Unabhängige Aufarbeitungskommission veröffentlicht Missbrauchsstudie
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Augsburg (UAKA) hat an diesem Donnerstag (30. Oktober 2025) die von ihren Mitgliedern selbst erarbeitete „Studie zum sexuellen Missbrauch im Bistum Augsburg“ vorgestellt und Bischof Dr. Bertram Meier übergeben. Die Studie beleuchtet für den Zeitraum der Episkopate von 1930 bis heute, ob die Verantwortungsträger in der Diözese Augsburg nach Hinweisen auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger angemessen reagiert haben – und wer hierfür die Verantwortung trägt, falls dies nicht der Fall war. Zudem enthält sie konkrete Empfehlungen für das Bistum.
Gegenstand der Untersuchung war eine „vertiefte Auswertung des der bundesweiten MHG-Studie zugrundeliegenden Datenbestandes für das Bistum Augsburg unter besonderer Berücksichtigung der Verantwortlichkeiten“. In einem Anhang werden die im Bistum Augsburg nach Redaktionsschluss der MHG-Studie (Mai 2017) bekannt gewordenen Fälle sexualisierter Gewalt dargestellt.
Nach Auswertung von insgesamt 1.507 Personalakten von im Zeitraum 2000 bis 2014 im Bistum noch lebenden Geistlichen (und damit der Erfassung bis ins Jahr 1948 zurückreichender Ereignisse) kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Verantwortlichen im Bistum in 35,48% nicht angemessen gehandelt haben. Dieser Wert differiert allerdings stark zwischen den einzelnen Episkopaten. Hubert Paul, Vorsitzender der Unabhängigen Aufarbeitungskommission: „Die höchsten Prozentwerte nicht angemessenen Verhaltens haben wir festgestellt für die Episkopate Dr. Freundorfer (1949-1963, 54,5%), Dr. Stimpfle (1963-1992, 63,6%) und Dr. Dammertz (1993-2004, 68,8%). In der Folgezeit lag der Anteil nicht angemessener Reaktionen bei 33,3% (Bischof Dr. Mixa), 5,9% (Bischof Dr. Zdarsa) und 0% (Bischof Dr. Meier).“ Bei keinem der Verantwortungsträger wurde ein persönliches Missbrauchsverhalten festgestellt.
Untersucht wurden 193 Taten zum Nachteil von 156 Betroffenen, etwa 2/3 davon waren männlichen Geschlechts. 42,5% der Betroffenen waren Kinder unter 14 Jahren. Die Taten sind insgesamt 77 Beschuldigten bzw. Tätern zuzuschreiben.
Um in Zukunft mit Fällen sexualisierter Gewalt gut umzugehen, empfiehlt die UAKA in ihrer Studie dem Bistum, Erkenntnisse aus diesem Bericht zu gewinnen und in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Dies umfasst unter anderem eine Stärkung der Prävention, die Schaffung einer Kultur der Achtsamkeit, eine Betroffenenfürsorge sowie ein transparentes Handeln der Verantwortungsträger.
Die 206 Seiten umfassende Studie sowie die Statements von Hubert Paul (UAKA) und des Unabhängigen Betroffenenbeirats (UBBA) sind zudem auf der Homepage der Aufarbeitungskommission und des Betroffenenbeirats veröffentlicht.
Hier finden Sie die Ansprechpartner für Fälle sexuellen Missbrauchs oder körperlicher Gewalt an Minderjährigen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen durch Kleriker und sonstige Beschäftigte im kirchlichen Dienst sowie alles rund um das Thema Prävention im Bistum Augsburg.