Ermunterung zum Engagement
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Wozu ist ein Pfarrgemeinderat da? „Ein Pfarrgemeinderat ist dazu da, dass er was sagt. Ja, aber es gibt auch Pfarrgemeinderäte, die sagen nix oder die haben noch nie nix g‘sagt und ein paar gibt’s, die dürfen nix sagen. Und wenn‘s zuviel sagen, dann dürfen sie gar nix mehr sagen.“ Diese gallige Definition stammt von den Brehers, einem Pfaffenhofener Ehepaar, das für den Tag der Pfarrgemeinderäte eine Clownnummer gab.
Zwei bayerische Clowns, die mit Fahrrädern den Saal stürmten, so was gab‘s noch nie auf dem Tag der Pfarrgemeinderäte. Den Pfarrgemeinderäten wäre es zu wünschen gewesen, dass auch sie den Saal gestürmt hätten – denn es waren zwar um die Hundert nach Augsburg gekommen, aber diesen Samstagvormittag hätte man es jedem der beinahe zehntausend Pfarrgemeinderatsmitgliedern gegönnt, dabei gewesen zu sein! (Leider passen maximal 350 Personen in den Großen Saal, aber: da war noch Luft nach oben ...)
An diesem Samstagvormittag wurde den Anwesenden von Diözesanratsvorsitzender Hildegard Schütz, Bischofsvikar Prälat Dr. Bertram Meier und Pfarrer Peter Brummer aus Tutzing eine derartige Fülle an ermunternden Worten mit theologischer Substanz geboten, dass es den Rahmen dieses Textes sprengen würde, sie alle vorzustellen. Wir haben Ihnen deshalb die Texte von Frau Schütz und Prälat Dr. Meier unten als PDF angehängt und wollen hier nur in Auszügen einige wichtige Impulse für das Engagement im Pfarrgemeinderat, aber auch für die Werbung neuer Pfarrgemeinderatsmitglieder geben.
So wies Hildegard Schütz darauf hin, dass „wir alle miteinander, Priester und Laien ... das Volk Gottes und somit alle Glieder der Kirche“ sind. „Wir sind alle von Gott berufene Mitglieder des Volkes Gottes und sind somit des priesterlichen, prophetischen und königlichen Amtes auf die jeweils spezifische Art und Weise teilhaftig. Wir sind alle Reben, die in Christus dem wahren Weinstock verwurzelt sind. Als Getaufte sind wir lebendige Steine, die auf Christus dem Eckstein gründen. Als Getaufte und Gefirmte sind wir so mitverantwortlich für die Sendung der Kirche.“ Die Verantwortlichkeit der Laien, speziell für den Weltauftrag der Kirche, so Schütz, ermächtigt sie umgekehrt, gerade als Pfarrgemeinderäte „ die konkrete Existenz heute, das konkrete Leben mit allen Facetten in die Kirche“ einzubringen. Und dies mit demokratischer Legitimation durch die Pfarrgemeinderatswahlen.
Prälat Bertram Meier formulierte es so: „,Dies ist Ihre Kirche!‘ So kann man an vielen Kirchentüren in Frankreich lesen. Das möchte ich auch Ihnen heute zurufen: Dies ist Ihre Kirche, prägen Sie sie mit! – Mit Ihrer Kreativität, Ihren Ideen, Ihrer ganz individuellen Be-geist-erung und Ihrer Sehnsucht nach einer geschwisterlichen Kirche! Denn eine Kirche, die allein den Hauptamtlichen überlassen wird, ist ja keine Kirche mehr. Sie kann ihrem evangeliumsgemäßen Auftrag nicht mehr gerecht werden und kreist nur noch um sich selbst.“
Die Pfarrgemeinderäte rief er auf: „Machen wir unseren Einfluss geltend in unserem allernächsten Umfeld und geben wir unserem Glauben, geben wir der Kirche unser Gesicht! Leihen wir dem Evangelium unsere Stimme! Ich bin zuversichtlich, dass wir gehört werden, denn es gibt viele ‚Menschen guten Willens‘, die auf uns schauen und die Hoffnung auf uns setzen.“
Schlussfolgerung: „Daher möchte ich Sie alle sehr herzlich ermutigen, sich bei der nächsten Wahl wieder für den Pfarrgemeinderat aufstellen zu lassen oder sich erstmals in diesem Gremium zu engagieren. Sprechen Sie auch Menschen aus Ihrem Umfeld an! Besonders junge Leute suchen oft nach einer Möglichkeit, in einem überschaubaren Rahmen Selbständigkeit zu üben und Verantwortung zu übernehmen ...
Überlassen Sie das Feld nicht nur den Hauptamtlichen! ... Die Kirche braucht Ihre Kompetenz und Erfahrung – und – ich sage das, um Ihnen eventuelle Bedenken zu nehmen - Sie werden ja mit den Herausforderungen, die ein solches Engagement mit sich bringt, nicht allein gelassen! Unsere Diözese, so groß sie ist, hält eine reiche Palette an kirchlichen Stellen bereit, die subsidiär/unterstützend tätig werden, sobald sich die neuen Pfarrgemeinderäte konstituiert haben.
Erfüllendes Ehrenamt kann beflügeln: Sie entdecken bei sich schlummernde Begabungen und Fähigkeiten, neue Interessen und Schwerpunkte, erleben den Glauben von seiner bodenständigen, tatkräftigen Seite und können die Zufriedenheit, ja das Glück des Gebrauchtwerdens erfahren.
Lassen wir uns ein auf ein christliches Zeugnis im 21. Jahrhundert, gehen wir mutig voran im Vertrauen auf den uns begleitenden Gott! Bauen wir gemeinsam an einer Welt, die - wie Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato sí eindringlich darstellt - so sehr der solidarischen Liebe bedarf und dem wert-schätzenden Umgang mit allen Ressourcen!“
Dass ehrenamtliches Engagement und insbesondere die Mitarbeit im Pfarrgemeinderat für nahezu jeden etwas bietet, stellte Diözesanratsvorsitzende Hildegard Schütz vor:
„die einen wenden sich im sozialen und caritativen Bereich den Menschen zu,
andere bereiten die verschiedenen Gottesdienste im Lauf des Kirchenjahres vor,
wieder andere übernehmen Vertretungsaufgaben in verschiedenen Gremien bzw. stellen Kontakte zu politischen Gremien her,
wieder andere schreiben am Pfarrbrief mit oder sorgen für die Öffentlichkeitsarbeit in der Presse vor Ort und
andere organisieren den Pfarrausflug, das Pfarrfest oder die katholische Erwachsenenbildung.“
"Ohne Pfarrgemeinderäte geht nichts", so resümierte der Tutzinger Pfarrer Peter Brummer nach fast 35jähriger Dienstzeit, und zwar im Sinne des Mitdenkens, Mittragens und Mitverantwortens. Gerade in Krisenzeiten gelte es nicht abzutauchen, sondern aufzutauchen, unabhängig von der Gestalt des jeweiligen Pfarrers oder Bischofs. Auch die Diözesanratsvorsitzende wies darauf hin, dass Pfarrer (und Bischöfe) kommen und gehen, aber die Laien Jahrzehnte, wenn nicht sogar ein Leben lang, in ihrer Pfarrei blieben. Pfarrer Brummer: Auch Pfarrgemeinderatsmitglieder würden motiviert von Vertrauen, Beziehung und Gemeinschaft. Der Tutzinger Pfarrgemeinderat treffe sich insgesamt zehnmal im Jahr, inkl. Ausflüge und Besuche. Die Sitzungen, so berichtet der Pfarrer, "beginnen um 19.30 Uhr mit einem Glas Wein". Es folge eine Bibellesung mit persönlichem Zeugnis. Sodann werde jeweils ein Grundsatzthema besprochen: "Wir wollen nicht unterfordert werden." Gäste würden eingeladen: Bürgermeister, Jugendliche, eine Chefärztin des Krankenhauses. Die geistliche Bildung der Pfarrgemeinderatsmitglieder komme ebenso wenig zu kurz wie die Arbeit an einem gemeinsamen Leitbild. Um 22 Uhr enden die Sitzungen und eine Viertelstunde Gebet schließt den Abend ab.
Auch in der abschließenden Gesprächsrunde, engagiert und kompetent moderiert von Dr. Karl-Georg Michel, Leiter der Pressestelle des Bistums, kamen zahlreiche und vielgestaltige Aspekte der Arbeit und der Probleme von Pfarrgemeinderatsmitgliedern zum Ausdruck. Auch der Pressesprecher verriet, selbst auf eine Mitarbeit in seinem Pfarrgemeinderat angesprochen worden zu sein und zeigte sich nach dieser ermunternden Runde nicht abgeneigt ...
Weitere Aspekte des ehrenamtlichen Engagements und der Bedeutung der Laien in der Kirche finden Sie im Anhang. Die inhaltliche Orientierung für die Arbeit der Pfarrgemeinderäte stellte Domdekan Dr. Bertram Meier bei seiner Predigt im Gottesdienst vor, der im Rahmen der Ulrichswoche in der Basilika stattfand. Auch diesen wertvollen Text bitten wir Sie im Anhang zu lesen. Ergänzend zu diesem Beitrag empfehlen wir den Bericht auf der Bistumshomepage.