Christus als Schatz zum Strahlen bringen
Augsburg (pba). Durch Handauflegung und Gebet hat Bischof Dr. Bertram Meier an diesem Samstag Wolfgang Ehrle (Niederstaufen) und Sebastian Fuchs (Oberreute) in der Basilika St. Ulrich und Afra zu Diakonen geweiht. In seiner Predigt erinnerte Bischof Bertram an die brüchige und krisenhafte Situation der Kirche. Die zwei Priesteramtskandidaten rief er angesichts dessen auf, Christus als ihren Schatz des Lebens nicht ängstlich einzumauern, sondern vielmehr zum Strahlen zu bringen.
„Heute sind Sie beide gemeinsam da und sprechen Ihr Adsum: Hier bin ich. Ich bin bereit. Christus, Ihr Schatz, ist in ihren Herzen aufgestrahlt“, beglückwünschte Bischof Bertram die beiden Kandidaten in seiner Predigt zu ihrer erfolgreichen und jahrelangen Suche nach dem persönlichen Schatz des Lebens. Gleichzeitig und trotz aller Freude, die über dem Weihetag lag, wandte er sich in Verweis auf den gehörten, paulinischen Lesungstext mit sehr ehrlichen Worten an die beiden Männer und stellte die aktuelle Lage der Kirche und ihrer geweihten Amtsträger vor: „Es ist wie bei einem Kesseltreiben: Anfechtungen von innen, kritische Anfragen von außen. Nicht nur Paulus weiß ein Lied davon zu singen. Anforderungen von oben, Erwartungen von unten, Druck von rechts, Druck von links.“
Dabei würden vermehrt auch unangenehmen Fragen gestellt, die ein Engagement und Arbeiten in der Kirche auf den Prüfstand stellten. So mancher sei „getrieben von einem Termin zum anderen, von Sitzung zu Sitzung. Von einer Videokonferenz zur nächsten. Pausenlos sind wir unterwegs mit hängender Zunge, um andere zu bremsen und zur Besinnung zu bringen. Unser Begleiter ist nicht mehr der Rosenkranz, sondern das Smartphone“, sagte Bischof Bertram und wies auf Krankheiten wie Burnout oder Überforderung hin. „Wie viele sind damit beschäftigt, die Kirche als Sakrament und das damit verbundene Weiheamt anzuzählen und grundsätzlich in Frage zu stellen?“ konfrontierte er die Priesterkandidaten mit der aktuellen Situation der Kirche, die auch gegen Brüche nicht immun sei. „Weder Diakone noch Priester noch Bischöfe noch Ordensleute – keiner ist davor gefeit, dass etwas im Leben bricht, dass manches Luftschloss zerbricht. Das ist die Wahrheit über uns selbst, die Wahrheit über die Kirche.“ Gewohnte kirchliche Strukturen würden brüchig, Traditionen gingen zu Bruch, Ideale zerbrächen.
Ohne ein konkretes Patentrezept für diese Krisenzeit vorstellen zu können, verwies Bischof Bertram auf einen besonderen Hoffnungsträger. „Dieser Schatz hat einen Namen und ein Gesicht: Jesus Christus.“ Wer Jesu Spuren nachgehe, „muss wissen, dass er keine Garantie auf einen gemütlichen Spaziergang hat, sondern ihm auch ein beschwerlicher Kreuzweg blühen kann.“ Die Weihekandidaten lud Bischof Bertram dazu ein, die historische Krise der Kirche als Chance zu nutzen: „Sie kann unseren Glauben, unser Gottvertrauen, vertiefen. Womöglich entdecken wir, dass wir unseren Schatz nicht einmauern und nicht ängstlich sichern sollten.“ Er sei vielmehr zum Strahlen zu bringen, so der Bischof.
Nach der Predigt wurde in den ausdeutenden Riten zeichenhaft sichtbar, was den Diakonen zuteilwurde. Sie legten Stola und Dalmatik an und empfingen das Evangeliar aus den Händen des Bischofs.
Der Dienst des Diakons
Bei der Diakonenweihe versprechen die Kandidaten, ihr Leben in den Dienst Gottes und der Kirche zu stellen. Aufgaben des Diakons sind unter anderem, die Taufe zu spenden, dem Bischof und den Priestern bei Feier der Eucharistie zu helfen, der Eheschließung zu assistieren und das Brautpaar zu segnen, das Evangelium zu verkünden und zu predigen, den Begräbnissen vorzustehen sowie sich caritativen Diensten zu widmen.
Kurzvorstellung
Wolfgang Ehrle (49) kommt aus der Pfarrei St. Peter und Paul in Niederstaufen. Nach einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann arbeitete er über ein Vierteljahrhundert lang in dem Beruf, bevor er sich 2017 zur Priesterausbildung am Spätberufenenseminar St. Lambert in Lantershofen entschloss und dort im dritten Bildungsweg Theologie studierte. Sein Diakonatspraktikum führt er zurzeit in der Pfarreiengemeinschaft Christkönig/St. Franziskus in Augsburg durch.
Sebastian Fuchs (27) stammt aus der Pfarrei St. Martin in Oberreute. Nach dem Fachabitur in Lindau trat er in das Augsburger Priesterseminar ein und studierte Theologie in Augsburg und Rom. Im Moment ist er als Diakonatspraktikant in der Pfarreiengemeinschaft Wallerstein tätig.