„Christliches Zeugnis kann lebensgefährlich sein“
Exzellenz, lieber Bischof Wilfred, liebe Mitbrüder im geistlichen Dienst, liebe Schwestern und Brüder in Christus, wir sind zusammengekommen, um den Kreuzweg unseres Herrn nachzugehen und miteinander für die verfolgten Glaubensgeschwister in der Welt zu beten.
Dass das Bekenntnis zu Jesus Christus, als dem alleinigen Herrn und Erlöser der Welt (1 Tim 2,5), von Anfang an lebensgefährlich sein konnte, zeigt das Beispiel des hl. Stephanus: Ein Mann „voll Gnade und Kraft“ (Apg 6,8), wie es in der Hl. Schrift heißt, war der erste, der für seinen Glauben gewaltsam hingerichtet wurde. Viele der ersten Christen waren sich dieser drohenden Gefahr durchaus bewusst. Einem davon begegnen wir heute bei der 13. Station des Kreuzweges: Josef aus Arimathäa. Aus Furcht vor den Juden glaubte er „nur heimlich“ an Jesus, wagte es nach dessen Tod aber, den Statthalter Pilatus zu bitten, den Leichnam abnehmen und bestatten zu dürfen. So haben Tausende Christen in vielen Ländern der Erde bis auf den heutigen Tag Angst, ihren Glauben offen zu leben, weil sie dafür verfolgt, unterdrückt oder gar getötet werden. Ihnen gilt unsere Solidarität und unser Gebet.
Rufen wir uns dabei auch in Erinnerung, was die Konzilsväter vor 57 Jahren (am 7. Dezember 1965) auf dem II. Vatikanischen Konzil gelehrt haben: In der „Erklärung über die Religionsfreiheit“, die unter dem Namen Dignitatis humanae bis heute entscheidend unser christliches Missionsverständnis prägt, halten Sie fest, dass die freie „Ausübung von Religion […] weder befohlen noch verhindert werden“ (DH 3) darf. Es sei ein „Unrecht gegen die menschliche Person und gegen die Ordnung selbst, in die die Menschen von Gott hineingestellt sind, wenn jemandem die freie Verwirklichung der Religion in der Gesellschaft verweigert wird“ (DH 3). Ein gläubiger Christ kann gar nicht anders, als „mit Freimut das Wort Gottes verkünden“ (Apg 4,31), denn dazu sind wir berufen. Gleichzeitig darf die Frohe Botschaft niemals mit Drohungen oder gar dem Schwert verteidigt werden, sondern dem Beispiel unseres Herrn Jesus Christus folgend, im Bezeugen der Wahrheit durch Worte und Taten der Liebe.
Mehr denn je erkennen wir heute, dass speziell Religionsgemeinschaften eine wichtige Rolle spielen als Faktoren, die durch ihre Präsenz in den verschiedenen Regionen der Welt zur Erhaltung des Friedens beitragen oder umgekehrt, Konflikte verschärfen. Umso wichtiger ist es, dass alle gottgläubigen Menschen die Unverletzlichkeit des religiösen Bekenntnisses anerkennen und füreinander eintreten. Papst Franziskus schrieb in seiner Enzyklika Fratelli tutti dazu: „Als Christen fordern wir in Ländern, in denen wir eine Minderheit darstellen, eine Garantie für unsere Freiheit. Genauso befürworten wir sie für diejenigen, die nicht Christen sind, dort, wo sie eine Minderheit bilden.
Es gibt ein grundlegendes Menschenrecht, das auf dem Weg zur Geschwisterlichkeit und zum Frieden nicht vergessen werden darf, und das ist die Religionsfreiheit für die Gläubigen aller Religionen. Diese Freiheit bekräftigt, dass es möglich ist, ‚zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen zu einem guten Einvernehmen zu gelangen; sie bezeugt, dass die Dinge, die wir gemeinsam haben, so zahlreich und wichtig sind, dass es möglich ist, einen Weg entspannten, geordneten und friedlichen Zusammenlebens zu finden, indem man die Unterschiede akzeptiert und sich freut, als Kinder eines einzigen Gottes Geschwister zu sein‘.“ (FT 279)
Diesem einen und einzigen Gott wollen wir aus tiefstem Herzen danken für seinen Sohn Jesus Christus, der seine Botschaft niemandem aufgezwungen hat und stattdessen Folter und Tod auf sich nahm, damit alle die Wahrheit erkennen: „Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8). Sein Erlösungswerk am Kreuz erwarb den Menschen Heil und wahre Freiheit. IHM wollen wir nachfolgen, unser eigenes Kreuz auf uns nehmen und durch unser Leben und Handeln im Alltag bezeugen, dass Gottes Liebe allen Menschen gilt, ganz besonders aber den Schwestern und Brüdern, die sich zu diesem Glauben bekennen und dafür weltweit verfolgt werden. Für sie lasst uns beten:
Im Namen des Vaters…