"Eine Werkstatt für Berufungen"
Mit einem fröhlichen und schwungvollen Gottesdienst und einem anschließenden Festakt wurde in Seifriedsberg im Allgäu am Wochenende gleich ein doppeltes Jubiläum gefeiert: 60 Jahre Jugendhaus Elias und 50 Jahre Offenes Seminar. Einer der Gründungsmitglieder des Offenen Seminars war der heutige Augsburger Bischof, der in einer sehr persönlich gehaltenen Predigt von seinen Erlebnissen im Jugendhaus Elias erzählte.
Schon mit 12 Jahren, so der Bischof, habe er dazugehört und an den Kursen des Offenen Seminars teilgenommen, die bis heute regelmäßig im Jugendhaus Elias in Seifriedsberg stattfinden: „Neben meiner Familie und meiner Heimatgemeinde war Seifriedsberg für mich eine Werkstatt, in der Gott mich formen konnte zum Menschen und zum Christen. Dafür bin ich unendlich dankbar.“
Für die Zukunft wünsche er sich, dass das Offene Seminar weiterhin eine Werkstatt für Berufungen bleibe: „Was auch immer aus Euch wird, wichtig ist, dass Ihr es ganz tut, mit Leib und Seele, mit vollem Herzen! Lasst Euch hier von Gott in die Schule nehmen! Hier könnt Ihr lernen: Auch wenn die Kirche kein Ponyhof ist, der Glaube macht Freude, Gott gibt Kraft, Christsein in der Gemeinschaft mit Gleichaltrigen macht Spaß!“
Als besondere Überraschung brachte Bischof Bertram eine Reliquie des seligen Carlo Acutis mit. Carlo Acutis war 2006 mit 15 Jahren an Krebs gestorben und 2020 seliggesprochen worden. Er soll ab sofort als Patron des Offenen Seminars gelten. Bischof Bertram: „Ich freue mich sehr über diesen Wunsch der Jugendlichen, den ich als Bischof gern erfüllt habe. Domenico Sorrentino, der Bischof von Assisi, hat mir diese Reliquie geschenkt, die ich heute in Eure Hände lege. Carlo Acutis hat Jesus an sich arbeiten lassen. Lasst Jesus in Euer Leben ein! Er will Euch formen und zu glaubwürdigen Christen machen!“
Der Bischof legte den Jugendlichen drei „Ausrufezeichen“ ans Herz, die der selige Carlo Acutis gesetzt habe: Zum einen die Beziehung zum Internet: „Carlo Acutis war ein junger Apostel des Internets, dort speiste er das Evangelium ein. Schaut auf diesen Influencer Gottes und Cyber-Apostel: Bitte nutzt das Internet, aber passt auf, dass es Euch nicht in Beschlag nimmt. Achtet gut auf die Bilder und Worte, mit denen Ihr umgeht! Geht nicht Fake News auf den Leim, sondern sucht und bleibt bei der Wahrheit!“
Ein zweites Ausrufezeichen beträfe das Verhältnis zur Eucharistie. Bischof Bertram: „Carlo Acutis nannte die Eucharistie eine ‚Autobahn in den Himmel‘. Sein Ziel war es, im Leben immer Jesus ganz nahe zu sein. Das Jugendhaus Elias und das Offene Seminar sollen Räume sein, in denen junge Leute Jesus treffen können. Sie gehen diesen Weg nicht allein, sie sind miteinander unterwegs. Gerade in Zukunft wird der Grundsatz gelten: Nur gemeinsam sind wir stark.“
Und schließlich, so der Bischof, sei der Einsatz für die Nächsten wichtig: „Für Carlo Acutis war klar: Glaube ohne Nächstenliebe ist lahm. Er kommt nicht in Bewegung. Deshalb hat sich Carlo für Mitschüler am Rande der Klasse eingesetzt und auch sozial-caritative Aktionen gestartet. Er zeigt uns: Die Anbetung muss einmünden in die Aktion, in die konkrete Tat. Wir dürfen uns nicht aus der Welt herausträumen. Wir müssen mitten hinein in die Welt.“
Abschließend rief der Bischof den vielen jungen Gottesdienstbesuchern zu: „Liebe jungen Freunde, lasst Euch als lebendige Steine von Jesus schleifen! Er ist unser Steinmetz! Lasst Euch verbauen, lasst Euch einbauen in das Haus der Kirche! Jesus baut auf Euch und mit Euch!“