Nach Sanierungsmaßnahme: „Die Kirche bleibt im Dorf, sie ist lebendig“
„Wie Sie bei der Renovierung des Kirchenbaus zusammengewirkt haben, vertrauen Sie einander und ermutigen Sie sich gegenseitig im Glauben. Wagen Sie eine geistliche ‚Runderneuerung!‘“, wünschte sich Bischof Bertram an diesem Sonntag im Festgottesdienst mit Orgelweihe zur Wiedereröffnung nach der Renovierung der Pfarrkirche St. Ulrich in Ebersbach (Dekanat Kaufbeuren). Der Bischof richtete seine Worte gleichermaßen an die Mitglieder der Pfarrgemeinde wie an die Vertreter aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben. Musikalisch wurde das Pontifikalamt gestaltet vom Kirchenchor und Solisten unter der Leitung von Dirigent Maximilian Herrmann sowie dem Organisten Roman Heckelsmüller.
Bei dem Renovierungsprojekt habe sich gezeigt, dass Kirche und Kommune hervorragend miteinander gewirkt hätten – nur durch die großzügige finanzielle Unterstützung sei dieser Kraftakt gelungen. „Die Kirche bleibt im Dorf, sie ist lebendig“, bemerkte der Bischof. Das zeigte sich auch beim großen Festzug durchs Dorf, an dem sich zahlreiche Menschen sowie Fahnenabordnungen der Vereine beteiligten, und der zu den Klängen der Musikkapelle zur Kirche zog. Unter ihnen war die Landtagsabgeordnete Angelika Schorer stellvertretend für die Landrätin, Bürgermeister Lars Leveringhaus sowie der ehemalige Staatsminister Josef Miller.
In seiner kurzen Ansprache ging Pfarrer Pater Karl Barton, Leiter der Pfarreiengemeinschaft Ronsberg, auf die Renovierungsarbeiten ein, die bereits während der Amtszeit seines Vorgängers, Monsignore Erwin Reichart, begonnen hatten. Sie habe viele Mängel zum Vorschein gebracht, die Kosten seien durch immer neue Positionen gestiegen, so dass die Pfarrgemeinde am Ende von den Gesamtkosten in Höhe von mehr als 2 Millionen Euro allein 350.000 Euro durch Spenden aufbringen musste. Dankbar sei er der Diözese für die Übernahme von rund Dreiviertel der Kosten.
Bischof Bertram segnete zunächst die Orgel auf der dritten Empore und bemerkte: „Was wäre ein Fest ohne Musik? Die Orgel spielt zu Ehren Gottes.“ Anschließend gratulierte er in seiner Predigt der Pfarrei zu der gelungenen Gesamtrenovierung, die zahlreiche Schwierigkeiten aufgewiesen habe und die wegen ihrer starken Dachverformungen ein Alleinstellungsmerkmal in der neueren Geschichte der Denkmalpflege darstelle.
Mit den Worten „Kehrt um!“ habe uns Johannes der Täufer ermahnt, ging der Bischof auf das Tagesevangelium ein (Mt 3,2). Johannes habe zu Umkehr mit dem Blick nach vorn aufgefordert, weil etwas Neues anbreche, nämlich das Kommen des Himmelreiches, fuhr er fort. „Kehrt um!“ sei auch die Botschaft Jesu, jedoch hätten beide unterschiedliche Töne angeschlagen. „Trostbotschaft statt Drohbotschaft könne man das zusammenfassen“, bemerkte Bischof Bertram.
Auch die Kirche sei in einem großen „Renovierungsprozess“, schlug er den Bogen zum aktuellen Gottesdienst. Er wolle die derzeitige schwierige Situation in der Kirche keinesfalls klein reden, fuhr der Bischof fort. Aber bei einer Bestandsaufnahme der Schäden und deren notwendiger Reparatur wollten die einen lediglich Risse füllen, während andere am liebsten gleich neue Fundamente gießen würden, erklärte Bischof Bertram. Die Fronten seien verhärtet - darum sei es besonders wichtig, für die Einheit der Kirche zu beten, richtete er sich an die Gläubigen. Als Dienst an der Einheit sehe er sein bischöfliches Hirtenamt an, so der Bischof. Um am Ende eine Einheit zu erzielen sei es auch für die laufenden synodalen Prozesse wichtig, sich in Geduld zu üben, aufeinander zu hören und mit Respekt füreinander den Willen Gottes zu suchen.
Weiter wies Bischof Bertram zum Thema „Hören“ auf das Doppeljubiläum des Heiligen Ulrich hin, der sowohl Namenspatron der Diözese als auch der Ebersbacher Kirche sei. Es werde unter dem Leitwort „Mit dem Ohr des Herzens“ begangen, denn Ulrich (890-973) sei bekannt gewesen für sein Hören auf die Nöte der Menschen. Er wünschte sich, dass von diesem Jubiläum im Bistum ein Impuls für die Vertiefung des Glaubens ausgehe. Mit der Adventszeit bereiten sich die Menschen auf Weihnachten vor, auf die Menschwerdung Gottes. Der Advent sei eine Zeit der persönlichen Erneuerung, in sich zu gehen und auf sein Herz zu hören, richtete sich der Bischof an die Anwesenden des Festgottesdienstes.
