Menü
Wichtiges
Pfingstfestival in Kempten

Langer Atem österlichen Lebens

29.05.2023

Kempten (pdke). „Es ist selten, dass so eine große Zahl Gläubiger jeden Alters zusammenkommt“, freute sich Bischof Dr. Bertram Meier am Pfingstsonntag während des Gottesdienstes angesichts der mehr als 500 Menschen in der Pfarrkirche St. Anton. In seiner Predigt sprach der Bischof über Pfingsten als „Fest der Absolution“. Pfingsten werde bei aller Freude auch immer ein Tag des eindringlichen Bittens bleiben, denn die Botschaft von der Vergebung der Sünden gehöre wesentlich zum Pfingstevangelium, sagte er. Drei Tage lang feierten überwiegend jugendliche Gläubige beim Festival „Pfingsten23 Allgäu“ rund um die frühere Klosterkirche mit einem bunten Reigen von Veranstaltungen den Geburtstag der Kirche.

In seiner Predigt richtete sich Bischof Bertram zunächst an die Gottesdienstbesucher, die aus dem ganzen Allgäu nach Kempten gekommen waren. Viele wüssten heute nicht mehr, was das Pfingstfest, der Geburtstag der Kirche, überhaupt bedeute. „Hier in St. Anton ist das anders“, stellt er fest. Angesichts des großen Glaubensfestes, das hier seit zwei Tagen gefeiert werde, sei der Geist des Herrn spürbar. Doch wie sehe das im Alltag aus, fragte der Bischof und nahm Bezug zum Evangelium. Neben Brausen, Sturm, Feuerzungen und Sprachenwunder, wie es Lukas in der Apostelgeschichte geschildert habe, stehe das stille Pfingsten, von dem Johannes erzählte.

„Shalom. Der Friede sei mit euch!“ Der in Israel üblichen Gruß beinhalte alles, was man Menschen wünschen könne: Gesundheit, Freude, Glück, so der Bischof. Doch die Begrüßung „Der Friede sei mit euch“ bedeute noch mehr. So habe er die Jünger, die ihn schmählich im Stich gelassen hätten, begrüßt und ihnen damit fast die Absolution erteilt. Er hauchte ihnen die Freude ein und schenkte ihnen den langen Atem des österlichen Lebens, indem er seinen Geist in sie hineinlegte: „Empfangt den Heiligen Geist.“ An Pfingsten werde uns neu gesagt: „Der Friede sei mit euch.“

Vielleicht könnten die Menschen einen Versuch wagen, in ihr belastetes Leben neuen Geist einhauchen zu lassen, schlug er vor. Der Schriftsteller Max Frisch habe es so ausgedrückt: „Der Katholik hat die Beichte, aus der er sich nachher erhebt und erlöst ist. Ich habe nur meinen Hund, der schweigt.“ Was uns allen helfen könnte, so der Bischof weiter, wäre Solidarität in der Schuld. Denn Sünder seien wir alle, jeder habe Fehler. In seinem Dokument „Misericordia Dei“ habe Papst Johannes Paul II. an die Wichtigkeit des Sakraments der Versöhnung erinnert. Heute habe er sich nicht in der Jahreszeit geirrt. Denn die Vergebung der Sünden gehöre zum Evangelium von Pfingsten.Das befreiende Wort „Der Friede sei mit euch“ sei wichtig, um hinauszugehen und Gottes Zeugen sein zu können. Sonst bleibe alles tönernes Erz, geistlose Betriebsamkeit, schloss der Bischof seine Predigt.

Dekan Bernhard Hesse dankte dem Bischof für seine Unterstützung, die die Gemeinde St. Anton erfahre. Wir alle sind getragen von der Gemeinde hier in St. Anton, betonte Hesse.

Neben Impulsen und Livestreams standen an den drei Tagen rund um die ehemalige Klosterkirche St. Anton Gebet, Lobpreis, heilige Messen und Workshops auf der Tagesordnung. Einer dieser Workshops hieß „Dance and Praise“ und wurde von der Pfarrgemeinderätin und früher aktiven Jazz- und Modern-Dance-Turniertänzerin Angela Krone geleitet. Sie initiierte auch den Flashmob vor dem Forum und im Anschluss an das Pfingsthochamt. „Es ist wunderbar hier. Man spürt die Begeisterung am Glauben, erhält Sakramente ohne Hürden und kann Gott konkret erleben“, schilderte die 34-jährige Barbara aus Pfronten, die mit ihren drei Kindern am zweiten Glaubensfestival in St. Anton dabei ist.

Die 58-jährige Franziska, ihre 36-jährige Tochter Verena und deren vier Kinder waren eigens aus Seeg zum Festival gekommen. „Diese Leidenschaft hat mich begeistert. Die heilige Messe war überwältigend, auch weil eine überkonfessionelle Einheit zu spüren war“, schwärmte der 22-jährige Felix aus Füssen. Der „Abend der Barmherzigkeit“ mit zehn Priestern und der Möglichkeit, für die eigenen Anliegen beten zu lassen, hinterließ bei der 16-jährigen Elisabeth aus dem Ostallgäu einen bleibenden Eindruck. Eine Freundin fand es „so cool“, die jugendliche Gemeinschaft zu erleben und die Anwesenheit Gottes zu spüren. Bereits jetzt steht fest: Das über 100 Menschen starke Organisationsteam wird auch im nächsten Jahr ein drittes „Pfingsten im Allgäu“ anbieten.