Schlaglichter auf eine lebendige Vollversammlung
Aus dem Bericht des Generalvikars
Bistumsleitung und Diözesanrat sind ein Stück ihres Weges gemeinsam gegangen und stehen nun vor neuen Herausforderungen. Dies wurde in der nun schon traditionellerweise zu Beginn der Vollversammlung stehenden Rede des Generalvikars deutlich: Beide Organe, so Msgr. Harald Heinrich, haben die fundamentalen Arbeiten an Raumplanung und Strukturreform hinter sich und orientieren sich nun neu.
Nun sei „verstärkt wieder inhaltliche Arbeit angesagt: die Weitergabe des Glaubens konkret vor Ort: in den Familien, in unseren Pfarrgemeinden, in den Verbänden und Gruppen, ebenso der ehrliche Blick auf die Nöte der Menschen, die auf das Engagement der Christen heute warten, im sozialen, gesellschaftlichen, familiären, politischen ... Bereich.“ Der Generalvikar sähe hier künftig gerne einen pragmatisch pastoralen und sozialen Schwerpunkt, weniger: „mit einer Positionierung und Resolution an die Öffentlichkeit zu gehen“.
Aus der Diskussion
Auch der Umfang des Fragebogens, der im Vorfeld der bischöflichen Visitationen auszufüllen ist, wurde von einem Mitglied beklagt. Die Bistumsleitung warb um Verständnis: Ein genaues und detailliertes Nachfragen zeuge von der Ernsthaftigkeit des Bemühens, die Situation in den Pfarreien zu erfassen; diesen selbst zeige die Beantwortung der Fragen wie in einem Spiegel, wie viel an Engagement vorhanden sei, dessen man sich vielleicht gar nicht mehr im vollen Sinne bewusst gewesen sei. Auch, so Bischof Zdarsa, werde man nach einer ersten Runde der Visitationen das bisherige Vorgehen betrachten und die gemachten Erfahrungen auswerten: „Die zweite Runde wird sich unterscheiden.“
Predigt des Bischofs – Bericht der Vorsitzenden
„Dem Tod entronnen – bei uns willkommen?“
Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es weltweit über 50 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene. Der massive Anstieg wurde vor allem durch den Krieg in Syrien verursacht, in dessen Verlauf fast die Hälfte der syrischen Bevölkerung (Gesamtzahl etwa 21 Millionen) entwurzelt wurde. Entgegen landläufiger Vorurteile kommen all diese Menschen nicht nach Deutschland. Viele sind Entwurzelte im eigenen Land oder suchen Schutz in den Nachbarländern. So hält Pakistan mit 1,6 Millionen afghanischer Flüchtlinge den weltweiten „Rekord“. Knapp darunter liegt der Libanon, der aus dem Nachbarland Syrien 1,2 Millionen Kriegsflüchtlinge aufgenommen hat, ein Land mit 4,5 Millionen Einwohnern.
Auch in Deutschland sind die Zahlen der hier eintreffenden Flüchtlinge sprunghaft angestiegen, rund 200.000 sind hier 2014 gestrandet, und dieses Jahr werden noch mehr erwartet. Allein in Augsburg leben rund 1200 Menschen, die aus Kriegen, Bürgerkriegen, Armut und Verfolgung geflohen sind. Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Augsburg hat deshalb diese Situation nicht nur zum Thema seiner Vollversammlung gemacht, sondern versucht, sich mittels einer Umfrage bei den Pfarreien, Ordensgemeinschaften und Verbänden ein Bild des bereits vorhandenen Engagements zu machen. Die sollte einerseits dokumentieren, dass die Katholiken unserer Diözese hier bereits in beachtlicher Weise aktiv sind, sie aber auch zu weiterem Einsatz anregen.
Auf die Umfrage des Diözesanrats geantwortet haben 179 Pfarreien, 37 Ordensgemeinschaften und 9 Verbände. Deren Aktivitäten wurden in eine Diözesankarte eingetragen. Außerdem wurden von der Diözese selbst 6 Unterkünfte für die Unterbringung von ca. 95 Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Weitere 5 Gebäude bzw. Wohnungen sind geplant. Pfarreien bzw. Pfarreiengemeinschaften haben insgesamt ca. 10 Unterkünfte für die Flüchtlinge bereitgestellt, katholische Verbände 6 und die Ordensgemeinschaften 14. Speziell für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge stehen 3 Einrichtungen zur Verfügung.
Nach den Vorträgen der Experten und der Diskussion hatten dann zwei Pfarreien die Möglichkeit, ihren umfänglichen Einsatz für die dort lebenden Flüchtlinge vorzustellen. Was passiert, wenn einem Dorf von 350 Einwohnern 34 Flüchtlinge angekündigt werden, unterzubringen im alten Wirtshaus? – Richtig, es gibt das, was man einen „Mordswirbel“ nennt, eine große Aufregung. Sprüche wie, dass man sich nachts nicht mehr aus dem Haus trauen könne, machen die Runde.
Michael Widmann