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Wichtiges
Akademisches Forum

Einblicke in die Welt der KI

19.11.2024

Das Thema „Künstliche Intelligenz“ (KI) ist derzeit in aller Munde. Wird die KI uns Menschen künftig lästige Tätigkeiten abnehmen – oder macht sie uns überflüssig? Wie wird sie die Arbeitswelt verändern? Wer füttert sie mit welchen ethischen Grundüberzeugungen? Das waren nur einige der Fragen, die am Dienstagabend im Zentrum einer Veranstaltung des Akademischen Forums der Diözese Augsburg standen.

Im gut gefüllten Großen Saal des Hauses Sankt Ulrich zog Moderator Dr. Robert Schmucker eingangs einen Vergleich mit einer Baugrube, in die man hineinsieht und sich vorstellen kann, wie das fertige Bauwerk einmal aussehen wird: „Wenn wir uns heute mit dem Thema KI beschäftigen, werfen wir einen Blick in eine digitale Baugrube. Wir ahnen, welche phantastischen Möglichkeiten, aber auch welche Gefahren mit dem Thema KI verbunden sind – und wir hoffen, dass wir als Menschen nicht auf der Strecke bleiben. Wir müssen beobachten, wir müssen gestalten, wir müssen Leitplanken setzen.“

Prof. Dr. Elisabeth André, Inhaberin des Lehrstuhls für menschzentrierte Künstliche Intelligenz an der Universität Augsburg, plädierte für eine „partnerschaftliche KI“, in der Mensch und Maschine im Team zusammenarbeiten sollten. Blindes Vertrauen in die KI sei genauso falsch wie blindes Misstrauen: „Gute von einer KI gelieferte Erklärungen können helfen, Vertrauen und Misstrauen in ein genaueres Verhältnis zu bringen.“

Die Informatikerin untermauerte diese Einschätzung mit Beispielen aus der Medizin, in der nur präzise Nachfragen von menschlichen Ärzten eine Künstliche Intelligenz dazu gebracht hätten, genaue und belegbare Aussagen über zum Beispiel die Röntgenaufnahme einer Lunge zu treffen.

KI-gesteuerte Roboter, denen man ein menschliches Aussehen, vor allem eine menschliche Mimik verleiht, werden bereits in der Pflege und auch in Schulsituationen getestet. Gerade Schüler und Schülerinnen, so Elisabeth André, wurden durch eine solche technische Umgebung in ihrer eigenen Lebenswelt, das von ständiger Nutzung ihrer Smartphones bestimmt sei, „abgeholt“. Im Zeitalter von ChatGPT habe stupides Auswendiglernen ausgedient. Schüler lernten dafür, richtige Fragen zu stellen. Für einen verantwortungsbewussten und sinnvollen Umgang mit KI-Technologien seien aber besondere Bildungsmaßnahmen quer durch alle Bildungsschichten erforderlich.

Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger, ebenso wie Elisabeth André Mitglied des Bayerischen Ethikrates, wies auf die neue Dimension im Zusammenleben der Menschen in Zeitalter der KI hin: „Welche Werte werden in dieser neuen Welt gelten – gerade wenn es um die Würde des Menschen geht? Was ist gut, was ist schlecht, wenn es um Ethik und Recht geht? Wer trägt Verantwortung - und wer steuert?“

Der Weihbischof brachte den Zuhörern und Zuhörerinnen verschiedene Alltagssituationen nah, in der KI schon heute eine große Rolle spiele – unter anderem beim Autonomen Fahren.

Das primäre Ziel der künstlich-intelligenten Steuerung von Mobilität, erläuterte der Weihbischof, sei nicht die Erhöhung von Effizienz oder Geschwindigkeit, sondern die Erhöhung von Sicherheit. Was aber, wenn es eine Dilemma-Situation gibt? Wenn man zum Beispiel im Auto nur noch die Wahl hat, eine plötzlich auf die Straße tretende Mutter mit Kinderwagen anzufahren oder auf den Gehweg auszuweichen und dort in einen Rentner hineinzurasen? Weihbischof Losinger zitierte aus dem Bericht einer Ethik-Kommission, den er im Auftrag des Bundesverkehrsministerium mitverfasst hatte: „Bei unausweichlichen Unfallsituationen ist jede Qualifizierung nach persönlichen Merkmalen (Alter, Geschlecht, körperliche oder geistige Konstitution) strikt untersagt. Eine Aufrechnung von Opfern ist untersagt.“ Wenn man diese Regel nicht strikt verfolge, käme man in eine Ethik, „die Menschen nach Nützlichkeit diagnostiziert und für eine Verletzung oder Tötung freigeben kann.“

Der Weihbischof thematisierte auch die Fortschritte in der Gentechnologie, gerade wenn es nicht mehr nur um Heilung, sondern um „Optimierung“ des Menschen geht. DDr. Losinger: „Wer bestimmt denn, wer der perfekte Mensch ist?“ Als notwendige Kriterien einer Ethik der KI nannte der Weihbischof eine realistische Technikfolgenabschätzung, außerdem die Ablehnung von Technologien, die Menschenrechte marginalisieren, sowie „soziale Kompatibilität“ - es dürfe keine Technologie etabliert werden, die den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft auflöse. Weihbischof Losinger: „Wenn die Kluft zwischen dem, was wir technisch-wissenschaftlich können, aber ethisch nicht verantworten können, zu groß wird, dann wird es für den Menschen gefährlich.“