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Wichtiges
Festgottesdienst am Ulrichstag

Wachsam bleiben und dem Evangelium treu

03.07.2024

Die Ulrichswoche im Bistum Augsburg steht heuer am Ende eines ereignisreichen Doppeljubiläums, das mit dem 1050. Todestag des Bistumspatrons vor einem Jahr feierlich eröffnet wurde. Mit der Erhebung des Ulrichsschreins am Mittwochabend und dem Festgottesdienst zum Ulrichstag hat Bischof Dr. Bertram Meier nicht nur die diesjährige Festwoche eingeläutet, sondern einmal mehr die Verdienste des heiligen Ulrich für die Einheit eines vielfältigen Europas gewürdigt – und zwar in politischer, wirtschaftlicher und religiöser Hinsicht.

Der Fokus in den vergangenen zwölf Monaten sei bewusst auf den Schwerpunkt im Leben des heiligen Ulrich gelegt gewesen, der für die Menschen seiner Zeit der wichtigste war: „Ulrich nahm seine Verantwortung ernst für ein von Raubüberfällen und Verwüstungen, von Krieg und Hungersnot gebeutelten Bistum“, betonte der Bischof dessen Anstrengungen, die in Wiederaufbau und der Stabilisierung der sozialen Verhältnisse ihren Ausdruck fanden. Bischof Ulrich sei sich seiner damaligen Stellung durchaus bewusst gewesen. „Doch kein Mensch würde heute mehr von ihm sprechen, ja wir wüssten vermutlich nicht einmal seinen Namen, wenn er diese Privilegien nur zu seinem eigenen Vorteil eingesetzt hätte.“

Sein gewinnendes Wesen, sein Gerechtigkeitssinn und seine Klarheit, wie sie durch seinen Biograph Dompropst Gerhard der Nachwelt überliefert wurden, hätten ihn zu einem Hirten gemacht, der dem im ersten Petrusbrief skizzierten Idealbild ganz entspräche. „Damals wie heute braucht es dafür Augenmaß, Selbstbeherrschung, Demut und eben ein tiefes Verantwortungsempfinden“, das die Fähigkeit einschließe, allen die einem anvertraut sind, Rede und Antwort zu stehen, so der Bischof. Dabei schloss er – ins Heute übertragen - Eltern, Erzieher und Lehrer ebenso in seine Aufzählung ein wie Ausbilder, Universitätsdozenten und Führungskräfte, die sowohl der Wahrhaftigkeit als auch des Einsatzes für die Schwachen verpflichtet seien. „Jede und jeder von uns wirkt an einer lebensförderlichen Atmosphäre mit, sollte immer für den Frieden im eigenen Herzen und in seiner unmittelbaren Umgebung sorgen.“

Vor dem Gelingen jeglicher zwischenmenschlichen Beziehung müsse jedoch die Verantwortung vor Gott stehen, der uns ins Leben gerufen habe. Denn gerade mit Blick auf eine aktuell immer religionsfernere Gesellschaft voll von unbestimmten Ängsten und Aggressionen habe es für Bischof Bertram den Anschein, „als seien wir gerade dabei zu verlernen, was die Basis eines guten menschlichen Miteinanders ist: Respekt, Vertrauen und die Einsicht, dass wirklich tragfähige Gedanken nur gemeinsam in die Tat umgesetzt werden und Bestand haben können“.

Daraufhin empfahl der Bischof den Gläubigen, den Ulrichstag zum Anlass zu nehmen, das eigene Gebetsleben zu beleben und den Bistumspatron zum Fürsprecher in schwierigen Situationen zu machen: „Das freie persönliche Gebet und das gemeinsame in Familie oder Gemeinde, sei es nun die Ulrichs-Andacht oder eine Novene zum Schutzpatron unseres Bistums, vertiefen die Beziehung zu ihm und zu allen Heiligen“, schrieb er allen Anwesenden in der Basilika und vor den Bildschirmen ins Stammbuch.

Zuletzt appellierte er an jede und jeden Einzelnen nicht das Vertrauen zu verlieren und stattdessen Mut zu haben, gegen den Strom der Gleichgültigkeit und Empathielosigkeit zu schwimmen, speziell auch mit Blick auf Geflüchtete. Bischof Bertram: „Nehmen wir bewusst und mit Verantwortung die Herausforderungen an, die heute an uns Europäer gestellt sind“ – nüchtern und wachsam gegenüber all jenen, die Einheitlichkeit und Uniformität über Einheit in Vielfalt stellen. „Bleiben wir in diesen unruhigen Zeiten wachsam und dem Evangelium treu!“, forderte der Bischof seine Zuhörerschaft auf.

Bischof Bertram begrüßte in der Ulrichsbasilika mit Bischof Dr. Joseph Ndi-Okalla aus dem Bistum Mbalmayo (Kamerun) einen Gast aus der Weltkirche, der sich für die Einladung bedankte und ihm als Gastgeschenk ein besonderes Christus-Bild aus seiner Heimat überreichte. Gemeinsam mit Bischof Joseph feierten auch die Weihbischöfe sowie Mitglieder des Domkapitels, Priester und Diakone den Gottesdienst in der gut gefüllten Basilika mit. Bevor der Ulrichsschrein am Ende der Feier in einer kleinen Prozession zum Ulrichsaltar übertragen wurde, spendete der Bischof allen anwesenden Gläubigen den Apostolischen Segen und lud zum dritten Mal in Folge zur wiederbelebten Tradition der „Ulrichsminne“ auf den Vorplatz der Basilika ein, wo den Gottesdienstbesuchern Brot und Wein gereicht wurde.

Für die musikalische Gestaltung der Feier sorgten einmal mehr die Augsburger Domsingknaben und das Orchester der Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann sowie die beiden Organisten Peter Bader und Marius Herb. Chor und Orchester brachten die Missa Alleluia von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) zum Klingen.

Bereits am Vorabend zum Ulrichstag betonte Bischof Bertram bei der feierlichen Vesper zur Eröffnung der Ulrichswoche, dass das Hochfest vor allem auch das Gedenken an dessen „Heimgang zu Gott“ sei. Den eigenen Tod auszublenden, vergrößere nur die Angst vor dem unvermeidbaren Lebensende. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie habe uns gezeigt: „Menschliches Leben ist verletzlich und deswegen umso kostbarer!“ Das Hochfest des Heimgangs des hl. Ulrich sei aber auch eine gute Gelegenheit für einen Perspektivwechsel weg von der Angst, und hin zu der Frage, welche Spuren man selbst auf Erden hinterlassen möchte. „Ich bin überzeugt: Wer bewusst von seinem zeitlichen Ende her lebt, dem verzieht es nicht so schnell das Maß in den alltäglichen Ärgernissen, angesichts des spürbaren Klimawandels und der Folgen menschlicher Umweltzerstörung oder im Blick auf die Kriegsherde unserer Tage“, so der Bischof.

Der heilige Ulrich wurde nach seinem Tod im Jahr 973 in einem schlichten Grab in der damaligen St. Afra-Kirche bestattet. 1764 transferierte man die sterblichen Überreste, deren Echtheit mehrfach überprüft wurde, endgültig in einen goldenen Reliquienschrein. Dieser wird im Rahmen der Vesper am Vorabend zum Ulrichstag traditionell feierlich erhoben und zeigt neben einer Darstellung des Heiligen auch verschiedene Szenen aus dessen Leben. Unter den feierlichen Klängen der Ulrichsbläser wird er in den Altarraum getragen und dort vom Bischof empfangen.

Weitere Höhepunkte der Woche

Bevor mit dem Festgottesdienst und der Reponierung des Ulrichsschreins am 14. Juli um 10.00 Uhr sowohl die Ulrichswoche als auch das Ulrichsjubiläum ein feierliches Ende finden, bietet das diesjährige Festprogramm ein buntes Potpourri für alle Generationen – von den Gottesdiensten für die kirchlichen Kindertageseinrichtungen und Schulen über die Frauen- und Männerwallfahrt bis hin zu den verschiedenen Wallfahrtsgottesdiensten für die Nationen, die Einrichtungen der Behindertenhilfe, die Caritas und die Senioren. Höhepunkte auch über die hohen – derzeit eingerüsteten - Mauern der Basilika hinaus ist das Ulrichsfest für Klein und Groß unter dem Motto „bunt - lebendig - wundervoll“ in der Rote-Torwall-Anlage am Samstag, 6. Juli und der „Tag der geschwisterlichen Seelsorge“ am Montag, 8. Juli.

Übertragung im Fernsehen

Das Pontifikalamt zum Abschluss von Ulrichswoche und Jubiläumsjahr am 14. Juli um 10.00 Uhr wird im Regionalfernsehen bei a.tv und im Internet (www.bistum-augsburg.de, www.katholisch1.tv) live aus der Basilika St. Ulrich und Afra übertragen.

Ulrichswoche zum Ende des Ulrichsjubiläums

Das Bistum Augsburg erinnert mit diesem Jubiläum an den 1100. Jahrestag der Bischofsweihe und den 1050. Todestag des Bistums- und Stadtpatrons Ulrich. Das Jubiläum steht unter dem Leitwort „Mit dem Ohr des Herzens.“ Die Ulrichswoche wurde gestern Abend mit der feierlichen Erhebung des Ulrichsschreins eröffnet und geht bis übernächsten Sonntag (14. Juli). Bei zahlreichen Gottesdiensten, Wallfahrten und weiteren Veranstaltungen in und um die Basilika St. Ulrich und Afra findet das Ulrichsjubiläum seinen feierlichen Ausklang. Mehr Informationen zum Programm gibt es unter www.ulrichswoche.de und www.ulrichsjubilaeum.de.