50 Jahre Dekanatswallfahrt nach Maria Thann
Seit 50 Jahren pilgern zahlreiche Frauen und Männer im Rahmen der Dekanatswallfahrt zur Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Maria Thann. Auch an diesem Sonntag haben sich viele Gläubige zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf den Weg gemacht, um für den Frieden zu beten. Beim anschließenden Pontifikalamt nahm Bischof Bertram das Gründungsjahr der Wallfahrt in den Blick und erinnerte mit Schlaglichtern aus der Geschichte an das stete Ringen um Frieden und Versöhnung.
„Wenn wir heute 50 Jahre Dekanatswallfahrt feiern, dann geht unser Blick unwillkürlich auch zurück“, betonte Bischof Bertram in seiner Predigt und ging mit Ereignissen aus dem Jahr 1975 auf die Ursprünge der Wallfahrt zurück. Er erinnerte zum Beispiel an die Anschläge und Entführungen der RAF, den zu Ende gehenden Vietnamkrieg, die Kapitulation der Regierung Südvietnams, die langsam beginnende Entspannungspolitik in Fragen der Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa sowie das Sinai-Abkommen zwischen Israel und Ägypten mit Nichtangriffspakt. „50 Jahre Ringen um den Frieden: Kleine Schritte der Verständigung wechseln sich ab mit Rückschlägen und kriegerischen Auseinandersetzungen“, sagte Bischof Bertram und nahm gleichzeitig die Entwicklungen der Gegenwart kritisch in den Blick.
„Frieden ist keine Selbstverständlichkeit, das spüren wir heute, wo der Krieg wieder nach Europa zurückgekehrt ist und politische Bündnisse brüchig geworden sind, stärker als vor zehn Jahren. So ist es gut, hier in „Maria Thann“ auf die Gottesmutter, die Königin des Friedens, zu schauen.“ Die Sehnsucht nach Frieden eine uns alle, stellte Bischof Bertram fest und lud die Gläubigen dahingehend ein, immer wieder Zuflucht zum Gebet zu nehmen. „Die Wallfahrtskirche Maria Thann steht alle Tage offen und Gottes Ohr ist immer ‚auf Empfang‘.“
Geschichte der Wallfahrt
Die Ursprünge der Wallfahrt gehen auf den ehemaligen Dekan, Dr. Alois Möslang zurück, der die Wallfahrt vor 50 Jahren gegründet hat. Anlass war die große Diözesanreform, die aus den damaligen Landkapiteln Stiefenhofen, Weiler und Lindau das heutige Dekanat Lindau formte. Durch die Zusammenlegung wurde auch eine Verbindung zwischen zwei verschiedenen Mentalitäten statuiert: dem Westallgäu und Bodensee. Bis heute ist eine mentale Trennung zwischen „oberem“ und „unterem“ Dekanat spürbar. Der mittig gelegene Wallfahrtsort Maria Thann gilt jedoch als verbindendes Glied zwischen den gefühlt getrennten Bereichen. Die von Pfarrer Möslang und dem Dekanatsrat gegründete Sternwallfahrt zum Marienwallfahrtsort sollte zur gegenseitigen Vereinigung beitragen.
Wallfahrtsort Maria Thann
Der Marienwallfahrtsort in Maria Thann geht ursprünglich auf eine Legende aus dem frühen 16. Jahrhundert zurück. Dieser nach soll der Hl. Gallus die alemannischen Ortsadligen Ala und Gog mit ihrem Sohn Mecate getauft haben. Im Traum erschien dem Ehepaar Gog und Ala danach Maria und forderte die beiden auf, ihr zu Ehren eine Kirche zu erbauen. Später erscheint sie auch dem Heiligen Bischof Gebhard von Konstanz mit dem Auftrag, die Kirche zu weihen. Der Ort heißt seither Maria Thann.
Heute steht in dem Spätgotischem Gotteshaus ein prächtiger Altar zu Ehren der Himmelfahrt Mariens. Das eigentliche Gnadenbild ist aber eine Pieta im linken Seitenaltar. Die Kirche feiert sowohl den Maria Himmelfahrtstag als auch das Fest der Sieben Schmerzen Mariens als Patrozinium. Die Diözesanwallfahrt findet deshalb stets am Sonntag nach Dem Sieben-Schmerzen-Tag, also am dritten Sonntag im September statt.