Grußwort des Bischofs von Augsburg zum buddhistischen Vesakh-Fest
Buddhisten in aller Welt feiern in diesen Tagen ihren höchsten gemeinsamen Feiertag. In seinem Grußwort an die Buddhistinnen und Buddhisten auf dem Gebiet des Bistums Augsburg zeigt sich Bischof Bertram überzeugt, dass Christen und Bhuddisten gleichermaßen Verantwortung für das "gemeinsame Haus, die Erde" zu übernehmen hätten. Gemeinsam könnten Christen und Buddhisten Wunden heilen und Trennendes überwinden.
Sehr geehrte Buddhistinnen und Buddhisten auf dem Territorium des Bistums Augsburg, liebe buddhistische Geschwister,
zum Vesakh-Fest sende ich Ihnen als Bischof der Diözese Augsburg einen herzlichen Gruß und meine besten Glückwünsche zu. Dieser wichtige Festtag erinnert an die Geburt, die Erleuchtung und das endgültige Verscheiden von Siddhartha Gautama, besser bekannt unter seinem Beinamen „Buddha“ – „der Erwachte“.
Vom Buddha wird überliefert, dass er neben vollkommener Weisheit auch ein unbedingtes Mitgefühl mit allen Lebewesen erlangte. Eine solche als Karuna bezeichnete Haltung bleibt nicht beim Mit-Leid stehen; vielmehr geht es um eine tatkräftige Barmherzigkeit, die zur Linderung des Leids der anderen beiträgt. Es besteht hier eine große Nähe zu dem, was Christinnen und Christen Nächstenliebe nennen. Dazu passt gut, dass ein zentraler biblischer Begriff für „Liebe“ – Agape – die uneigennützige, selbstlose Liebe meint.
Auch der Vatikan macht in seiner diesjährigen Grußbotschaft zum Vesakh-Fest auf diese besondere Verbindung aufmerksam: „Buddhisten und Christen: durch Karuna und Agape die verwundete Menschheit und Erde heilen“, so lautet das Motto der von Kardinal Miguel Ayuso unterzeichneten Botschaft. Ja, die Menschheit und die Erde sind in der Tat verwundet. Davon zeugen der Krieg in der Ukraine, die dramatischen Folgen der Klimakrise und viele weitere Wunden unserer Zeit. Ein Leben in Frieden, Gerechtigkeit und Einklang mit der Natur erscheint da so manchem fast schon als Utopie.
Doch daneben gibt es auch andere Erfahrungen: starke Momente der Solidarität und der Geschwisterlichkeit. Mit einer Haltung der Liebe und der Achtsamkeit gegenüber unseren Mitmenschen und unserer Mitwelt können wir Christinnen und Christen, Buddhistinnen und Buddhisten gemeinsam dafür Sorge tragen, dass Wunden heilen und Trennendes überwunden wird. Vergessen wir nicht, dass wir zur gleichen Menschheitsfamilie gehören, dass wir wirklich Brüder und Schwestern sind, vereint in der Verantwortung für unser gemeinsames Haus, die Erde.
Ich wünsche Ihnen, liebe buddhistische Gläubige, dass das Vesakh-Fest in Ihren Gemeinschaften die Hoffnung wachsen lässt und die Erfahrung des heilsamen Miteinanders stärkt. Im Geiste des Friedens und der Geschwisterlichkeit weiß ich mich mit Ihnen an diesem Festtag verbunden!
Dr. Bertram Meier
Bischof von Augsburg