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Wichtiges
Kreuzfest im Kloster Wiblingen

Segen für Ross und Reiter

16.09.2023

Den Segen zu empfangen durch ein 1000 Jahre altes Reliquiar – für rund 50 Reiterinnen und Reiter war dies am Freitagabend der Höhepunkt des Kreuzesfestes im Kloster Wiblingen (Bistum Rottenburg-Stuttgart), zu dem Bischof Dr. Bertram Meier als Zelebrant gekommen war. In seiner Predigt bezeichnete er das Kreuz als „großes Pluszeichen“, das Gott und Welt in Beziehung setze.

Alte Reliquie, neue Tradition:

Kurz nach 18 Uhr erreichte die im fünf Kilometer entfernten Gögglingen gestartete Reiterprozession den Klosterhof der altehrwürdigen Abtei in Wiblingen. Unter den festlich gekleideten Reitern und Tieren befand sich auch eine Kutsche, die den kleineren Teil der Wiblinger Kreuzesreliquie zurück an ihren Ursprungsort beförderte. Vor exakt 925 Jahren hatten die Klosterstifter der Abtei das Kreuzpartikel überlassen. 1803, vor 120 Jahren wiederum, brachte der letzte Abt des Klosters einen Teil der Reliquie ins nahegelegene Gögglingen. Unter den Klängen des Wiblinger Heilig-Kreuz-Liedes "Heilig Kreuz, sei hoch verehret, hartes Ruhbett meines Herrn" erhielten die Anwesenden Tiere und ihre Besitzer dann den Segen mit den zusammengeführten Reliquiaren.

Von der Pferdesegnung zum Kreuzeszeichen:

Für Bischof Bertram waren beide Jubiläen Grund genug, über den Charakter des Kreuzes nachzudenken. Dabei betonte er, dass das Kreuzessymbol trotz der Allgegenwart in Kunst und Sprache auch eine schmerzvolle Seite habe. Zur Zeit Jesu seien Kreuzigungen grausame Realität gewesen und hätten vor allem als Abschreckungsmaßnahme gedient. Aber auch heute sei der Umgang mit dem Kreuz nicht so einfach. So habe der Europäische Gerichtshof zwar entschieden, dass das Kruzifix in Klassenzimmern angebracht werden dürfe. Die Begründung dieses Urteiles müsse Christen allerdings zu denken geben: Das Kreuz sei nämlich ein „passives Symbol“.

Deshalb stellte Bischof Bertram der Festgemeinde in der Basilika auch eine ganz konkrete Frage: „Denken wir überhaupt noch etwas, wenn wir ein Kreuz sehen beziehungsweise an einem Wegkreuz vorbeigehen – bewegt sich etwas in uns? Sprechen wir ein Gebet, halten wir kurz inne oder verneigen wir uns für einen Moment?“ Viele Menschen wollten sich diesem Anblick nicht allzu lange aussetzen, weil der Gekreuzigte die menschliche Haltung der Wehrlosigkeit so überdeutlich verkörpere. Dennoch verbinde allein das Kreuz Himmel und Erde miteinander.

 

Kloster Wiblingen in Kürze: 

  • Stiftung: 1093 durch schwäbischen Grafen
  • Auflösung: bestand als Benediktinerkloster bis 1806
  • Territorium: gehörte von 1507 bis 1701 den Fuggern
  • Neubau: ab 1714, Kirchweihe 1783
  • Nutzung: später Residenzschloss, Kaserne, Flüchtlingsheim, Akademie und Universitätsbibliothek
  • heute: Nutzung durch das Uniklinikum Ulm
  • Verwaltung: durch die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württembergs
  • ehm. Klosterkirche: seit 1806 Pfarrkirche, seit 1993 Basilika minor
  • Zugehörigkeit: Seelsorgeeinheit Ulm-Basilika im Bistum Rottenburg-Stuttgart

 

Im Anschluss feierte Bischof Bertram ein feierliches Pontifikalamt in der Basilika.

Im Anschluss feierte Bischof Bertram ein feierliches Pontifikalamt in der Basilika.

Das Kreuz als Erkennungszeichen der Christen:

Zusammenfassend bezeichnete der Bischof das Kreuz trotz seiner Ambivalenz als Pluszeichen, welches Gott und Welt in Beziehung setze: „Es nahm dem Tod und der Vergänglichkeit den Stachel, der alles Leben auf Erden durchsticht.“ Die Anwesenden forderte er darum ganz explizit dazu auf, das Kreuz eben nicht zu einem „passiven Symbol“ verkommen zu lassen, sondern es als Ansporn für ein Leben in der Gemeinschaft mit dem gekreuzigten Christus zu betrachten.

Während des Festgottesdienstes in der Basilika erklang die „Messe pour deux voix égales“ von Cecilie Chaminade, Orgel und Solisten standen unter der Leitung von Kirchenmusikerin Marion Kaßberger.