„Eine Hörschule der Weltkirche”
Bischof Dr. Bertram Meier hat am Sonntag in Rom die Weltsynode als „eine Hörschule der Weltkirche” bezeichnet. In seiner Predigt im Rahmen einer Heiligen Messe in der Kollegskirche des Campo Santo Teutonico sagte er: „Wir üben täglich, was es heißt, gut aufeinander zu hören und dabei vor allem den Heiligen Geist zu Wort kommen zu lassen.” Diese Hörschule sei ein Impuls zum Gegensteuern, „wenn es uns das Maß verzieht”.
Denn eine Krise – sei es eine persönliche oder die der Kirche -, so der Bischof, sei immer auch eine Chance. Sie biete die Gelegenheit, die Kompassnadel des Lebens wieder dorthin auszurichten, worauf Gott sie eingestellt habe. Allerdings sei es eine Kunst, „die Mitte zu halten zwischen geistlichem Hunger und spiritueller Ubersättigung, zwischen Lauheit und Übereifer, zwischen Interesselosigkeit und Fanatismus.”
Bischof Bertram weiter: „Gerade wenn es um die Erneuerung der Kirche geht oder der Kurs zur Debatte steht, den die Kirche in Zukunft nehmen soll, ist das rechte Maß von großer Bedeutung. Christen, die Missstände zu Recht anprangern und dagegen ankämpfen, können dazu neigen, zu Fanatikern zu werden. Eine Handlung muss noch nicht gut sein, nur weil sie gut gemeint ist. Wir müssen uns vor falschen Einebnungen genauso hüten wie vor einem ‘Chauvinismus der Wahrheit’. Wahrheit und Liebe sind ein so enges Paar, dass es beide nur zusammen gibt. Für Christen muss es selbstverständlich sein, die Wahrheit nicht aufzuzwingen, sondern einander gleichsam in den Mantel der Wahrheit zu helfen.”
Wenn im Inneren der Kirche Polarisierungen den Gesprächsfaden abzuschneiden drohten, seien Menschen der „goldenen Mitte” gefragt. Sie seien wirklich Gold wert, weil sie sich zwischen Extreme stellten, es dort aushielten und mit viel Geduld womöglich Brücken bauten.
Schließlich rief der Bischof zu „heiterer Gelassenheit” auf, sie sei die Tugend aller, die sich um die „radikale Mitte” mühten: „Denn wir wissen: Der Mensch denkt. Und Gott? Er lenkt nicht nur, er lächelt auch über so manches, wo es uns das Maß verzieht, und fügt es schließlich so, wie es recht ist zu seiner Ehre und zu unserem Heil. Mit dieser Zuversicht gehen wir die Zukunft an. Die Kirche wandelt sich. Bewegen wir uns, lassen wir uns verwandeln, damit wir geistlich nicht verwesen. Denn Leben wartet auf uns!"