Synodalität als gemeinsamer Weg
„Total überwältigt“ vom Zuspruch, so begrüßte Prof. Dr. Gerda Riedl, Leiterin der Hauptabteilung Grundsatzfragen im Bistum Augsburg, am Dienstagabend im Haus Sankt Ulrich weit mehr als zweihundert interessierte Gäste, die begierig einen Blick hinter die Kulissen der kürzlich beendeten Bischofssynode werfen wollten. Und Bischof Bertram, der an der weltweiten Synode im Oktober teilgenommen hatte, gab bereitwillig und ausführlich Auskunft.
Der Bischof kündigte zu Beginn einen „Reisebericht“ an und stellte gleichzeitig klar, dass für touristische Ausflüge während der vier Wochen in Rom keine Zeit gewesen war: „Der Zeitplan war schneidig – das hat schon sehr viel Kraft gekostet.“
Der Reisebericht des Bischofs entführte die Zuhörerinnen und Zuhörer vielmehr in die geistliche Reise der Synode, die Papst Franziskus schon im Oktober 2021 ausgerufen hatte und nun drei Jahre danach zum Abschluss kam: „Synodalität ist eine geistliche Grundhaltung, die alle Getauften einschließt.“ Synodale Kirche heiße, gemeinsam unterwegs zu sein. Eine wichtige Methode dafür seien während der Synode die „Gespräche im Heiligen Geist“ gewesen. Wortmeldungen, die nicht gleich kommentiert, sondern zunächst in Stille bedacht worden seien, bevor man behutsam miteinander ins Gespräch gekommen sei. Bischof Bertram: „Das brauchen wir mehr denn je. Wir hauen schnell dem anderen eins drauf, und das ist nicht synodal. Wir haben in der Diözese ja auch schon verschiedentlich synodale Übungen gemacht - es braucht Zeit, es braucht Stille, es braucht Einhalt, es braucht auch die Geduld, die Dinge sich setzen und wirken zu lassen.“
Ausgangspunkt aller Überlegungen in Rom sei das gemeinsame Priestertum aller Getauften gewesen - das bedeute aber nicht, dass das Weiheamt eliminiert werde. Wie überhaupt die gerade in Deutschland gerne diskutierten Strukturdebatten während der Synode nicht im Zentrum gestanden hätten: „Hierzulande denken wir schnell, ‚ändern wir doch die Strukturen, bilden neue Gremien und dann hat es sich.‘ Da würde der Papst sagen: Zu kurz gesprungen!“ Wer lediglich Strukturen verändere, erneuere nur die Fassade. Der Bischof kündigte an, keine neuen Gremien einrichten zu wollen, aber die alten bestehenden Gremien „synodal zu erneuern“ – und, so Bischof Bertram, zu einer synodalen Grundhaltung auf allen Ebenen einladend: „Dazu brauche ich Sie alle!“
Dem Papst gehe es um Unterscheidung: „Möglichst viele sollen unterscheiden, im Sinne der Partizipation - alle sollen eingebunden sein. Aber der Papst lässt keinen Zweifel daran, dass er die letzte Entscheidung hat. Die Kirche ist kein Parlament.“ Der geweihte Amtsträger, so der Bischof, habe letztendlich die Schlussverantwortung: „Der Bischof ist kein Notar der Diözese, der alles sich vorbereiten lässt und dann nur noch mit einem schönen Kugelschreiber unterschreibt.“
Die Frauenfrage, führte der Bischof weiter aus, sei nicht explizit angesprochen worden, aber sie sei immer präsent gewesen. Bischof Bertram wies auf eine von Papst Franziskus eingesetzte Kommission hin, die sich bis zum kommenden Sommer mit der Frage einer möglichen Diakoninnenweihe befasst. Mit Blick auf das Schlussdokument der Synode sagte der Bischof: „Die Frage nach dem Zugang von Frauen zum diakonalen Dienst bleibt offen. Dass diese Frage offengelassen wird, ist ein Erfolg. Die Tür ist nicht geschlossen.“
„Der Synodenvorhang“, resümierte Bischof Bertram, „ist gefallen – aber das Stück der Synodalität geht weiter.“
Nach dem Vortrag kam es zu einem regem Austausch, bei dem auch die Frage nach konkreten Umsetzungen der Synode im Bistum Augsburg gestellt wurde. Bischof Bertram stimmte zu, dass es nach der Synode nicht nur um einen Rückblick gehen könne, und wies gleichzeitig auf anstehende Beratungen in der Deutschen Bischofskonferenz hin, um abseits von diözesanen Alleingängen gemeinsam die nächsten Schritte anzugehen. Aber: „Schon jetzt ist bei unseren bestehenden Gremien bei der Synodalität noch Luft nach oben.“
Der Abend war vom Akademischen Forum gemeinsam mit dem Diözesanrat der Katholiken veranstaltet worden. Ein Videomitschnitt, geeignet als Grundlage für weiterführende Diskussionen zum Beispiel auf Ortsebene, kann kostenlos beim Akademischen Forum angefordert werden.