PID, Atomenergie, entfesselter Kapitalismus: Kardinal Marx warnt vor Zivilisation des Todes
Kaufbeuren (FBK). Mit Blick auf die Atomkatastrophe in Japan, auf den ungezügelten Kapitalismus und auf die Diskussion um die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik hat der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, vor der Maßlosigkeit menschlicher Lebensstile und vor einer Zivilisation des Todes gewarnt. „Der Mensch geht über die Grenzen hinaus, verliert seine Mitte und torkelt in die Zukunft“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Pontifikalgottesdienst während der Frühjahrsvollversammlung der bayerischen Bischöfe am Mittwochabend, 23. März 2011. „Woher kommt diese Gefährdung des Menschen? Daher, dass wir alle immer mehr wollen, uns die Erde in Maßlosigkeit mit allen Mitteln unterwerfen, die sich dann gegen den Menschen kehren“, so Marx weiter in der Pfarrkirche St. Martin in Kaufbeuren.
Deswegen sei es viel zu wenig, in der Fastenzeit einfach ein Diät- oder Fitnessprogramm zu machen. Es gehe dagegen darum, neu zu lernen, ein Christ zu sein. „Das deckt unsere Fehlhaltung auf, die wir die Urschuld des Menschen nennen“, erklärte der Kardinal. Die Urschuld zeige sich etwa in der falschen Haltung, immer mehr herrschen zu wollen, immer mehr haben zu wollen, Recht behalten zu wollen, nach vorne zu drängen und unseren Lebensraum auszuweiten.
Neben der Atomkatastrophe von Fukushima nannte Marx die weltweite Finanzkrise, die ein entfesselter und gegen den Menschen gerichteter Kapitalismus ausgelöst habe, sowie die Präimplantationsdiagnostik (PID) als Beispiele. „Der Bundestag wird die wichtige Entscheidung treffen, ob wir uns auch hier mit der PID anmaßen, eine Grenze zu überschreiten. Zu entscheiden, wer leben darf und wer nicht, steht dem Menschen nicht an“, mahnte Marx. Gott setze dem Menschen die Grenzen um dessen Heils willen: „Nicht weil er uns etwas nicht gönnt, sondern damit wir und andere leben können. Eine Ethik des kleineren Übels führt auf die abschüssige Bahn, da gibt es kein Halten mehr.“ (kel)