„Ein König mit zwei Kronen“
Anlässlich des Christkönigssonntags, der traditionell zum Ende des Kirchenjahres eine Woche vor dem Beginn des Advents begangen wird, hat Bischof Dr. Bertram Meier von Jesus Christus als „König mit zwei Kronen“ gesprochen. In Hirblingen, wo der Abschluss der Kirchensanierung von St. Blasius gefeiert wurde, nahm der Bischof an diesem Sonntag damit Bezug auf ein Deckengemälde, das eine Königs- und eine Dornenkrone zeigt.
Dieses Bild, so der Bischof in seiner Predigt, sei ihm aufgefallen, weil die beiden Kronen bei aller Unterschiedlichkeit zu dem einen König gehörten, den man am Christkönigssonntag besonders verehre – Jesus Christus.
Bischof Bertram: „Das ganze Wesen Jesu ist Liebe - eine Liebe, die er bis zum Tode lebt und den Menschen noch mit seinem letzten Atemzug ihre Sünden vergibt. Indem er sich die Dornenkrone aufsetzen lässt, setzt Jesus ein Zeichen, dass unser Gott ein Gott des Mitleids und Erbarmens ist. Wenn wir als Christen heute diesem Jesus nachfolgen wollen, sollten auch wir uns die Frage stellen, mit wem wir Mitleid haben. Ganz konkret: Haben wir diejenigen im Blick, denen es in unserer Gemeinde nicht gut geht? Besuchen wir Kranke und nehmen wir wahr, wo Menschen einsam und traurig sind? An welchen Stellen erweisen wir uns als wahre ‚Christen‘, indem wir die Wahrheit sagen und uns für Benachteiligte einsetzen?“
Weil Jesus all das vorgelebt habe, sei er der König der Könige, und dies symbolisiere die zweite, die Königskrone, im Deckengemälde. „Es ist eine eher prachtvolle Krone,“ so der Bischof, „die uns vor Augen stellt, dass Jesus für alle Zeit ‚Herrschaft, Würde und Königtum‘ gegeben wurde, wie wir es vom Propheten Daniel in der ersten Lesung gehört haben. Als Retter, der uns von unseren Sünden erlöst und den Tod besiegt hat, dürfen wir alle Tage darauf vertrauen, dass die Kraft der Liebe Gottes stärker ist als alles Böse in dieser Welt. Ich denke, dass dies gerade in unserer Zeit, wo wir nahezu täglich in den Medien konfrontiert werden mit schrecklichen Nachrichten von Krieg und Gewalt, menschlichen Dramen und Umweltkatastrophen, eine ganz wichtige Botschaft ist. Lassen wir uns nicht herunterziehen und entmutigen, oder noch schlimmer, verführen von Stimmungsmachern, die uns sagen, dass alles immer nur schlechter wird und wir dem Untergang entgegensteuern! Dies ist keine christliche Haltung!“
Christen seien dazu berufen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freude zu sein: „Und unsere Freude gründet im Glauben daran, dass Jesus Christus immer noch und jeden Tag bei uns ist. Erst vor wenigen Tagen hat Papst Franziskus einmal mehr betont, dass Glaube und Freude untrennbar zusammengehören. Das heißt: Die Frohe Botschaft kann nicht überzeugend von Menschen verkündet werden, die ständig müde, traurig oder frustriert wirken.“
Bischof Bertram lud die Gläubigen dazu ein, „sich zu fragen, inwieweit Sie als Mensch, und vor allem als Christin und Christ, im Alltag Freude ausstrahlen und zur Freude anderer beitragen, sei es in der Familie, in der Dorfgemeinschaft, im Beruf oder in der Gesellschaft. Durch die Taufe hat Jesus auch uns zu Königinnen und Königen gemacht, die mit ihm herrschen sollen, in der Weise, wie er es uns gelehrt hat: In der Liebe zu Gott und im Dienst am Nächsten. Wir alle können demnach etwas dazu beitragen, dass sich das Königreich Gottes auf dieser Erde ausbreitet, und Menschen im guten und friedlichen Miteinander leben können.“
Das Christkönigsfest wurde anlässlich des Heiligen Jahres 1925 zur 1600-Jahr-Feier des Konzils von Nicäa (325) von Papst Pius XI. eingesetzt. Das Fest wurde erstmals am 31. Dezember 1925 gefeiert und dann jeweils am letzten Sonntag im Oktober. Im Zuge der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde das Fest 1970 auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres, das mit dem ersten Advent beginnt, verlegt.