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Wichtiges
60 Jahre Exerzitienhaus St. Paulus

„Was brauchen die Menschen heute?“

29.01.2023

Anlässlich des Auftakts zum 60-jährigen Jubiläum des Exerzitienhauses St. Paulus in Leitershofen hat Bischof Dr. Bertram Meier die Gläubigen dazu eingeladen, den spirituellen Auftrag, der das „Fundament dieses Hauses“ sei, neu zu begreifen. Im Pontifikalamt am Sonntag sagte Bischof Bertram: „Was brauchen die Menschen heute? Worin liegt unsere Daseinsberechtigung als Seelsorgende, als Gastgeber/-innen in diesem lichtdurchfluteten Haus, das in der Vergangenheit für manche Gäste schon zur Porta Coeli, zur Pforte des Himmels, geworden ist?“

Mit Blick auf den Namenspatron des Exerzitienhauses bekannte der Bischof, „immer noch ganz benommen“ zu sein von der Bekehrungsgeschichte des heiligen Paulus: „Hier wird ein Mann, der absolut überzeugt war, das Richtige zu tun, komplett aus der Bahn geworfen. Gott greift ein, nicht wie beim jungen Samuel, der dreimal des Nachts seinen Namen hört, oder bei Mose, der sich neugierig dem brennenden Dornbusch nähert, sondern mit einer Wucht, die umhaut.“

So wie Paulus fortan als Werkzeug Gottes gewirkt habe, so sollten auch die Menschen von heute sich dieser Aufgabe verpflichtet fühlen. Bischof Bertram: „Ich lade Sie ein, das häusliche Jubiläumsjahr auch zu einer Reflexion zu nutzen und sich zu fragen: Welche neuen Akzente können wir setzen? Welche Menschen in den Blick nehmen, die wir bisher übersehen haben, für die wir uns nicht zuständig fühlten? Ein Haus, zumal ein Exerzitienhaus, will belebt sein, es braucht buchstäblich eine Seele. Hauchen Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung, in der Küche, im Garten und in der Pastoral zusammen mit Ihrem Direktor, Pfarrer Dr. Hartl, diesem Haus Leben ein, Leben, das fördert und befreit, das wächst und gedeiht!“

Nach dem Gottesdienst standen im Exerzitienhaus St. Paulus bei einer Vernissage Ikonen und Aquarelle eines ukrainischen Künstlerehepaars im Mittelpunkt, die unter dem Titel „Fragile Existence“ (Zerbrechliche Existenz) noch bis zum 9. April ausgestellt sein werden. Danylo und Yaryna Movchan, die beide als Vertreter einer zeitgenössischen Ikonenkunst gelten, waren bei der Vernissage anwesend und wurden mit großem Applaus begrüßt.

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Yaryna und Danylo Movchan: Ihre Ausstellung "Fragile Existence" läuft noch bis zum 9. April.

Für den 43-jährigen Danylo Movchan bedeutete die russische Invasion vom 24. Februar 2022 allerdings eine Zäsur in seinem künstlerischen Schaffen: Seitdem, so Danylo Movchan, könne er keine Ikonen mehr malen: „Was ich gesehen und erlebt habe, hat meine innere Welt verändert. Ich fand keinen Frieden und keine Ruhe in mir selbst.“ In Aquarellen fand er eine neue Ausdrucksform, mit der er auf die Schrecken des Angriffskrieges reagiert. In spannungsvollen Nebeneinanderstellungen und Kontrasten könne er die Tragik und den Schmerz des menschlichen Lebens besser vermitteln, so der Künstler. Inzwischen sind mehr als 80 Aquarelle entstanden, die bereits in sieben Ländern gezeigt werden konnten.

Yaryna Movchans filigrane und farbige Portraits wiederum führen in vielschichtige Innenwelten. „Ich schließe meine Augen und kann das Böse nicht verschwinden lassen, aber für einen Moment bin ich ihm entrückt“, drückt die Künstlerin ihre Gefühlswelt aus. Yaryna verwendet für ihre rundformatigen Bilder die für das ikonenmalen klassischen Eitempera-Technik, mit der sie jedoch frei experimentiert. In ihren Arbeiten, die sie als inneren Dialog, als Reflexion und Suche bezeichnet, erkundet sie die inneren Wege der jeweils dargestellten Heiligen.

Im Exerzitienhaus St. Paulus finden zweimal jährlich Ausstelllungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler statt. Die Ausstellung „Fragile Existence“ ist noch bis zum 9. April während der regulären Öffnungszeiten des Exerzitienhauses (Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr, Samstag 8 bis 15 Uhr, Sonntag 8 bis 14 Uhr) zugänglich.

Die Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr finden am 21. Juli mit einer Sommerserenade ihre Fortsetzung, bei der das Leitwort des diözesanen Ulrichsjubiläums „Mit dem Ohr des Herzens“ im Mittelpunkt steht. Am 10. September wird es zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals einen Tag der offenen Tür geben und zum Abschluss des Jubiläumsjahres ein Wochenende (15. bis 17. Dezember) über benediktinische Spiritualität mit Abt Johannes Eckert OSB für alle, die im Bereich Spiritualität engagiert sind.