Wenn Gottes Anspruch sich meldet
Mit dem Tag der Priesterweihe geht für den Prämonstratenserchorherr Franziskus Schuler ein langer Weg zu Ende. Durch Handauflegung und Gebet hat Bischof Bertram ihn am heutigen Freitag zum Priester geweiht, und dabei gemeinsam mit der Festgemeinde in der Roggenburger Klosterkirche auch auf den Zusammenhang von Priester- und Prophetentum geblickt.
Der als Andreas Schuler 1990 in Günzburg geborene Prämonstratenser hatte bereits im September 2019 seine Ewige Profess abgelegt, wurde dann im Anschluss an sein Studium in Regensburg im Oktober 2021 zum Diakon geweiht und bekam nun ebenfalls durch Bischof Dr. Bertram Meier in der Klosterkirche des Priorates Roggenburg die Priesterweihe gespendet. Erste Erfahrungen in der Pastoral hat er in der Pfarreiengemeinschaft Babenhausen gesammelt, gleichzeitig unterrichtete er auch Religion an der Volksschule in Roggenburg.
Mit Blick auf den von Andreas Schuler gewählten Ordensnamen Franziskus führte Bischof Bertram in seiner Predigt aus, dass der heilige Franz von Assisi ein Mensch gewesen sei, der „durch sein Leben, seine Symbolhandlungen und seine revolutionären Botschaften die verknöcherte Kirche des Mittelalters aufgesprengt und geweitet hat“. Gerade weil der hl. Franziskus nie die Priesterweihe empfangen habe, werde deutlich, dass man Prophet nicht „auf dem kirchlichen Dienstweg, auf den Sprossen einer bestimmten kirchlichen Karriereleiter“ werde. Stattdessen gelte: „Wer es mit Gott zu tun bekommt, der kann sich auf einiges gefasst machen.“ Auch der Prophet Jeremia, dessen Berufung in der Lesung geschildert wurde, sei oft alleine dagestanden und musste sich durchbeißen in seiner Berufung. Gott aber habe trotz allen Widerstandes treu und auch unerbittlich an ihm festgehalten.
Auch heute müssten sich angehende Priester fragen, ob sie den Anforderungen gewachsen seien und sich wirklich für die Kirche engagieren wollten. Als Ordensmitglied gebe man auch noch viel der persönlichen Freiheit zugunsten des Gehorsams auf. Bischof Bertram: „Es ist nicht leicht, die eigene Lebensgeschichte so zu schreiben, dass sie sich einfügt in eine größere Geschichte.“ Nur wer die eigenen Bedürfnisse gegenüber dem Anspruch Gottes zurückstelle, könne einen Glauben leben, der das eigene Leben verändere. Zum Ende seiner Predigt zitierte er daher auch ein Gebet aus der Ostkirche: „Zwischen uns soll nichts mehr sein. Lass mich zu dir kommen. Gib, dass ich mich versenke, vertiefe in deine Gegenwart. Dein Herz allein spreche zu meinem Herzen.“
Nach dem Gesang der Allerheiligenlitanei empfing Frater Franziskus durch Handauflegung, Gebet und Salbung die Priesterweihe. Abt Hermann Josef Kugler OPraem, dem das Kloster Roggenburg untersteht, versprach der Neupriester Ehrfurcht und Gehorsam. Im Anschluss feierte er gemeinsam mit Bischof Bertram und dem Chorherrenkonvent die Eucharistie.
In einem Interview mit dem Portal „credo“ vor seiner Weihe sprach der Prämonstratenser von seinen Erwartungen, die er an die Weihe knüpft: „Ich hoffe, dass ich als junger Priester ein Zeichen setzen kann – gerade für junge Leute. Ich möchte zeigen, dass es möglich ist, den Glauben auch heute noch authentisch zu leben. Grundsätzlich hoffe ich, dass durch das Wagnis, das ich durch meine Lebensform als Priester eingehe, der Glaube gewinnt.“
Seine erste Heilige Messe, die sogenannte Primiz, feiert Pater Franziskus am 7. Mai um 10 Uhr in der Klosterkirche. Die Heimatprimiz findet am 14. Mai um 10 Uhr auf dem Sportplatz in Burtenbach statt. Im September beginnt dann für Pater Franziskus die Kaplanszeit in Altenstadt/Iller.
Hintergrund:
Der Orden der Prämonstratenser geht zurück auf den heiligen Norbert von Xanten (1080/1085-1134). Das Kloster Roggenburg (Landkreis Neu-Ulm) entstand um das Jahr 1126 als fromme Stiftung eines Grafengeschlechts. Die Prämonstratenseräbte leiteten ab 1544 eine bedeutende Reichsabtei, und gaben 1730 den Auftrag für den barocken Neubau der Klostergebäude. 1802 wurde die Abtei allerdings im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Vor vier Jahrzehnten kehrte der Orden nach Roggenburg zurück und errichtete dort ein von der Abtei Windberg (Niederbayern) abhängiges Priorat, das aktuell 12 Chorherren umfasst. In Deutschland leben Prämonstratenserchorherren heute in Duisburg, Magdeburg, Roggenburg, Speinshart und Windberg.
