Weltjugendtag in Polen: Begegnung mit Gott, Begegnung mit Gleichgesinnten
Der Weltjugendtag in Polen ist am Sonntag zu Ende gegangen. Mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck sind auch die rund 500 jugendlichen Pilger aus dem Bistum Augsburg mittlerweile wieder zu Hause angekommen. Auch Lioba Hölzle aus Bad Wörishofen. Sie war mit ihrer Pfarrei in Polen unterwegs und hat für uns ein paar Momente und Eindrücke, die sie in Krakau gesammelt hat, nochmal Revue passieren lassen. Wie der Weltjugendtag ihr neue Kraft gegeben hat, den Glauben auch im Alltag weiterzugeben, beschreibt sie eindrucksvoll in ihrem Beitrag. Das Thema "Barmherzigkeit" spielt dabei eine ganz besondere Rolle.
Barmherzigkeit, was soll das sein?
Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit haben sich junge Katholiken in Krakau auf dem Weltjugendtag getroffen, um sich mit ihrem Glauben zu beschäftigen. Sie kehren mit reichhaltigen Erfahrungen zurück
Text: Lioba Hölzle
Abenteuer erleben, Jugendliche aus aller Welt treffen, den Glauben feiern – der Weltjugendtag in Krakau ist seit ein paar Tagen offiziell zu Ende. Über zwei Millionen Jugendliche haben sich dort mit ihrem Glauben beschäftigt und neue Kraft geschöpft. Sie tragen ihre Erlebnisse nun in ihre Heimatländer, wie Papst Franziskus in der Abschlussmesse predigte: „Der Weltjugendtag, könnten wir sagen, beginnt heute und geht morgen zu Hause weiter.“
Und so ist es. Wir sind wieder in Deutschland angekommen, mit neuen Erinnerungen, die uns noch lange Zeit beschäftigen werden, mit neuen Freunden und Bekannten in aller Welt, die den gleichen Glauben haben, mit neuer Kraft und neuem Mut, den Glauben weiter zu entwickeln und auch weiterzugeben.
Denn Papst Franziskus hat uns bei der Vigilfeier auf dem Campus Misericordiae dazu aufgerufen, keine Sofa-Jugendlichen zu sein, Glück nicht mit Bequemlichkeit zu verwechseln. Wir sollen Jesus folgen, auch wenn es manchmal schwer ist, so wie es auch der Pilgerweg zum Campus Misericordiae war.
Wir sind morgens mit Gepäck für eine Nacht auf dem Feld aufgebrochen und waren fast den ganzen Tag unterwegs: Überfüllte Straßenbahnen und Busse haben uns unserem Nachtlager ein Stückchen näher gebracht, den letzten Streckenabschnitt haben wir zu Fuß überwunden. Unser Fußweg hat uns über eine extra abgesperrte Autobahn geführt, die Sonne brannte runter, die Rucksäcke wurden immer schwerer und es war kein Ende in Sicht. Sogar die Pausen waren deprimierend, weil in der Zeit so viele Pilger vorbeigelaufen sind und man ohne Pause schon ein ganzes Stück weitergekommen wäre.
Und gleichzeitig war der Marsch auch wunderschön. Wir haben diese Anstrengung mit so vielen anderen zusammen geteilt und alle haben zusammen geholfen, dass jeder heil ankommt. Wer nichts mehr zu trinken hatte, wer Sonnencreme brauchte, wem sein Rucksack zu schwer wurde, jeder hat Barmherzigkeit gegeben und erfahren. Ganz egal, ob man sich gegenseitig kannte oder nicht. Wir haben alle zusammengehalten und die Herausforderung überwunden.
Wir haben Barmherzigkeit gelebt und auch mit Bischöfen in den Katechesen darüber gesprochen. An drei Tagen konnten wir ihnen speziell über dieses doch etwas schwierige Thema sämtliche Fragen stellen, die wir dazu hatten. Barmherzigkeit, was ist das überhaupt? Im Alltag benutzen wir dieses Wort kaum, in der Kirche fällt es dafür umso öfter. Jetzt wissen wir: Barmherzigkeit bedeutet „vergeben und lieben“, „Brücken bauen“ und „Es steht jemand zu mir, wo ich nicht zu mir stehen kann.“
Doch Barmherzigkeit war nicht das einzige große Thema. Der Weltjugendtag bietet vor allem Begegnung: Begegnung mit Gott, aber auch Begegnung mit Gleichgesinnten. In Krakau herrschte in dieser Woche Ausnahmezustand. Überall sind Jugendliche mit ihren Landesflaggen durch die Straßen gezogen, haben mitgebrachte Souvenirs getauscht und verschenkt und sind sich auf Augenhöhe begegnet. Sämtliche Vorurteile waren plötzlich vergessen, weil ohne unsere Flaggen unsere Nationalitäten gar nicht zu erkennen gewesen wären. Auf dem Weltjugendtag sind in erster Linie junge Katholiken, die Herkunft ist zweitrangig. Und wir Jugendlichen wollen das in die Welt tragen, Barmherzigkeit und Offenheit für andere. Dinge, die beim Weltjugendtag ganz groß geschrieben wurden.