Damit Ängste keine Beziehungen zerstören
Ein junges Paar ist nicht in der Lage dazu, gemeinsam die Eltern des Mannes besuchen, weil die Frau unter sozialer Angst leidet. Ein anderes Paar geht nicht mehr zusammen ins Restaurant, weil der Mann in engen Räumen Panikattacken bekommt. Das sind nur zwei Beispiele, wie Ängste das Leben von Betroffenen und ihrer Umwelt massiv einschränken – und das nicht erst seit Corona-Krise und Ukraine-Krieg. Die Gesundheit und damit oft auch das Berufsleben der Betroffenen werden dadurch eingeschränkt, Paarbeziehungen und Familien zerbrechen im schlimmsten Fall daran. Und um eben diese Thematik (“Angststörungen“) ging es heuer bei den Beratertagen der Psychologischen Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen (EFL) der Diözese Augsburg. Aus den 25 Beratungsstellen trafen sich etwa 70 Mitarbeiter/-innen im Haus Sankt Ulrich.
In seinem Fachvortrag „Angststörungen – Betroffene besser verstehen und beraten“ gab Theologe und Psychologischer Psychotherapeut Martin Uhl, der die EFL-Stelle Memmingen leitet, Einblicke in die Not der Betroffenen. Obwohl Angststörungen die häufigste psychische Erkrankung in Deutschland sind und jeder Fünfte mindestens einmal im Leben davon betroffen ist, seien sie ein verstecktes Leiden, das mit viel Scham verbunden ist. Doch was dagegen tun? Mithilfe systemischer und verhaltenstherapeutischer Techniken und der Arbeit an der inneren Konfliktdynamik können Berater/-innen ihre Klientinnen und Klienten dabei unterstützen, stufenweise in einen möglichst angstfreien Alltag zurückzufinden. Dazu lieferte der Referent eine Vielzahl an Interventionen und anschaulichen Fallbeispielen und ließ das Erlernte in Kleingruppen üben und festigen.
Neben Fachlich-Inhaltlichem boten die Beratertage auch wichtige Informationen rund um ihren Arbeitsplatz in der Diözese. Angelika Maucher, Leiterin des Bischöflichen Seelsorgeamts, beantwortete zahlreiche Fragen, vor allem zu Finanzierung und Zukunft der EFL-Stellen. Die Seelsorgeamtsleiterin betonte hierbei die Wichtigkeit und Einmaligkeit der Arbeit der EFL in der Soziallandschaft und berichtete vom Einwerben der notwendigen Fördermittel vom Staat bei sinkenden Kirchensteuereinnahmen. Sie freue sich, so Maucher weiter, über Infos zu aktuellen Entwicklungen in der Beratungsarbeit der EFL, die sie auch in Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern einbringen könne.
Auch in der Diskussion mit EFL-Fachbereichsleiterin Maria Muther ging es um die Zukunft der Beratungsarbeit bei steigenden Personalkosten. Wo kann eingespart werden bei gleichzeitig enorm ansteigender Beratungs-Nachfrage in der Bevölkerung? Auch hier favorisierten die Anwesenden eine zunehmende innerkirchliche und politische Lobbyarbeit, um den beträchtlichen gesellschaftlichen, gesundheitlichen und nicht zuletzt auch volkswirtschaftlichen Nutzen der Arbeit der Psychologischen Beratungsstellen bekannter zu machen. Nicht zuletzt der Fachvortrag zum Thema Angststörungen und deren Auswirkungen im Leben der Betroffenen und ihrer Umgebung lieferte dafür ein überzeugendes Beispiel aus der Praxis.