Stephanskapelle in Genhofen wiedereröffnet
Die spätgotische Kapelle St. Stephan in Genhofen (Dekanat Lindau) entstand im späten 15. Jahrhundert und gehört zu den kunsthistorisch bedeutendsten Kirchenbauten der Region. Nach mehrjährigen intensiven Sanierungsarbeiten, bei denen zahlreiche alte Kleinode wieder freigelegt werden konnten, hat Bischof Bertram nun die Wiedereröffnung des Gotteshauses gefeiert.
In seiner Predigt bezog sich der Bischof auf die Lesungen des Festsonntags, die so gar nicht zum feierlichen Anlass zu passen schienen: Während der Prophet Jeremia in der Lesung für das Aussprechen unbequemer Wahrheiten zum Hungertod verurteilt wird, erklärt Jesus um Evangelium, dass er nicht gekommen sei, um Frieden auf die Erde zu bringen, sondern stattdessen ein Bote der Spaltung sei: „Widerspricht das nicht allem, was wir über Jesus von Nazareth wissen?“
Doch Jesus beschreibe mit dieser Aussage lediglich die Schwäche des Menschen und seine Fähigkeit, hinter Gottes Plan zurückzufallen: „Wir Menschen sind es, die dem Bösen Raum in unserem Herzen geben, die nach Macht streben, Streit suchen und ihn in den allermeisten Fällen auch problemlos finden. Denn laut seine Meinung kund zu tun liegt uns oft näher als besonnen nach einem Kompromiss Ausschau zu halten.“ In einer Umbruchszeit wie der jetzigen gebe es vielen Grund, Angst und Sorge zu haben vor dem, was die Zukunft bringt. Wie Jeremia dürfe man als Christ nicht davor zurückschrecken, die Wahrheit zu verkünden – und gleichzeitig Jesu Warnung als Ansporn zu verstehen, anstelle der Spaltung von Menschen voneinander den Frieden Christi zu verbreiten.
Dafür sei die intensive Zusammenarbeit der Gläubigen im Dorf Genhofen und der Pfarrei Stiefenhofen ein starkes Beispiel: „Möge Ihnen diese Kraftanstrengung ein Beweis dafür sein, dass sie gemeinsam viel bewegen können. Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren und vor allem: Lassen wir uns nicht entmutigen! Die Renovierung dieser Kirche ist ein Mutmacher. Die Kirche ist nicht tot, sie lebt!“
Chor und Turm der Stephanskapelle stammen aus dem Jahr 1495. Von besonderer Bedeutung sind neben den drei Flügelaltären auch die Wandmalereien aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Kapelle lag früher an einer bedeutenden Salzstraße; als Erinnerung an den oft beschwerlichen Weg ist die Tür der Kapellensakristei bis heute mit zahlreichen alten Hufeisen geschmückt, die als Votivgabe in die Kirche gebracht wurden. Die Kapelle wird seit 2019 aufwändig restauriert. Dabei wurde auch ein in Vergessenheit geratener Uhrenkasten aus dem 16. Jahrhundert wiederentdeckt. Die Sanierungsarbeiten wurden durch die Diözese, die Kirchenstiftung sowie mit Zuschüssen der Gemeinde Stiefenhofen finanziert und durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege begleitet.
