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Wichtiges
Zum 500. Todestag von Jakob Fugger

Ein reiches Leben, das die Jahrhunderte überdauert

30.12.2025

Am 30. Dezember vor 500 Jahren verstarb mit Jakob Fugger (1459-1525) der wohl reichste Mensch der damaligen Welt. Sein Vermächtnis ist bewahrt in seinen Stiftungen, mit denen er das religiöse, soziale und kulturelle Leben seiner Heimatstadt Augsburg und weit darüber hinaus bis heute nachhaltig prägt. Bischof Dr. Bertram Meier würdigte den berühmten Augsburger Kaufmann beim Gedenkgottesdienst an diesem Dienstag bei der Fuggerkapelle von St. Anna als „Vordenker und Weitsichtigen seiner Zeit“, der trotz wirtschaftlichen Erfolgs seinen Zeitgenossen und deren Nachkommen Gutes tat.

Steingewordener Ausdruck dieses karitativen Handelns Jakob Fuggers ist die über die Stadtgrenzen bekannte Fuggerei, die als erste Sozialsiedlung gegründet worden sei, um Bedürftigen unter die Arme zu greifen, bis sie wieder auf eigenen Beinen stünden. „Bis heute ist es nicht der schlechteste Weg, sich durch Großzügigkeit ins Gedächtnis der Menschen einzuschreiben und Gott sei Dank erkennen noch immer zahlreiche Vermögende, dass eine ‚Schenkung mit warmer Hand‛ nicht nur finanzielle Vorteile bringt, sondern im besten Fall Schenkende und Beschenkte auch menschlich enger miteinander verbindet.“  

Aber auch die beiden anderen Teile des Kleeblatts der drei selbstständigen Stiftungen – die Fuggerkapelle mit der Grablege der Familie und die Predigerstelle (Prädikatur) bei St. Moritz seien als Einheit zu begreifen, so der Bischof: „Bildet es doch die drei elementaren Lebensbezüge des Menschen ab: zu Gott, zum Mitmenschen und zu sich selbst beziehungsweise seinen engsten Familienangehörigen“.

Der auf sein Lebensende zugehende Finanzier habe zwar zweifellos stets nach den – auch theologischen – Maßstäben seiner Zeit gehandelt, mit seinen Stiftungen, aber auch den Weg zur zeitlosen Einsicht geebnet, dass menschlicher Erfolg immer auch das Ergebnis glücklicher Umstände sei, betonte Bischof Bertram. „Wenn einer wie Jakob Fugger im Gottesdienst die Verse aus dem 1. Johannes­brief, die soeben in der Lesung vorgetragen wurden, aufmerksam und mit wachem Herzen gehört hat, dann waren sie ihm Erinnerung und Stachel zugleich: ‚Liebt nicht die Welt und was in der Welt ist! (…) wer den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit‛.

Der Bischof zeigte sich vor den Gottesdienstbesuchern davon überzeugt, dass die Missachtung Gottes mit der Missachtung dessen, was für uns Menschen als Einzelne und als Menschheitsfamilie gut sei, unmittelbar zusammenhänge. „Wenn heute vielen Menschen nichts fehlt, wo Gott fehlt, wie es der Buchtitel des Theologen Jan Loffeld benennt, dann ist das kein Zustand, der wie ein Plateau gehalten werden könnte, sondern der Beginn eines Prozesses der beschleunigten Aufgabe von allem, was Halt, Ordnung und Orientierung gibt.“

Für Bischof Bertram mehrten sich in einer Zeit, wo Verschwörungserzählungen und Untergangsszenarien Hochkonjunktur hätten, die Anzeichen dafür, dass die Welt für viele Menschen aus den Fugen gerate. Eine Welt, in der der Mensch eben keine Maschine und die Maschine kein Mensch sei, sondern „lebendige Wesen, störanfällig und fehlerhaft, machtgierig und anschmiegsam, von einer Anpassungsfähigkeit, die unter allen Lebewesen ihresgleichen sucht“. Also möglicherweise genau der richtige Zeitpunkt, sich an eine Persönlichkeit wie Jakob Fugger zu erinnern, der eben nicht nur ein pragmatischer Geschäftsmann war, sondern auch ein gottesfürchtiger Mensch.

Neben Dekan Helmut Haug, dem Inhaber der gestifteten Predigerstelle bei St. Moritz, nahm auch der evangelische Pfarrer von St. Anna, Dekan Frank Kreiselmeier, als Lektor an der Feier teil. Die Fürbitten wurden von Bewohnern und Mitarbeitern der Fuggerei vorgetragen. Musikalisch gestaltet wurde der Gedenkgottesdienst von Chor und Orchester der Pfarreien St. Moritz und St. Ulrich und Afra sowie Solisten unter der Leitung von Stefan Saule mit der Pastoralmesse in G-Dur von Karl Kempter (1819-1871) und Peter Bader an der Orgel.

Im Anschluss gab es einen Festakt mit Redebeiträgen von Maria Theresia Gräfin Fugger von Glött als Mitglied des Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Familienseniorats, dem bayerischen Staatsminister Christian Bernreiter und Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber, der mit Musik von Arnold Melchior Brunckhorst (1670-1725) umrahmt wurde. Der Abend im Gedenken an eine bedeutende Persönlichkeit der Zeitgeschichte mit einem reichen Vermächtnis für die Nachwelt klang beim anschließenden Staatsempfang im Anna Café aus.

 

Über das Leben von Jakob Fugger

Am 30. Dezember 1525 verstarb Jakob Fugger, einer der bedeutendsten Kaufleute der Renaissance und bis heute eine prägende Gestalt seiner Heimatstadt Augsburg. Er stammte aus einer Tuchhändlerfamilie und wurde in Venedig zum Kaufmann ausgebildet. In seinem Leben verband der in den Adelsstand erhobene Fugger wirtschaftlichen Weitblick mit tiefem Glauben und ausgeprägter sozialer Verantwortung. Sein unternehmerischer Erfolg machte ihn zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten seiner Zeit.

Die Fuggerei, gegründet als Ausdruck des bonum commune (Gemeinwohl), bietet bis heute bedürftigen Augsburgerinnen und Augsburgern eine soziale Heimat. Mit der Prädikatur an St. Moritz stärkte Jakob Fugger eine glaubensnahe und zeitgemäße Predigt. Die Familiengrabkapelle in St. Anna wurde zum zentralen Ort der Memoria der Familie. Mit seinem Stiftungsbrief von 1521 stellte Jakob Fugger den Fortbestand dieser drei Stiftungen „in ewig Zeit“ sicher. Diese Werte – Glaube, Verantwortung und Gemeinsinn – wirken über die Jahrhunderte fort.