„Den Menschen in die Mitte stellen“
Liebe Mitglieder der Diözesanen Arbeitsgemeinschaften, liebe Gäste, liebe Schwestern und Brüder in Christus! Der Mensch steht im Mittelpunkt! Diese Aussage, ja dieses Bekenntnis, ist der Grund dafür, dass wir heute zusammenkommen und auch im Rahmen eines Gottesdienstes das Jubiläum der diözesanen Mitarbeitervertretung unserer Schulen feiern. Die Lesungen, die für diese Feier ausgewählt wurden, sprechen allesamt vom Menschen. Drei Facetten des Menschen möchte ich an Hand der liturgischen Texte herausstellen:
Der erste Korintherbrief zählt die unterschiedlichen Fähigkeiten auf, mit denen der Mensch von Gott ausgestattet wird. Nicht wenige der erwähnten Gaben sind für den Lehrberuf entscheidend: Erkenntnis vermitteln, das ist grundlegend. Weisheit weitergeben – neben der Vermittlung von Fakten ist es vor allem die Lehrerpersönlichkeit, durch die Bildung auch als Herzensbildung ganzheitlich erfahrbar ist und in meinen Augen nicht durch KI zu ersetzen ist. Es braucht Menschen, die in den aktuell technischen, aber auch den vielen sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen im Arbeitsumfeld Schule einen zukunftsträchtigen Weg weisen können, auch das ist eine Form der Unterscheidung der Geister. Und schließlich möchte ich noch die Glaubenskraft herausgreifen: jede Gemeinschaft zehrt von Menschen, die es vermögen, in Zeiten der Kriege und Krisen eine Perspektive der Hoffnung, die allen gilt, aufrecht zu erhalten. Der von Gott begabte Mensch, er ist begabt für andere, um mit seinen Fähigkeiten zum großen Ganzen und in einem guten Miteinander beizutragen.
Den Menschen in den Mittelpunkt stellen - dazu ruft auch das Evangelium auf. Hier scheinen zwei weitere Facetten des Menschseins auf. Eines ist der Mensch in seiner Bedürftigkeit. Darauf möchte ich zunächst eingehen: Mensch sein beinhaltet bei aller Gestaltungsfreiheit und Souveränität auch aufeinander angewiesen sein. Im Evangelium werden Hunger, Durst und Nacktheit als zentrale Ausdrucksweisen dieses aufeinander Verwiesenseins genannt. Und ich bin mir sicher, jeder Einzelne hier im Raum kann zahlreiche Beispiele des Alltags aufzählen, wo wir das auch sind: Abhängigkeit besteht in Terminabsprachen, von denen mehrere Parteien betroffen sind, in einer transparenten Informationsweitergabe, auf deren Grundlage Zusammenarbeit möglich ist; in Personalplanungen und anderen rechtlichen Rahmenbedingungen, die für den einzelnen von Bedeutung sind. Und da kommen Sie ins Spiel, liebe Vertreterinnen und Vertreter der MAV unseres Schulwerks. Sie haben ein Auge dafür, dass der Mensch im Mittelpunkt bleibt und nicht auf bloße Funktion reduziert wird. Sie sind Anlaufstelle dafür, um den Raum zu schaffen und zu erhalten, der es den Einzelnen ermöglicht, ihre eigenen Fähigkeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten einzubringen. Ich gratuliere der Arbeitsgemeinschaft der MAV-C zum 20-jährigen Bestehen und danke Ihnen, dass Sie auf diese Weise das Schulwerk der Diözese Augsburg unterstützen und auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Bistumsleitung setzen. Ich hebe das hervor, da Dialog und Zusammenarbeit nicht auf allen Ebenen selbstverständlich sind. Das Klima inner- und außerhalb der Kirche ist rauer geworden, was auch im Bereich Schule deutlich sichtbar wird. Daher möchte ich diese Begegnung nutzen, um allen zu danken, die Kirche und christlichen Werten gegenüber positiv aufgeschlossen sind.
Das bringt mich zu einer dritten Aussage über den Menschen, die Jesus selbst im Evangelium folgendermaßen trifft: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,30) Wer dem Menschen dient, dient Gott. Im menschlichen Gegenüber ist Gott gegenwärtig. Das ist die Botschaft des christlichen Glaubens an den menschgewordenen Gott. In jedem Bedürftigen blitzt das Antlitz Gottes auf. Die Talente und Begabungen der einzelnen Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, sie erzählen vom Reichtum Gottes. Wer Gott ins Zentrum stellt, rückt den Menschen ins Zentrum.
Zum Ende dieser Predigt ist es mir ein Anliegen alle zu ermutigen, die an ihrem Platz für diesen Glauben einstehen. Wagen wir es auch weiterhin, dass wir für uns und andere Räume eröffnen, in denen die Gottesfrage gestellt wird, Räume, in denen der christliche Glaube entdeckt und gelebt werden kann und in denen Menschen Gott begegnen können. Halten wir auf allen Ebenen an einem Menschenbild fest, das auf Gott hin offen ist. Denn Gott selbst ist es, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Gutes Gelingen und Vergelt's Gott allen, die dafür ihre Zeit, Kraft und Fähigkeiten tagtäglich einsetzen.
Schriftlesungen: 1 Kor 12,4-11; Mt 25,31-40