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Wichtiges
Interreligiöser Dialog

„Verantwortung vor Gott und den Menschen“

26.05.2022

Das Thema des interreligiösen Dialogs nimmt auch am Stuttgarter Katholikentag eine wichtige Rolle ein. In einer Podiumsdiskussion sprach Bischof Dr. Bertram Meier mit Kollegen und Kolleginnen aus verschiedenen Religionen über die Frage, welchen Stellenwert und auch welche Verantwortung Religion und Religionen in der modernen Gesellschaft haben müssen.

Die Veranstaltung wurde vom Runden Tisch der Religionen und der Christlich-Islamischen Arbeitsgruppe CIBEDO der deutschen Bischofskonferenz veranstaltet. Bischof Bertram eröffnete als Vorsitzender der Unterkommission für Interreligiösen Dialog in der Bischofskonferenz das darauffolgende Gespräch mit einem Impuls. Dabei betonte er die gemeinsame Frage der Verbundenheit mit Gottes Schöpfung und der Verantwortung der Menschen für dieselbe, der sich alle Religionen gleichermaßen stellen müssten: „Die Menschen untereinander und die Umwelt sind konstitutiv miteinander verflochten. Das hat eine theologische Relevanz – nicht nur für das Christentum, sondern für alle Religionen, jede für sich intrareligiös und auch gemeinsam“.

Es sei die gemeinsame Verantwortung der Glaubensrichtungen und Religionen, in Gesellschaft und Kultur hineinzuwirken und sich nach ihren Möglichkeiten für die Bewahrung der Umwelt und die Geschwisterlichkeit der Menschen untereinander einzusetzen. Wie bereits das christlich-muslimische Dialog-Dokument von Abu Dhabi 2019 betont habe, richte sich Gottes Blick und auch Gottes Auftrag nicht an die Angehörigen einer bestimmten Glaubensrichtung, sondern spreche „alle Menschen guten Willens“ an: „Ohne zu vereinnahmen wird trotzdem die ganze Menschheitsfamilie mit einbezogen in den Prozess des Friedens untereinander und mit der Welt als Umwelt.“

Für die Mehrheit der Weltbevölkerung sei Religion nach wie vor „ein entscheidender Bestandteil des Selbst- und Weltverständnisses“, so Bischof Bertram. Gerade deshalb nehme diese religiöse Verantwortung und die Pflege einer Kultur des Dialogs untereinander unbedingt eine besonders wichtige Rolle ein. Für ihn sei es die gemeinsame Aufgabe der Religionen, gemeinsam über die jeweiligen Aufgaben in der Gesellschaft zu diskutieren und geschwisterlich zu Lösungsansätzen zu kommen, wie der Glauben vor diesem Hintergrund in die Gesellschaft hineinweirken könne. Leitfaden könnten dabei die Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils sein, demzufolge der Dialog der Religionen untereinander „mit Klugheit und Liebe“ geführt werden müsse: „Mit Klugheit und Liebe, mit Wertschätzung: Mögen uns diese Leitworte durch die heutige Diskussion begleiten und unser multireligiöses Sprechen und Handeln prägen!“

Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Konfessionen und Religionen erläuterten anschließend die ihnen jeweils eigene Sichtweise und stellten sich dann gemeinsam mit dem Bischof den Fragen der zahlreich anwesenden interessierten Zuhörer. Bei aller Verschiedenheit sei man indes doch einig, dass diese gemeinsame Verantwortung bestehe und dass es Aufgabe der Religionen sein müsse, für Verbundenheit der Menschen miteinander und Achtsamkeit füreinander zu werben und diese zu fördern.

Die Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart statt und war Teil des Katholikentag-Programms. Der Runde Tisch der Religionen ist ein eigenständiges Gremium verschiedener Religionen und Glaubensrichtungen, deren Repräsentanten zweimal im Jahr zu gemeinsamen Gesprächen und Diskussionen zusammenkommen. Die Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle CIBEDO der deutschen Bischofskonferenz wurde 1978 gegründet. Die Fachstelle bemüht sich um den interreligiösen Dialog und theologischen Austausch in Deutschland und dokumentiert die Entwicklung islamischen Lebens in der Bundesrepublik.