Adoratio-Kongress: Den Hunger stillen in Gott
Die Begegnung mit Christus steht im Mittelpunkt des großen Glaubenskongresses „Adoratio“, der an diesem Wochenende in Altötting mit rund 1.000 Gästen gefeiert wird. Eröffnet wurde die Veranstaltung an diesem Freitagabend mit einem Pontifikalgottesdienst, dem Bischof Dr. Bertram Meier vorstand. Dabei sprach er über die beiden Urworte der Freiheit: Anbetung und Hingabe.
In seiner Predigt stellte Bischof Bertram das kontrastierende Programm des revolutionären Dichters Georg Herwegh (1817-1875), Verfassers des Bundeslieds der Arbeiterbewegung, und Pater Alfred Delp (1907-1945), mutiger Jesuit und bekennender Christ, in seiner Gegensätzlichkeit vor. Er stellte die Aussage „Brot ist Freiheit, Freiheit Brot“ von Georg Herwegh den Worten Alfred Delps entgegen, der die Worte des Dichters bei seinem Gefängnisaufenthalt neu formuliert hatte: „Brot ist wichtig. Die Freiheit ist wichtiger. Am wichtigsten aber ist die ungebrochene Treue und die unverratene Anbetung“.
Brot sei überlebenswichtig, griff Bischof Bertram die beiden Aussagen auf und warnte gleichzeitig vor einem maßlosen Konsum: „Bis heute liegt die Versuchung darin, die Menschen still zu halten mit oberflächlicher Befriedigung. Doch die Sehnsucht nach innerer Erfüllung lässt sich nicht übertünchen mit vielerlei Formen des Materialismus“. Gerade bei vielen jungen Leuten sei derzeit eine Enttäuschung über die komsumorientierte und permissive Gesellschaft festzustellen. „Von einem Kick, von einem Fest, von einem Event zum anderen taumeln, das bringt keine Erfüllung. In allem ist etwas zu wenig.“
Die Steine als Brot auszugeben, das Vorläufige zum Endgültigen zu erklären, sei teuflisch, stellte er dahingehend fest und erinnerte an das nährende Wort, das aus Gottes Mund komme: „Wir werden nicht ärmer, sondern reicher, nicht hungriger, sondern erfüllter, wenn wir uns von Gott ernähren lassen. Deshalb gibt es kein besseres Angebot, das wir Christen den hungrigen Menschen heute machen können, als ihren Hunger zu stillen in Gott.“
Freiheit sei ein Grundwort unserer Zeit, griff der Bischof das zweite Motiv von Jesuit Delp und Dichter Herwegh auf. „Die Geschichte der wahren Freiheit beginnt in Gott. Gott bürgt für Freiheit“, warnte er vor einer autonomen Moral, die den Halt in Gott nicht brauche. „Freiheit ist weder Beliebigkeit noch totale Unabhängigkeit. Freiheit braucht Bindung. Wahre Freiheit weiß sich gebunden in Gott.“ ‚Adoro‘ und ‚Suscipe‘ seien die Urworte der menschlichen Freiheit: das gebeugte Knie und die hingehaltenen leeren Hände.
„Adoro und Suscipe: Anbetung und Hingabe. Darin liegt auch der Gipfel unserer heutigen Feier“, wandte sich Bischof Bertram an die Gläubigen und stellte ihnen das Bild einer Monstranz vor, die aus Professringen verstorbener Schwestern gefertigt wurde. „Die Ringe sind weit und eng, sie stehen für die Berufung einer jeden Schwester“ und würden Jahrzehnten ungebrochener Treue und unverratener Anbetung widerspiegeln. „Schärfen wir den Blick auf das Grundnahrungsmittel der Katholiken - Jesus Christus im heiligen Brot“, so Bischof Bertram.
Der Adoratio-Kongress findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Er wird veranstaltet vom Referat Neuevangelisierung des Bistums Passau, in Kooperation mit den Bistümern Augsburg und Eichstätt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Begegnung mit Jesus Christus. Gemeinsame Zeiten des Gebets bilden einen der Schwerpunkte des Kongresses. Abgerundet wird das Programm durch Workshops, Vorträge und eine Podiumsdiskussion.