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Wichtiges
Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre

25 Jahre Ökumene-Dokument: Vesper in St. Anna

25.10.2024

Am 31. Oktober jährt sich zum 25. Mal die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre - ein Dokument, das einen Meilenstein auf dem Weg zur Einheit der Christen darstellt. Mit einer öffentlichen ökumenischen Vesper in St. Anna wird am heutigen Mittwoch um 18.00 Uhr der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung gedacht. Die Predigt wird Bischof Dr. Bertram Meier halten, der auch Mitglied des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Alle Gläubigen sind herzlich eingeladen, die Vesper mitzufeiern.

Die Frage, wie der Mensch vor Gott sein Heil finden kann, führte im 16. Jahrhundert zu jenen schwerwiegenden Auseinandersetzungen, in deren Folge sich die abendländische Kirche spaltete. Eine der theologischen Kernfragen war damals die Frage, welche Bedeutung dem Glauben und welche den Werken bei der Rechtfertigung des Menschen zukommt. Martin Luther betonte gegenüber dem kirchlichen Ablasswesen der damaligen Zeit die Rechtfertigung allein durch den Glauben (sola fide), während die katholische Seite auf der Bedeutung auch der guten Werke bestand. Die Fronten zwischen beiden Seiten waren bald so verhärtet, dass es nicht gelang, in einer differenzierten Betrachtung die Zuordnung von Glaube und Werken so zu beschreiben, dass eine Verständigung möglich gewesen wäre.

In der Gemeinsamen Erklärung von 1999 heißt es nun: „In Aufnahme von bibelwissenschaftlichen, theologie- und dogmengeschichtlichen Erkenntnissen hat sich im ökumenischen Dialog seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine deutliche Annäherung hinsichtlich der Rechtfertigungslehre herausgebildet, so dass in dieser gemeinsamen Erklärung ein Konsens in Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre formuliert werden kann, in dessen Licht die entsprechenden Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts heute den Partner nicht treffen.“ Im Blick auf die zentrale Frage der Bedeutung von Glaube und Werken wird gemeinsam formuliert: „Allein aus Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht auf Grund unseres Verdienstes, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns befähigt und aufruft zu guten Werken.“

Die feierliche Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung am 31. Oktober 1999 wurde für die römisch-katholische Kirche von Kardinal Edward Cassidy und Bischof Walter Kasper vorgenommen. Auf lutherischer Seite unterschrieben der Präsident des Lutherischen Weltbundes Christian Krause und der Generalsekretär Ishmael Noko. In der Augsburger Innenstadt verfolgten damals tausende Zuschauer die Unterzeichnung auf einer Videoleinwand.

Im Juli 2006 trat der Weltrat methodistischer Kirchen der Erklärung bei. Elf Jahre später folgten auch die Weltgemeinschaft der reformierten Kirchen und die Anglikanische Gemeinschaft.