Von Sternsingern und Fallschirmsternen
„Wir wünschen euch ein frohes Jahr – Kaspar, Melchior und Balthasar“ schallte es am Dienstagnachmittag in Aichach wieder aus hunderten Kinderkehlen, die sich im Rahmen der diözesanen Sternsinger-Eröffnungsaktion zusammengefunden hatten. Für Bischof Bertram war dabei klar: Sternsingen, das ist Verkündigung, Caritas und ganz viel Spaß in einem.
Auf Einladung der Abteilung Weltkirche im Bischöflichen Ordinariat, dem Bischöflichen Jugendamt und dem BDKJ-Diözesanverband waren an diesem Dienstag über zweihundert Sternsingerinnen und Sternsinger aus dem ganzen Bistumsgebiet gemeinsam mit ihren Begleitpersonen zusammengekommen, um gemeinsam die Sternsingeraktion für das Bistum Augsburg zu eröffnen. Das Aichacher Pfarrzentrum St. Michael war dabei Ort für die unterschiedlichsten Workshops, in denen die Kinder und Jugendlichen sich spielerisch über den näheren Zweck ihres Engagements austauschen und informieren konnten: Von Bananenballwerfen über Trommel-Training bis hin zum Fallschirmbasteln war alles dabei.
Im Anschluss an diese Workshops und einer kleinen „Sternsinger-Brotzeit“ setzte die versammelte Schar dann ein öffentliches Zeichen und zog singend und ihre Sterne hochhaltend durch die Straßen der altbairischen Landstadt hin zur Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, wohin Bischof Bertram zum Wortgottesdienst eingeladen hatte. Unter dem diesjährigen Motto „Sternsingen gegen Kinderarbeit – Schule statt Fabrik“ standen wieder Kinderrechte weltweit im Zentrum der Aktion, wie der Bischof in seiner Predigt betonte: „Wenn Ihr in den kommenden Tagen wieder als Sternsinger durch die Straßen zieht und Spenden sammelt, macht Ihr genau das: Ihr helft mit, dass sich das Leben von ganz vielen Kindern weltweit zum Besseren verändert.“
Ein Blick in die Bibel zeige, dass es viele der Ungerechtigkeiten der Welt auch schon vor zweitausend Jahren gegeben habe. Die vergebliche Herbergssuche der Heiligen Familie sei bereits in der Weihnachtsgeschichte ein eindrückliches Beispiel dafür. Und dennoch verberge sich darin wiederum ein starkes Zeichen: Gott „erfährt schon vor seiner Geburt Ablehnung und kommt nicht in einem prächtigen Königspalast zur Welt, sondern irgendwo abgelegen auf den Hirtenfeldern, in einem ärmlichen Stall.“ Die drei Sterndeuter als erste Sternsinger seien dabei selber wohlhabende Männer gewesen, die in ihrer Weisheit dennoch erkannt hätten, dass sich gerade an diesem Ort Gottes Liebe offenbart habe: „Sie spürten, dass dieses Kind besonders war, ein Mensch, der alles verändern konnte. Später als Erwachsener, lehrte eben dieser Jesus, dass jeder Mensch in den Augen Gottes wertvoll ist, und besonders Kinder es verdienen, dass man sie gut behandelt.“
Am Ende des feierlichen Gottesdienste kamen dann wieder die im Pfarrzentrum gebastelten und von den Kindern mit ihren eigenen Segenswünschen beschriebenen Fallschirme zum Einsatz, als sie durch zwei Öffnungen in der Kirchendecke herabgelassen wurden und zu Boden segelten: Sterne der Hoffnung, die zu den Menschen hinuntersteigen. Mit dem bischöflichen Segen für Kreide, Weihrauch und natürlich die Sternsingerinnen und Sternsinger selbst ging die Eröffnungsaktion zu Ende und wurden die Kinder und Jugendlichen damit offiziell ausgesandt, um den Segen Gottes an die Haus- und Wohnungstüren der Menschen zu bringen.
Der Brauch des Sternsingens in Deutschland lässt sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen und entwickelte sich vermutlich aus den mittelalterlichen Dreikönigsspielen. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden die traditionell durch die katholischen Kirchengemeinden veranstalteten Sternsingeraktionen durch das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ zentral koordiniert und unterstützt. Heuer steht die deutschlandweite Aktion unter dem Motto „Sternsingen gegen Kinderarbeit – Schule statt Fabrik“.