"Bildung, Gemeinschaft und Glauben“
Auf 100 Jahre beständiges Wirken in Weißenhorn können die Claretiner zurückblicken. Im Rahmen einer Pontifikalmesse an diesem Sonntag würdigte Bischof Dr. Bertram Meier ihre Erfolgsgeschichte von Bildung, Gemeinschaft und Glauben – drei Leitworte, die auch das Vermächtnis des Ordensgründers, Antonius Maria Claret, prägen.
In seiner Predigt zitierte Bischof Bertram Meier folgenden zentralen Punkt der umfangreichen Autobiographie des Ordensgründers Claret: „Die notwendigste Tugend ist die Liebe. Ja, das sage ich, und ich werde es noch tausendmal sagen: Die Tugend, die ein apostolischer Missionar am dringendsten braucht, ist die Liebe“ und fragte konkret, wie der große Missionar aus Sallent wohl auf unsere gegenwärtige Zeit blicken würde und welche Empfehlungen er uns hinsichtlich des Doppelgebots der Liebe für unseren täglichen Dienst mit auf den Weg geben würde. Dazu führte er drei Gedanken aus.
Bildung, so der Bischof Bertram, sei bei Claret nie nur Wissensvermittlung gewesen, sondern Herzensbildung. „Wahre Bildung bedeutet auch die Einübung von Tugenden“, erinnerte Meier an Clarets Überzeugung. Die Gründung von Schulen und Bibliotheken diente bei Claret dem Ziel, „einen makellosen Lebenswandel“ zu fördern. Bis heute sei Bildung für die Claretiner ein Werkzeug der Evangelisierung.
Im zweiten Gedanken hob der Bischof die Bedeutung der Gemeinschaft hervor. Christsein sei ohne gelebtes Miteinander nicht denkbar. Claret selbst habe vor dem Rückzug ins Private gewarnt und betont: „Jesus selbst stiftete allerorts Gemeinschaft.“ In Anlehnung an den Kolosserbrief rief der Bischof dazu auf, Christus als Haupt der Gemeinschaft im Zentrum zu behalten: „Wir alle brauchen einander – im Orden, in der Kirche, in der Gesellschaft.“
Das Jubiläum sei ein guter Zeitpunkt, meinte Bischof Bertram, darüber nachzusinnen, wohin der Geist Gottes die hiesige Gemeinschaft der Claretiner führen wolle. Er ist sich sicher: „Es wird in jedem Fall ein guter Weg sein, solange Christus im Mittelpunkt steht und die Ordensangehörigen in Eintracht miteinander leben.“
Abschließend sprach der Bischof über die Kraft des Glaubens. „Wir alle sind von Christus gerufen worden und glauben an seine Gegenwart in Wort und Sakrament“ und ergänzte, dass sich der Glaube im konkreten Handeln zeigen müsse. Der Appell aus dem Evangelium gelte auch heute: „Geh und handle ebenso!“ Er zitierte das persönliche Gebet „Bitten für mich“ des hl. Antonius Maria Claret und regte an, diese Gebetsanliegen als einen geeigneten Schlüssel zu sehen, um gegenwärtigen wie künftigen Herausforderungen zu begegnen:
„Ich glaube, Herr, doch lass mich entschiedener glauben.
Ich hoffe, Herr, doch lass mich zuversichtlicher hoffen.
Ich liebe, Herr, doch lass mich glühender lieben.
Ich bereue, Herr, doch lass mich die Reue heftiger spüren.“
Zum Schluss dankte Bischof Meier den Claretinern für ihr jahrzehntelanges Wirken in Schule, Seelsorge und Mission. Sein Wunsch für die Zukunft lautet:
„So bitte ich den Herrn, dass er auf die Fürsprache des heiligen Antonius Maria Claret weiter Ihre Ordensgemeinschaft mit seinem Heiligen Geist begleite, damit Sie auch in Zukunft als ‚Söhne des Unbefleckten Herzens der seligen Jungfrau Maria‘ die Liebe Gottes in Wort und Tat verkünden können.“
Lesen Sie hier die Predigt im Wortlaut:
Zur Geschichte der Claretiner in Weißenhorn
Gegründet 1925 als erstes Progymnasium des Claretinerordens in Deutschland, entwickelte sich das Kolleg über die Jahrzehnte zu einem wichtigen Bildungs- und Begegnungsort. Bis 2002 wurde hier Schulunterricht angeboten, seitdem konzentriert sich das Kolleg auf außerschulische Bildungsangebote und geistliche Begegnungen.
Heute ist das Claretinerkolleg als „Haus der Begegnung St. Claret“ ein Zentrum für Orientierungstage, soziale Bildung und Jugendseelsorge. Zudem beherbergt es eine private Montessori-Schule und engagiert sich in der regionalen kirchlichen Jugendarbeit.
Das Jubiläum wurde am 13. Juli 2025 mit einem Festgottesdienst, musikalischen Programmpunkten und einer Ausstellung zur Geschichte des Kollegs gefeiert.
Der Claretineroden
Der Claretinerorden wurde 1849 von dem spanischen Bischof Antoni Maria Claret gegründet als Gemeinschaft der „Söhne des unbefleckten Herzens Mariens“ (Lateinisch: Cordis Mariae Filii; Ordenskürzel: CMF). Er ist ein katholischer Missionsorden, der sich weltweit für Bildung, Glaubensverkündung und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Die Claretiner engagieren sich besonders in der Jugendarbeit, in Schulen und Gemeinden, um Menschen in ihrer persönlichen und spirituellen Entwicklung zu begleiten. Die Gemeinschaft ist in über 65 Ländern der Erde vertreten und zählt mehr als 3.000 Mitbrüder. Hauptmissionsländer sind die Demokratische Republik Kongo, Sri Lanka und Indien.