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„Wunder der Verwandlung“ in Grünsink

30.07.2023

Das Wallfahrtskirchlein Grünsink bei Weßling ist seit über einem Vierteljahrtausend ein beliebter Marienwallfahrtsort östlich des Starnberger Sees. Beim jährlich am letzten Julisonntag stattfindenden Wallfahrtsfest predigte Bischof Bertram über die Herausforderungen der Kirche, sich aktuellen gesellschaftlichen Fragen zu stellen. Kirche müsse proaktiver sein: „Tun wir das – jede und jeder!“

Am Anfang der Predigt stand die drohende Blamage, der die Heilige Familie sich bei der Hochzeit von Kana ausgesetzt gesehen habe: „Situationen, in denen uns förmlich der Wein ausgeht, in denen wir nichts mehr bieten können, kennt wohl jede und jeder von uns.“ Freilich: Jesus springt in die Bresche, auch wenn er dezidiert kein „Wunderdoktor auf Knopfdruck“ sein will. So wie das Wasser sich in Wein verwandelt habe, könne Christus auch unsere „Erstarrung, Mittelmäßigkeit und Engherzigkeit“, unsere Enttäuschungen, Ängste und Trauer in den Wein der Freude verwandeln.

Diese Wandlung vollziehe sich in der Begegnung mit Gott, „allen voran im Mitfeiern der Eucharistie, im Lesen der hl. Schrift und im Gebet.“ Besondere Orte könnten dabei den Menschen eine Hilfe sein – Orte wie die Wallfahrtskirche Grünsink: „ein verkanntes Kleinod des bayerischen Spätbarocks, eine wahre Perle neben den ‚berühmten‘ Heiltümern am heiligen Berg in Andechs und in Grafrath.“ Dabei sei es gerade die Intimität Grünsinks, die seine Anziehungskraft ausmache, betonte der Bischof während des Festgottesdienstes, den er bei strahlendem Sonnenschein mit zahlreichen Besucherinnen und Besuchern auf der Wiese neben der Kirche feierte.

Die Schönheit des Wallfahrtsortes stehe aber den Problemen der aktuellen Zeit gegenüber. „Ich sage es Ihnen ehrlich: Viele aktuelle Entwicklungen betrachte ich mit großer Sorge und nehme sie ins Gebet“, betonte der Bischof nicht nur mit Blick auf aktuelle Debatten über Anfang und Ende menschlichen Lebens, sondern vor allem auf die rasanten Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligent: „Sie wird eine der massivsten und nachhaltigsten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen in der Menschheitsgeschichte seit der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert mit sich bringen.“

Der Festaltar mit der Wallfahrtskirche im Hintergrund. Vor dem Festaltar ist das Grünsinker Gnadenbild der Muttergottes zu sehen.

Der Festaltar mit der Wallfahrtskirche im Hintergrund. Vor dem Festaltar ist das Grünsinker Gnadenbild der Muttergottes zu sehen.

Hierbei gelte es den Spagat zu finden, die Möglichkeiten der neuen Technologien gewinnbringend zu nutzen und die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Umwelt sowie die Mitmenschen zu reflektieren und notfalls auch in gesetzliche Rahmenbedingungen zu setzen. „Es sind also aktuell zahlreiche Themen und gesellschaftliche Herausforderungen gegeben, bei denen wir als Kirche gerade auf Basis und als Verpflichtung gegenüber unserem christlichen Menschenbild „pro-aktiv(er)“ sein müssen. Tun wir das – jede und jeder von Ihnen!“

Christinnen und Christen müssten gemäß dem jesuanischen Wort „Salz der Erde“ sein und ihre Stimme gegen jede Form der Ausbeutung von Mensch und Natur erheben, auch mit Rückgriff auf altes christliches Brauchtum: „Ich plädiere dafür, sich der altbewährten katholischen Traditionen wieder mehr bewusst zu werden, wie der Verzicht von Fleisch am Freitag, die Einhaltung der Fastenzeit auch im Advent, die Erteilung des Wettersegens oder die Abhaltung der Flurumgänge. Eine soziale und ökologische Transformation im Sinne eines fundamentalen und dauerhaften Wandels wird nur mit Gottes Hilfe gelingen.“ Jesus habe uns vorgelebt, mit wachen Augen für Natur und Mensch durchs Leben zu gehen: „So wie die Gaben von Brot und Wein in Leib und Blut Christi gewandelt werden, will Gott das „Wunder der Verwandlung“ in uns wirken und uns seine ganze Liebe schenken.“

Der Wallfahrtsort Grünsink befindet sich rund einen Kilometer westlich von Weßling und besteht neben der Kapelle „Maria Hilf“ nur aus zwei weiteren Häusern. Der Legende nach geht die Wallfahrt auf einen Jäger zurück, der sich 1740 im dichten Wald um den heutigen Kirchenort verirrte, zur Gottesmutter um Geleit betete und nach überstandener Nacht eine Marienstatue in der „grünen Senke“ aufstellte. Als Reaktion auf die schnell anwachsenden Wallfahrt dorthin wurde 1762/63 die heutige Kapelle errichtet und eingeweiht. Ein 1825 von Papst Leo XII. bestätigter Ablass bildet die Grundlage für das erste Grünsinker Wallfahrtsfest, das bis heute jedes Jahr am letzten Sonntag im Juli gefeiert wird. Das zweite jährliche Fest findet am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt statt und gedenkt der Überführung des Gnadenbilds in die neuerrichtete Kapelle.

Der Festgottesdienst wurde live von K-TV übertragen und kann hier nachverfolgt werden. Ein ebenfalls von K-TV ausgestrahltes Portrait der Wallfahrtskirche finden Sie hier.