„Salz und Sauerteig in der Welt“
Der „Kgl. Bayer. Hausritterorden vom heiligen Georg“ ist ein Hausorden des früheren bayerischen Königshauses und besteht auch heute noch als karitative Vereinigung fort. Zum Ordenshauptfest in der Hofkapelle der Münchner Residenz am vergangenen Samstag sprach Bischof Bertram als Gastzelebrant und –prediger über die enge Verbindung von Glauben und Bekenntnis.
Christinnen und Christen verstünden sich selbst nie als „nur weltimmanent“, betonte der Bischof eingangs in seiner Predigt. Was bei der eigenen Taufe die Eltern und Paten versprochen hätten, müsse man als mündig gewordener Mensch „aus ganzem Herzen selbst sagen, es muss unser Fleisch und Blut werden: Christianus sum.“ Dieses Bekenntnis, diese Entscheidung für Christus bedeute im Sinne der Offenbarung zur „neuen Schöpfung“ zu werden.
Gleichzeitig müsse aber angesichts der Situation der christlichen Kirchen in Deutschland die Frage gestellt werden, ob es diese „Zeugen und Jüngerinnen Jesu Christi“ auch weiterhin geben könne, wenn die den Glauben stärkende und tragende Gemeinschaft zunehmend schrumpfe. In diesem Zusammenhang werde auch der vom verstorbenen Papst Benedikt XVI. geprägte Begriff der „Entweltlichung“ kontrovers diskutiert. Damit sei aber weder eine weltfremde noch eine weltvergessene Kirche gemeint, im Gegenteil: „Unser Ziel muss sein, als Salz und Sauerteig in die Welt hineinzuwirken. Das bedeutet: Die Bereitschaft, sich zu distanzieren, ist Voraussetzung dafür, sich profiliert zu engagieren.“
Die Multireligiosität und Multikulturalität der Gegenwart erfordere, sich als Christ seines Glaubensprofils in immer stärkerem Maße bewusst zu sein und gleichzeitig behutsam als Dolmetscher zwischen dem Früher und dem Jetzt sowie in Bezug auf die unterschiedlichen Lebens- und Erfahrungswelten der Menschen aufzutreten. Der christliche Glaube könne kein „beliebiges Add-on“ sein, so der Bischof abschließend, sondern müsse „Rückgrat unserer Wertvorstellungen“ und „Quelle unserer Lebensfreude“ sein: „Unser Auftrag bleibt, die Freundschaft mit Gott zu pflegen, das Sakrament seiner Ganzhingabe, die Hl. Eucharistie, zu empfangen und das Vertrauen in uns zu nähren, dass SEINE Verheißung wahr wird – wenn wir dazu bereit sind“.
Im Rahmen des Ordenshauptfestes, das jährlich um den Festtag des heiligen Ordenspatrons Georg herum stattfindet, gab es in diesen Jahr auch vier Neuaufnahmen in den Orden sowie vier Beförderungen innerhalb der Rangstufen des Ordens. Traditionell wird zu diesem Fest jedes Jahr ein anderer bayerischer Bischof oder Abt als Zelebrant und Prediger eingeladen. Nach dem Gottesdienst fand in der Residenz ein Stehfrühstück statt, an das ein Vortrag anschloss. Die Prinzen Wolfgang und Christoph von Bayern stellten darin ein Projekt mit mobilen Schulen für Kinder aus nomadischen Gemeinschaften in Kenia vor, das ihr im Vorjahr verstorbener Bruder P. Florian von Bayern OSB aufgebaut hatte.
Der Hausritterorden vom heiligen Georg wurde 1729 durch den bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht gegründet und setzt sich als reiner Adelsorden für die Bekundung und Förderung des christlich-katholischen Glaubens sowie für die karitative Arbeit ein. Der Großmeister des rund hundert Mitglieder zählenden Ordens ist immer der aktuelle Chef des Hauses Wittelsbach, im Moment S.K.H. Herzog Franz von Bayern.