„Rätschen für die Eine Welt“
Liebe Ministrantinnen und Ministranten, liebe Kinder und Jugendliche, jedes Jahr aufs Neue freue ich mich auf die Rätschaktion, bei der wir alle gemeinsam „Lärm für die Eine Welt“ machen und Spenden für einen guten Zweck sammeln. Toll, dass so viele von euch hier in Westendorf, aber auch in etlichen anderen Pfarreien des Bistums mitmachen.
Ihr setzt dadurch ein beeindruckendes Zeichen, dass junge Christinnen und Christen gerade jetzt, am Beginn der heiligen Woche, lautstark die Botschaft Jesu verkünden und sich für benachteiligte Menschen engagieren. Unser Beauftragter für weltkirchliche Angelegenheiten, Herr Stegmair, hat ja eben schon darüber erzählt, wofür die gesammelten Gelder in Chile eingesetzt werden. Ich finde es großartig, dass wir das Förderzentrum „Ninos de las Estrellas“ und damit 130 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit geistigen und körperlichen Einschränkungen unterstützen. Wir tun damit genau das, wovon wir gerade im Evangelium gehört haben, konkret: Wir setzen uns ein für Menschen in schwierigen Lebenslagen und erinnern uns dabei an die Worte Jesu, „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).
„Gering“ heißt in diesem Zusammenhang übrigens nicht, dass die Menschen, für die wir sammeln, in irgendeiner Weise weniger wert sind als wir oder andere. Jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes und besitzt eine einzigartige Würde! Jesus wollte mit seiner Formulierung sagen, dass wir unseren Nächsten lieben und ihm zur Seite stehen sollen, ganz ohne Bedingungen. Soll heißen: Echte Christinnen und Christen überlegen nicht, ob jemand ihre Hilfe „verdient“. Sie helfen allen, auch und gerade den Menschen, die alleine oder „am Rande der Gesellschaft“ sind, wie Papst Franziskus oft sagt.
Um zu verstehen, was das für uns heute bedeuten kann, möchte ich Euch mal eine Frage stellen: Wann habt Ihr das letzte Mal jemandem geholfen, der nicht aus Eurer Familie oder zum engsten Freundeskreis zählt? Fällt Euch jemand ein? Falls nicht, gebe ich Euch ein paar Beispiele, auf die Ihr in nächster Zeit einmal achten könnt:
Beispiel 1 – in der Schule: Kennt Ihr vielleicht Mitschülerinnen und Mitschüler, die ständig gehänselt oder gemobbt werden? Falls ja, seid mutig, sucht Euch Mitstreiter und geht dazwischen! Denn Gott will nicht, dass Menschen auf diese Weise gedemütigt werden.
Beispiel 2 - auf der Straße: Habt Ihr einen wachen Blick und seht, wenn ältere oder behinderte Menschen Hilfe brauchen? Wie schön ist es, wenn Jüngere beispielsweise im Bus aufstehen und Senioren, die während der Fahrt vielleicht nicht mehr so sicher stehen können, ihren Platz anbieten. Das gilt übrigens ganz genauso für die Erwachsenen, die das den Jugendlichen oft sagen und dann selber nicht machen.
Beispiel 3 - Zuhause: Habt Ihr, wenn Ihr mit der Familie oder Freunden zusammen seid, schon einmal über andere gelästert? Mit Sicherheit kennt Ihr das, wenn Menschen über einander herziehen. In den Augen Gottes ist das eine Sünde, denn Worte können verletzen, selbst wenn sie ein anderer gar nicht hört. Natürlich dürfen wir auch mal kritisieren, wenn uns etwas missfallen hat. Doch sollten wir dabei niemals den Grundrespekt gegenüber einer Person verlieren. Das passiert zum Beispiel dann, wenn wir sie oder ihn in größerer Runde lächerlich machen, oder im Internet abwertende Kommentare abgeben.
„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40) Man könnte das auch umdrehen und sagen: Was wir für einen anderen Menschen nicht oder schlecht getan haben, das haben wir Jesus und damit Gott selbst angetan! Denkt mal drüber nach! Jeden Tag gibt es Situationen, in denen wir uns entscheiden müssen, wie wir handeln wollen. Die Entscheidungen sind es, die uns zeigen, wer wir sind.
Ihr, liebe Jugendliche, habt Euch entschieden und seid heute hierherge-kommen. Dadurch zeigt Ihr, dass Euch die Mitmenschen und deren Wohl nicht egal sind. Viele von Euch bringen sich das ganze Jahr über als Ministrantinnen und Ministranten auf großartige Weise in der Gemeinde mit ein und erfüllen damit einen wichtigen liturgischen Dienst. Eine große Anzahl geht außerdem jedes Jahr als Sternsinger von Haus zu Haus, bringt den Segen und sammelt Geld für notleidende Kinder. Danke dafür!
Lasst uns heute miteinander rätschen und richtig Krach machen, um auch andere aufzurütteln! Die Tage der Karwoche sind eine heilige Zeit, in der wir fasten und beten, zugleich aber auch Gutes tun wollen. Das nämlich war und ist das wichtigste Gebot Gottes für uns Menschen: Dass wir einander lieben und füreinander da sein sollen (vgl. Mt 22,36ff.).