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Wichtiges
Gebetswoche für die Einheit der Christen

"Tut Gutes! Sucht das Recht!"

20.01.2023

Augsburg (pba). Beten für die Einheit: Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter christlicher Kirchen sind am Donnerstagabend auf Einladung von Bischof Dr. Bertram Meier im Hohen Dom zusammengekommen, um ein Zeichen der ökumenischen Zusammenarbeit in Augsburg zu setzen. Der evangelische Regionalbischof Axel Piper betonte in seiner Predigt, dass man "Gottes geliebtes Kind" stets auch im Anderen erkennen müsse.

Bischof Bertram hieß die verschiedenen Geistlichen willkommen und erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass sich die im Dom versammelte Gemeinde einfüge in eine weltweite Gebetsinitiative. Diese sei ein wichtiges Zeichen gegen die verbreitete Auffassung von einer Stagnation in Sachen Ökumene. Trennung und Spaltung wurden zu Beginn im Bußritus symbolisch in Form von Steinen vor dem Altar niedergelegt.

Ausgehend von der Bibelstelle Mt 25, 31-40 (Die Werke der Barmherzigkeit) rief Regionalbischof Axel Piper dazu auf, selbst tätig zu werden: „In seiner letzten Rede vor seinem Leiden, Sterben und Auferstehen zeigt Jesus, dass es nicht egal ist, was wir als Einzelne tun und wie wir leben. Viele Menschen leben heute mit dem Gefühl: Was ich tue, ist doch eher unbedeutend, nicht so wichtig, egal.“ Aufgrund dieser Haltung würden sich viele "bequem oder resigniert" in ihr Privatleben zurückziehen. Dabei sei das Handeln jedes Einzelnen von Bedeutung, und zwar den Mitmenschen und Gott gegenüber.

Trennendes wurde symbolisch als Stein vor dem Altar niedergelegt.
Trennendes wurde symbolisch als Stein vor dem Altar niedergelegt.

Im Hinblick auf das Miteinander der christlichen Konfessionen stelle sich die Frage, ob wir auch im Anderen ein geliebtes Kind Gottes erkennen könnten. Unterschiede gehörten dazu: „Vielleicht ist der andere als Kind Gottes einfach nur anders, vielleicht katholisch, methodistisch, evangelisch, baptistisch, freikirchlich, pietistisch, charismatisch, jüdisch, muslimisch oder nicht religiös? Vielleicht ist die oder der andere als Kind Gottes noch nicht mal sympathisch und nett, oder mit ganz anderen Erfahrungen, nämlich geflohen, vertrieben, verwahrlost, verdorben, kriminell, alkoholisiert, unfähig oder was auch immer, aber es bleibt ein Kind Gottes, eine Schwester oder Bruder Jesu Christi, dem Gottes Liebe gilt.“

Die Bereitschaft zu helfen sei dabei für das christliche Leben unabdingbar. Die sieben Werke der Barmherzigkeit könnten in der heutigen Zeit aber ganz vielfältig und unterschiedlich ausgeübt werden. Der Regionalbischof ermutigte die Gemeinde dazu, auch auf hilfsbedürftige Menschen zu achten, die nicht im Fokus bestimmter Medien stünden: „Die Art der Hilfe kann sehr unterschiedlich sein, als materielle oder seelische Hilfe, als Reden oder Zeit zum Zuhören, als Zuwendung oder freundliches Lächeln. Helfen heißt nicht, dass wir immer tun müssen, worum man uns bittet oder nur lieb und soft sein; es kann auch bedeuten, dass wir mal jemand auf-rütteln, ausschimpfen oder deutlich ,Nein‘ sagen, damit der andere aufwacht und sich ändert.“

Gleichzeitig nahm Regionalbischof Piper auch Bezug auf die verschiedenen Kriege auf der Welt. Leid entstünde immer dann, „wenn Menschen sich selbst zu Herren machen ohne Respekt vor Gott und vor anderen Menschen.“ Der Name Gottes werde dabei nicht selten für politische Zwecke missbraucht. Berechnete und kalkulierte Hilfsbereitschaft mache darüber hinaus die Gesellschaft krank.

Bischof Bertram und Regionalbischof Piper erteilten gemeinsam den Schlusssegen.
Bischof Bertram und Regionalbischof Piper erteilten gemeinsam den Schlusssegen.

In einer zunehmend säkularen Gesellschaft müsse man sich darüber hinaus die Frage stellen, wer oder was als Orientierungspunkt dienen könne. Um wirklich handlungsfähig zu werden brauche es die „gemeinsame Orientierung […] zu unserem Gott und Richter.“

Seine Predigt endete mit einer hoffungsvollen Feststellung: „Mit Mut, Courage und Verantwortungsbewusstsein können wir uns im Glauben durch Gott gestärkt – in christlicher Einheit - für unser Miteinander einsetzen und besonders für die, die unsere Hilfe am meisten brauchen.“

Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland lädt seit 1916 jährlich zu einer Gebetswoche ein. Die Veranstaltungen zwischen dem 18. und dem 25. Januar standen in diesem Jahr unter dem Leitwort „Tut Gutes! Sucht das Recht!“. Christen aus dem amerikanischen Minnesota hatten das Jesajawort als Motto ausgewählt. Der Prophet fordert in seinem Buch immer wieder dazu auf, gemeinsam in die Welt hinein zu wirken und so für Gerechtigkeit und Recht einzutreten.