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Wichtiges
Schulwerk

Tummelplatz und Übungsraum

02.10.2025

Es ist eines der größten Schulbauprojekte der jüngeren Zeit: Über 25 Millionen Euro haben das Schulwerk der Diözese Augsburg und die Stadt Dillingen gemeinsam in die Schaffung des St. Bonaventura-Campus inmitten der Stadt investiert, um für die Kinder, Jugendlichen und Lehrkräfte der vier Bonaventuraschulen des Schulwerks beste Voraussetzungen zu schaffen. In seiner Predigt zur Einweihung des Campus betonte Bischof Bertram, dass der heilige Franziskus auch noch heute als wichtiges Vorbild dienen könne und solle.

Angesichts der in großen Scharen erschienen Schülerinnen, Schüler und Studierenden der vier Bonaventura-Schulen in Dillingen entschied der Bischof sich spontan, seine Predigt auf die zwei wesentlichsten Punkte zusammenzufassen, wie sie auch schon durch sein Messgewand symbolisiert würden. Der Spruch auf der Rückenseite „Baue meine Kirche auf“ sei ebenjene Botschaft Christi gewesen, die der heilige Franziskus in einer Vision vernommen und zum Leitbild für sein Leben ausgewählt habe. „Franziskus hat das zunächst ganz wörtlich genommen. San Damiano, eine kleine Kirche, dem Verfall preisgegeben, hatte Franziskus vor Augen, und er hat angefangen, mit seinen besten Freunden zunächst einmal Steine zu sammeln, um dieses Ruinenkirchlein wiederaufzubauen. Und nach und nach ist Franziskus ein Licht aufgegangen: Es geht nicht nur darum, Steine zu sammeln!“

Tatsächlich sei es der Auftrag Christi gewesen, als „lebendige Steine“ im Haus der Kirche zu wirken – eine Mission, die Franziskus damals mit seinen Freunden umsetzte und die zugleich heute noch Ansporn sein solle für Christinnen und Christen in aller Welt: „Auch ihr, meine lieben Schülerinnen und Schüler, liebe Studierende, seid lebendige Steine im Bau der Kirche. Kommt, bauen wir gemeinsam die Kirche wieder auf!“ Doch habe Franziskus nicht nur große Gedanken entfaltet, sondern diesen auch stets Taten folgen lassen – damals in Assisi mit einem handfesten Eklat, als er sich mitten auf dem Hauptplatz seiner Heimatstadt nackt ausgezogen habe als Zeichen seiner inneren Umkehr und seiner unbedingten Solidarität mit den Armen: „Franziskus hatte die Seiten gewechselt. Nicht mehr auf der Seite der Reichen und Schönen wollte er stehen, sondern ganz auf der Seite der Armen. Und das ist es, was ich euch auch wünsche, dass ihr immer wieder ein Auge habt für Menschen am Rande, für Leute, denen es nicht so gut geht wie uns.“

Bischof Bertram ließ sich bei der frei gehaltenen Predigt von seinem Messgewand unterstützen.

Bischof Bertram ließ sich bei der frei gehaltenen Predigt von seinem Messgewand unterstützen.

Mit einem Blick auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Campus“ richtete Bischof Bertram sich abschließend noch einmal an die versammelte Gemeinde: „Nutzen Sie die neugewonnenen Räume als „Ackerland“ und „Saatfeld“, als „Spiel- und Tummelplatz“, als Übungsraum und Lernumgebung, nicht nur zur Wissensvermittlung, sondern auch zum Austausch zwischen den Lernenden jeden Alters, den Klassenstufen und den Begabungen und Fähigkeiten, von denen jede und jeder der Gemeinschaft so viel zu geben hat!“ Die vier Bonaventura-Schulen Dillingens trügen ihren Namen vom heiligen Bonaventura, einem der ersten Gefährten des heiligen Franziskus, der sich seinen neuen Namen gemäß jenem Wort aussuchte, dass der Heilige zu ihm sprach und das auch heute noch alle Kinder und Jugendlichen des neugestalteten Schulcampus sagen können sollten: „Buona ventura – Welch glückliche Fügung!“

Beim abschließenden Festakt und der Segnung der neuerrichteten Räumlichkeiten am Campus betonte Schulwerksdirektor Peter Kosak, dass die Anfänge von Idee und Planung viel weiter zurückreichten als die insgesamt acht Jahre der Bauzeit im Herzen Dillingens. „Es gibt ein französisches Sprichwort, das mir in all den Jahren immer wieder ins den Kopf ging: Die längsten und härtesten Geburten bringen die schönsten Kinder hervor. Und, meine Damen und Herren, schauen Sie sich um, haben wir nicht das schönste Kind zurechtgebracht, das man sich vorstellen kann?“ Doch sei die Strecke von erster Idee bis hin zur Segnung durch den Bischof nicht nur ein langer, sondern auch ein überaus steiniger Weg gewesen - manchmal auch ganz buchstäblich zu verstehen, brachten die Bauarbeiten doch auch immer wieder archäologisch wertvolle Teile der alten Stadtmauer hervor oder auch menschliche Überreste des alten Friedhofs, die dann behutsam umgebettet wurden: „Wer hätte gedacht, dass ein Schulprojekt einen zum Grabverwalter macht?“

"Diese Schule gehört euch": Schülerinnen und Schüler der Bonaventuraschulen beim Festgottesdienst.

"Diese Schule gehört euch": Schülerinnen und Schüler der Bonaventuraschulen beim Festgottesdienst.

Durch Corona habe sich das Projekt dann noch deutlich mehr verzögert und vor allem auf insgesamt 28,7 Millionen Euro Baukosten verteuert: „Eine Summe, die uns manche Nächte lang nicht schlafen ließ.“ Doch habe das Schulwerk und alle weiteren Beteiligten weitergemacht, stets die Vision des fertigen Campus vor Augen und in einem außergewöhnlich guten Miteinander, „Schritt für Schritt, Stein für Stein, Hoffnung auf Hoffnung, Jahr um Jahr.“ Die nun entstandenen Klassenzimmer würden als Lohn aller Mühen nun erfüllt sein vom Lachen und vom Lernen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen: „Liebe Schülerinnen und Schüler, ihr seid der Grund, warum wir das alles getan haben. Für euch haben wir lange geplant und gekämpft und gebaut und alles gegeben. Nicht für den Bau an sich, sondern für das, was in ihm möglich werden soll: Die Begegnungen, die Tränen, die Erkenntnisse, die Begeistern, Freundschaften. Für ein Leben lang. Diese Schule gehört euch.“

Die ersten Ideen zum Bau eines gemeinsamen Campus der vier Bonaventuraschulen in Dillingen kamen bereits in den frühen Zweitausenderjahren auf. 2016/17 konnte dann mit den ersten Bauarbeiten begonnen werden. Der neu entstandene Gebäudekomplex besteht nunmehr aus komplett neuen Klassen- und Fachräumen für die Realschule, einer 1600 Quadratmeter großen, hochmodernen Dreifachturnhalle sowie einem Mehrzweckraum und einer Mensa, die von allen vier Schulen gemeinsam genutzt werden können. Die Halle soll zudem außerhalb der Schulzeiten den örtlichen Vereinen und Verbänden zur Verfügung gestellt werden. Das Bauprojekt, das die Bonaventura-Schulfamilie bestehend aus Realschule, Gymnasium, Fachoberschule und Fachakademie verbindet, wurde vom Schulwerk der Diözese Augsburg getragen und durch kommunale und staatliche Stellen unterstützt.