Reich an Hoffnung sein
Angesichts von Naturkatastrophen, Klimawandel, Kriegen sowie Terroranschlägen und Attentaten hat Bischof Dr. Bertram Meier an diesem Freitag in der Basilika St. Ulrich und Afra dazu ermutigt, Glauben, Hoffnung und Liebe authentisch und attraktiv zu bezeugen. „Jeder und jedem von uns sind dazu verschiedene Fähigkeiten von Gott gegeben, die wir einbringen können“, sagte der Bischof vor Vertreterinnen und Vertretern der diözesanen Räte aus den deutschen Bistümern. Dabei griff er auch Gedanken von Papst Franziskus auf, die dieser in seinem Schreiben zum aktuellen Heiligen Jahr im vergangenen Jahr veröffentlichte.
Die mit der Überschrift „Spes non confundit“ (dt. Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen) betitelte päpstliche Bulle sei eine Einladung an alle Menschen, in den kommenden Monaten Jesus Christus als „unsere Hoffnung“ auf ganz persönliche Weise kennenzulernen und ihn wie schon seit den Anfängen der Kirche zu verkünden, so der Bischof. Eine Aufforderung, die der Papst in dem Wissen schreibe, dass gerade die gegenwärtige Zeit „nicht unbedingt von Hoffnung erfüllt ist“.
Um der Frage nachzuspüren, was in einer solchen Situation speziell Rätinnen und Räte aus den kirchlichen Laienvertretungen beitragen können, um die Hoffnung in diesem Heiligen Jahr wiederaufleben zu lassen, machte sich Bischof Bertram an eine Relecture des vor 60 Jahren veröffentlichten Dekrets für das Laienapostolat (Apostolicam Actuositatem). Das für Diözesanräte grundlegende Schreiben des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) durchleuchtete er auf den Begriff der Hoffnung und wie sich die seinerzeit aufgezeigten Perspektiven bis heute entwickelt haben.
An fünf Stellen des Dokuments taucht der Begriff der Hoffnung in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen auf. In einen Satz gefasst: Hoffnung als eine Verwirklichung des Laienapostolats, die im Glauben an Christus gründet, sich ausbreitet – auch in schweren Zeiten – und in konkreten Taten sichtbar wird. Dabei haben die Konzilsväter festgehalten, dass das Wirken der Laien durch die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe zum Ausdruck gebracht werde. „Machen wir uns also immer wieder bewusst, dass es Gott selbst ist, der in uns wirkt. Allein daraus können wir Hoffnung schöpfen“, erinnerte der Bischof daran, dass sich an dieser Glaubensüberzeugung bis heute nichts geändert habe.
Ein weiterer Aspekt der Hoffnung komme im Kapitel über die Spiritualität von Laien vor, die in der Beziehung zum Gottessohn Jesus Christus gründet, dem „Quell und Ursprung des gesamten Apostolates der Kirche“ (AA 4). Bischof Bertram gab an dieser Stelle kritisch zu bedenken, dass das personale Gottesbild in Deutschland seit Jahren massiv zurückgehe. „Hier müssen wir als Katholikinnen und Katholiken klare Kante zeigen und dem Trend entgegenwirken, wonach das Gottesbild immer diffuser zu werden droht, und der menschgewordene Schöpfergott zunehmend durch eine wie auch immer geartete, unbestimmte ‚Macht‛ oder ‚Energie‛ ersetzt wird“, gab er den anwesenden Rätinnen und Räten mit auf den Weg.
Dass an der Ausbreitung der Hoffnung und damit am Aufbau des Reiches Gottes jede und jeder Einzelne seinen persönlichen Beitrag leisten kann, daran lässt das Laiendekret genauso wenig Zweifel aufkommen wie Papst Franziskus in seiner Bulle zum Heiligen Jahr und Bischof Bertram in seinen Predigtworten. Was der Papst als „Zeichen der Hoffnung“ beschreibt, buchstabiert der Bischof folgendermaßen aus: „Auch wir sind heute gefragt, in Wort und Tat dafür einzutreten, dass gerade die Schwächsten nicht ausgegrenzt oder benachteiligt werden, und dass Fremdenhass absolut keinen Platz in der Kirche hat. Hierin sehe ich einen wichtigen Auftrag der Diözesanräte, stets wachsam zu sein und die Stimme zu erheben, wo das Heil von Mensch und Schöpfung gefährdet ist.“ Zudem bat er die Laienvertreterinnen und –vertreter darum, die Entwicklungen in Kirche, Politik und Gesellschaft auch weiterhin mit kritischem Blick zu begleiten.
Gerade im Umgang mit Leid – seien es die Krisen in der Welt oder auch persönliche „Wüstenzeiten“ – zeige sich ein zusätzlicher Aspekt der Hoffnung. Während das Laiendekret darauf verweist, „inmitten der Widrigkeiten des Lebens“ auf die kommende Herrlichkeit zu vertrauen, stellt Papst Franziskus uns das Beispiel Jesu vor Augen, in dessen Nachfolge es Aufgabe eines Christen sei, anderen zu helfen. Bischof Bertram knüpfte daran an und richtete sich an die Mitglieder aus den diözesanen Räten: „So bitte ich Sie darum, gut auf sich und Ihren inneren Einklang zu achten, gleichzeitig aber auch wahrzunehmen, wo Menschen in ihrem Umfeld körperlich oder seelisch leiden. Seien Sie für sie da.“
Denn bei allen Stellungnahmen zu Fragen des öffentlichen und kirchlichen Lebens, die satzungsgemäß zu den Aufgaben der Diözesanräte gehören, so der Bischof, brauche es gleichzeitig auch ganz konkretes Handeln und Aktivwerden als Gremium im Ganzen und als einzelnes Vorbild, damit die Menschen in den Pfarreien durch gelebte Liebe in Wort und Tat wieder mehr Hoffnung schöpfen können. Mit den Worten von Papst Franziskus gab er zum Schluss leicht umsetzbare Handlungsempfehlungen: „Ein Lächeln, eine Geste der Freundschaft, einen geschwisterlichen Blick, ein aufrichtiges Zuhören, einen kostenlosen Dienst (…) in dem Wissen, dass dies im Geist Jesu für diejenigen, die es empfangen, zu einem fruchtbaren Samen der Hoffnung werden kann.“
Zur Konferenz der Vorsitzenden, Geschäftsführer/-innen und Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) aus den Diözesanräten treffen sich in Augsburg an diesem Wochenende (7./8. Februar) Delegierte der 27 deutschen Diözesen, des Katholikenrats des Militärbischofsamtes sowie des Bundespastoralrats der katholischen Gläubigen anderer Muttersprachen und Riten. Jeder diözesane Rat entsendet drei Vertreterinnen oder Vertreter in das ZdK.