Er wirkte weiterhin als ordentlicher Professor an der Gustav-Siewerth-Akademie (Weilheim-Bierbronnen), die sich dem Gespräch zwischen Philosophie, Theologie und Naturwissenschaften widmet. Zu seinem 70. Geburtstag (2006) erschien eine ihm gewidmete Festschrift mit dem Titel: "Donum Veritatis. Theologie im Dienst an der Kirche". Mit den Worten Donum Veritatis („Geschenk der Wahrheit“) beginnt auch die Instruktion der Glaubenskongregation über die kirchliche Berufung des Theologen (1990). Kirchlichkeit und Wissenschaftlichkeit prägen gleichermaßen das Lebenswerk des Verstorbenen. Das Leben von Anton Ziegenaus stand im Dienst der ewigen Wahrheit, die in Jesus Christus menschliche Züge angenommen hat und in der Kirche zugänglich ist.
Ein besonders origineller Gesichtspunkt seines Lebenswerkes ist die weltweit einmalige Sammlung von Marienmünzen, die vom 2. Oktober 2020 bis zum 10. Januar 2021 im Augsburger Diözesanmuseum St. Afra gezeigt wurde. Der 2020 veröffentlichte Katalog trägt den Titel „Mariengeprägt“, den wir auch auf das Leben des Verstorbenen anwenden können. Einer seiner letzten Vorträge war für den Internationalen Mariologischen Kongress in Rom, der wegen der Corona-Pandemie im Jahre 2021 nach einjähriger Verzögerung digital gehalten wurde; Anton Ziegenaus hielt ihn mit Hilfe des Laptops eines Bekannten am 9. September 2021 vom Augsburger Haus St. Ulrich aus. Der Titel lautete: „Maria in der religiösen Kultur Bayerns“.
Abschied von einem großen Theologen
Bis zuletzt war er wohnhaft in Bobingen. Am 7. August, dem Hochfest der heiligen Afra, ist er schließlich im Alter von 88 Jahren verstorben. Möge Gott ihm auf die Fürsprache Mariens und der Bistumspatronin Afra hin vergelten, was er auf Erden an Gutem wirken durfte.
Das Requiem wird am Montag, den 12. August, um 14 Uhr in der Pfarrkirche St. Maria Magdalena in Schiltberg stattfinden. Um 13.30 Uhr wird der Rosenkranz gebetet. Das Begräbnis findet auf dem Alten Friedhof von Schiltberg direkt bei der Pfarrkirche statt. Konzelebranten werden gebeten violette Paramente mitzubringen. Am Donnerstag, 26. September wird in der Bobinger Pfarrkirche St. Felizitas um 18.30 Uhr ein weiterer Trauergottesdienst für ihn gehalten.
Der Herr vergelte ihm seine treuen Dienste. Wir bitten um das Gebet für den Verstorbenen.