Vom Menschsein auch im Wettbewerb
Zum 47. Mal sind heuer die Sportverbände DJK und BLSV zur gemeinsamen Wallfahrt nach Violau aufgebrochen. In dem Festgottesdienst in der Marienwallfahrtskirche betonte Bischof Bertram vor mehreren hundert Pilgerinnen und Pilgern, dass die tätige Nächstenliebe auch im sportlichen Wettkampf ihren Platz haben müsse.
Mit Bezug auf das bekannte Gleichnis vom barmherzigen Samariter sprach der Bischof in seiner Predigt über die Bedeutung und Umsetzung christlicher Werte im Sport. „Da liegt ein Verletzter im Straßengraben - einer, der offensichtlich Hilfe braucht - und zwei, die zum Gottesdienst im Tempel unterwegs sind, „sahen ihn und gingen weiter.“ Ausgerechnet ein Priester und ein Levit, also zwei hochstehende Mitglieder der damaligen Gesellschaft in Israel seien es gewesen, die derart achtlos an dem Verletzten vorbeigegangen seien. Tatsächlich war es dann ein Samariter, also ein Angehöriger einer geächteten Minderheit, der „ eine Verzögerung, ja eine Schwächung seiner eigenen Person bewusst auf sich“ nahm, um dem Gebot der Nächstenliebe nachzukommen.
Tatsächlich gebe es auch im Sport immer wieder Situationen, in denen der barmherzige Samariter auch für uns heute ein Vorbild sein müsse, fuhr der Bischof fort und nahm konkret Bezug auf einen Massensturz, der sich im April dieses Jahres bei einem Radrennen in den wallonischen Ardennen ereignet habe. Der Weltmeister Julian Alaphilippe sei gegen einen Baum geprallt und eine Böschung hinuntergestürzt. Sein Landsmann Romain Bardet sei sofort zu dem Verletzten geeilt und ihn bis zum Eintreffen der ärztlichen Hilfe erstversorgt in dem Wissen, dass er damit seine eigenen Chancen auf den Sieg aufgegeben habe: „Hoffentlich ein Ereignis mit Vorbildcharakter! Gerade im Sport ist es wichtig, dass bei aller Konkurrenz und Kampfbereitschaft der Sportsgeist nicht verloren geht.“
Bardet habe sich aber seinem eigenen Siegeswillen nicht untergeordnet und beim Anblick seines gestürzten Mitsportlers und Konkurrenten Größe bewiesen: „Er folgte einem inneren Impuls, der über dem Willen zum Sieg stand. Nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Professionalität bewies der Weltklassefahrer, dass er nicht bereit ist, dem Wettkampf sein Menschsein zu opfern.“
Die 47. Sportlerwallfahrt nach Violau wurde auch heuer wieder vom Diözesanverband des katholischen Sportverbands DJK, den Kreisen Augsburg-Land und Dillingen des Bayerischen Landes-Sportverbands sowie dem Arbeitskreis Kirche und Sport in der Diözese Augsburg veranstaltet. Der Wallfahrtszug mit mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern, der im Nachbarort Unterschöneberg seinen Anfang nahm, wurde vom Spielmannszug des DSK Gersthofen sowie der Musikkapelle Violau begleitet. Die musikalische Begleitung während des Gottesdienstes wurde von der Gruppe „Aufwind“ aus der Pfarrei St. Pius in Augsburg-Haunstetten übernommen. Der Gottesdienst wurde live gestreamt und kann hier nachgesehen werden.
Die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Michael im Altenmünster Ortsteil Violau ist seit mindestens dem 15. Jahrhundert ein beliebter Marienwallfahrtsort im Westen von Augsburg. Die Zisterzienserinnen von Oberschönenfeld, denen der Ort damals gehörte, ließen 1617-20 die Kirche neu erbauen und Mitte des 18. Jahrhunderts im Rokokostil umgestalten.
