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Wichtiges

Rückschau auf unsere Besuche in Niederaltaich und in Loh

08.05.2016

Das Gute an diesem Apriltag war, keiner der Mitreisenden aus Greifenberg, Beuern, Eching und Schondorf musste Sorge haben, er verabsäume einen frühlingshaften Tag für die notwendige Gartenarbeit nach dem Winter.

Im Verlauf der Busfahrt, berichtete uns Pater Winfried über die Ergebnisse seiner detaillierten Recherche der Geschichte der Wirtsfamilie Ziegler in den vergangenen Jahrhunderten, insbesondere über die Brüder Johann Baptist Ziegler, der unter dem Namen Augustin II. von 1764–1775 Abt in Niederaltaich war, und Sein Bruder Franz Anton Ziegler (1734 – 1809), der als Pfarrer in Eching die Pfarrkirche Peter und Paul in ihrem jetzigen Aussehen gestalten ließ.

Auch über die Geschichte von Niederaltaich, dem zweitältesten Kloster Bayerns, das 741 mit Mönchen aus der Abtei Reichenau im Bodensee unter Führung des hl. Pirmin besiedelt wurde, unterrichtete uns Pater Winfried. Die Erklärung über die Bedeutung der geostrategischen Hanelslage am Zufluss der Isar in die Donau nutzte der Pädagoge in Pater Winfried zu einem kurzen Abfragen über die weiteren Zuflüsse der Donau, das sich dann doch zum heiteren Ratespiel entwickelte.

Angekommen in Niederaltaich wurden wir von dem freundlichen Führer vor der Klosterkirche empfangen. Wie sich im Verlauf der Führung rausstellte, hatte sich Herr Rainer Gaschler, ein pensionierter Lehrer und Leiter des Chorkreises Niederaltaich, speziell auf seine Gäste aus Greifenberg und Eching vorbereitet.

Vor der Kirche begannen die Erläuterungen und wir wurden auf die noch zu erkennenden Reste der ursprünglichen frühgotischen Hallenkirche, wie das auf der Nordseite, nahe des Eingangs noch zu erkennende Tympanon, hingewiesen. In der Zeit von 1700 bis 1731 wurde die Kirche komplett erneuert, aus der ehemals gotischen Kirche wurde in sehr harmonischer Umgestaltung eine Barockkirche.

Wenn man in die 60m lange Kirche eintritt, kommt zuerst das große Gemälde hinter dem Altar ins Blickfeld, den Kirchenpatron darstellend, den hl. Mauritius und dessen Gefährten aus der Thebäischen Legion des römischen Kaiserreichs, wie sie hingemetzelt (dezimiert) werden, da sie sich weigerten den alten Göttern zu opfern. Aber oben im Bild eilt ihnen in strahlenden Glanz Christus mit einer Gruppe Heiliger entgegen.

Auf den rechten Seitenaltären gab es Erklärungen über die Darstellung des Sterbens des hl. Benedikts, die Feuerprobe der hl. Kunigunde und das Martyrium des hl. Sebastians. Bei den linken Seitenaltären wurden uns die Bilder des hl. Johannes, das Sterben des hl. Josefs und des hl. Martins erläutert. Ein Novum sind die Öffnungen im Gewölbe über den Seitenaltären, die den Blick freigeben durch den oberen Umgang auf die Deckenfresken, die den auf den Seitenaltar dargestellten Heiligen dann in himmlisch strahlendem Glanz zeigen.

Hervorgehoben durch die Quergänge sind in beiden Seitenschiffen die jeweils dritten Seitenaltäre, rechts eine Pieta aus Sandstein und darüber im oberen Umgang, die hl. Maria als Mutter der Gnade. Auf der linken Seite ist über dem dritten Seitenaltar der hl. Gotthard dargestellt, Mönch und Abt in Niederaltaich, der das Kloster von 996 an in eine neue Blütezeit führte und später im Jahre 1022 Bischof von Hildesheim wurde. Bei den Seitenaltären befinden sich auch Glasschreine mit den edelmetall- und edelsteinverzierten Gebeinen von Christen und Heiligen aus der Frühzeit des Christentums.

Zu dem Freskenzyklus des Mittelschiffs, die eine Geschichte des Kloster Niederaltaich erzählen, erklärte uns Herr Gaschler auch ausführlich alle Schwierigkeiten der Freskenmaltechnik und wies auf die feine Stuckarbeit hin, die alle Bilder einrahmt.

Wir gingen dann noch in die Oberkirche, ein halbrunder Anbau, der während der Barockisierung an das Ostende der Kirche angefügt wurde. Herr Gaschler erklärte uns noch wie herrlich der Gesang in diesem Raum klinge und schon wurde der Kanon „Lobet und preiset ihr Völker den Herrn“ angestimmt, um die Aussage zu überprüfen.

Während wir in die Gruft hinunterstiegen um die Grabtafel von Abt Augustin II. zu suchen, bekamen wir dann noch aus dem Leben dieses Barockmenschen erzählt. Als ein umfassend gebildeter Mann, förderte er die Ausbildung seiner Mönche und die Wissenschaft. Doch er liebte den Prunk und das Repräsentieren, fuhr gerne sechsspännig mit der Kutsche und wurde 1775 abgesetzt, damit das Kloster nicht wirtschaftlich ruiniert wurde.

Nach dem Mittagessen im Klosterhof, setzten wir unsere Reise in Richtung Loh, der Ort liegt im Donaubogen zwischen Straubing und Deggendorf, fort zur Wallfahrtskirche Hl. Kreuz. Pater Winfried hatte sich in die Details der Innengestaltung der Kirche, die unter dem Zeichen des Kreuzes steht, eingelesen und war hier unser kundiger Führer.

Diese ursprünglich ebenfalls gotische Kirche wurde von 1690 bis 1714 umgestaltet. Von 1768 bis 1771 schufen der Hofmaler Christian Wink, der Hofstuckateur Franz Xaver Feuchtmayer und der Bildhauer Matthias Obermayr im Innenraum dieser Kirche ein Glanzstück des Rokoko. Der Kunsthistoriker Herbert Schindler schreibt über den Innenraum: „Das kirchliche Rokoko von Loh ist noch einen Grad eleganter als das höfische des Cuvilliés-Theaters, reifer auch als das der Wieskirche in Steingaden.“

Das Deckenfresko im Mittelschiff, das Wink als Dreißigjähriger begann, ist mit seinen dynamischen, lebendigen und farbigen Figuren und dem Schwung der in diesem Bild zu spüren ist, sein bestes Gemälde. Seine späteren Werke haben nicht mehr ganz diese Lebhaftigkeit und Ausdrucksstärke. Das Gemälde schildert die Rückführung (Kreuzerhöhung) des hl. Kreuzes nach Jerusalem im März 630 durch Kaiser Herakleios. Die Perser hatten das hl. Kreuz 614 in Jerusalem geraubt. Nach Niederlagen mussten sie im Jahre 629 das hl. Kreuz wieder zurückgeben. Kaiser Herakleios brachte es selbst nach Jerusalem zurück. Nach der Legende verschloss sich jedoch das Stadttor auf unerklärliche Weise und erst nachdem Kaiser Herakleios, auf Anraten des Patriarchen, seine Prachtgewänder abgelegt und in demütiger Bußfertigkeit das Kreuz trug, konnte er das Tor passieren.

 

Das zum Chor hin anschließende Deckenfresko zeigt eine Szene aus dem Alten Testament (4. Mose 21, 6-9), Moses hatte auf Geheiß Gottes eine kupferne Schlange hoch auf eine Stange gehängt. Alle die zu ihr aufblickten wurden von den Schlangenbissen geheilt.

Das Gnadenbild im Altar, ein über 600 Jahre altes gotisches Kruzifix ist flankiert von den lebensgroßen und vergoldeten Schnitzfiguren der Gottesmutter und des Evangelisten Johannes und darüber, ein jugendlicher Gottvater inmitten von Engeln.

In dem Gemälde der Seitenkapelle erkennen wir, unter Anleitung von Pater Winfried, unseren Bistumsheiligen, den hl. Ulrich, Bischof von Augsburg, wie er bei der Schlacht auf dem Lechfeld, im Jahre 955, den Ungarn mit dem Kreuz entgegenzieht.

Im linken Seitenaltar abgebildet ist „Maria, Trösterin der Betrübten“, zu den Seiten des Gemäldes, die Statuen des hl. Florian und des hl. Sebastian.

An zentraler Stelle, im Chorbogen, verziert mit kunstvollen Ausstattungselementen, unter einem von Engeln gehaltenen roten Baldachin mit goldenen Bordüren, „Christus in der Rast“, den Kopf in die Hand gestützt, ein Christus, dem die Müdigkeit anzusehen ist.

Zum Ende unserer Kirchenbesichtigung sangen wir „O du hochheilig Kreuze, daran mein Herr gehangen…“. Die hilfsbereite Kirchenverwalterin, die mit nasse Haaren herbeigeeilt war um die Alarmanlage abzuschalten, damit wir uns ungehindert in der Kirche bewegen konnten, staunte nicht schlecht, wie die Leute vom Ammersee ohne zu Zögern ein Lied anstimmten.

In der benachbarten Wirtschaft waren die Kaffeetische schon gedeckt, leckere Kuchen waren gebacken, von der vorzüglichen Birnensahne sollen mancher gleich zwei Stück gegessen haben. Da sich im Gäuboden das Wetter nachmittags gebessert hatte, waren auch noch kurze Spaziergänge möglich.

Mehr schwebend als fahrend steuerte unser sehr zuvorkommender Fahrer den komfortablen Reisebus der Firma Boos sicher heimwärts in den Nieselregen von Eching und Greifenberg.

Bilder sind unter Bildergalerie Niederaltaich und Loh abgelegt.