„Gemeinsam mit allen Geschöpfen“ – Retten wir unseren Planeten!
„Mensch und Schöpfung – Eingriffe des Menschen in die Umwelt“ lautete das Motto der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats. Hinter dem sehr sachlich gehaltenen Thema verbarg sich eine großer Appell und eine Vielzahl von Anregungen an die katholischen Pfarrgemeinen des Bistums Augsburg. Nach Eingangsreferaten von Dr. Eberhard Pfeuffer über die historische, gegenwärtige und regionale Herausforderung der Ökologie und von Dr. Martin Schneider über die Antwort der Kirche vermittels der päpstlichen Enzyklika LAUDATO SI‘ diskutierten auf dem Podium mit: die neue Umweltbeauftragte der Diözese Augsburg, Andrea Kaufmann-Fichtner, der KLB-Landesvorsitzende Josef Neher und der Vorsitzende des AK „Umwelt und Landesentwicklung“ der CSU, Josef Göppel.
Machen wir unseren Planeten kaputt? Die Rede vom Klimawandel ist in aller Munde, mittlerweile ist auch das Artensterben in unserer Region nicht mehr zu leugnen und die Klage über den Flächenverbrauch ein Politikum. Vergangenen Samstag stellte sich der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Augsburg diese dramatische Frage und nach allem was wir wissen muss man antworten: Ja, wir sind dabei unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Dies wurde in drastischer Weise im Eingangsreferat von Dr. Eberhard Pfeuffer ins Bewusstsein der versammelten Diözesanratsmitglieder gebracht, der seine ganz persönlichen Beobachtungen von einem Gletscher, der immer weniger Eis führt, von Wiesen, aus denen Gewerbegebiete wurden, und vom Brachvogel, dessen Lied verstummt ist, weil es keinen mehr gibt, mit fachlichen Auskünften zum Thema Klimawandel, Flächenverbrauch und Artensterben verband. Der Ehrenvorsitzende des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben verstand es seine Liebe zur Natur mit ersten Hinweisen auf den großen Impuls zu ihrer Rettung zu verbinden, der in der Enzyklika LAUDATO SI‘ ausformuliert ist. Protestant Pfeuffer verband dies mit dem Bekenntnis: „Ich bin ein Fan von Papst Franziskus.“
Es war die Aufgabe von Dr. Martin Schneider, Grundgedanken der Enzyklika darzustellen und zu erläutern. Der theologische Grundsatzreferent des Diözesanrats München und wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für christliche Sozialethik an der LMU erklärte, wie Papst Franziskus die Theologie mit dem ökologischen, aber auch sozialen Gedanken verbindet. Es geht ihm darum, von einer oberflächlichen Ökologie zu einer Tiefenökologie zu kommen, d.h. Gott anstelle des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, eine relationale Weltsicht („alles ist miteinander verbunden“) zu pflegen und den dominierenden Narzissmus durch ein sich Öffnen und eine Achtsamkeit zu ersetzen, sowie fähig zu werden den Schmerz über die Verluste zu empfinden, die unsere Lebensweise anderen – und eben auch der „Schwester Erde“ – zufügt. Aus diesem Berührtsein, das machte auch Pfeuffer in der anschließenden Diskussion klar, erwächst ein Engagement, das nicht so schnell aufgibt. Doch nicht Griesgrämigkeit und Moralismus ist gefragt, sondern am Ende eine Freude über die Schöpfung, ein Fest, das zum Ausdruck bringt: „Es reicht, wir sind reich, wir haben genug.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es um die Umsetzung dieser Erkenntnisse und Vorgehensweise für die katholische Basis. Andrea Kaufmann-Fichtner, Umweltbeauftragte der Diözese Augsburg, appellierte an die neugewählten Pfarrgemeinderäte, Umweltteams zu bilden, um sich vor Ort über die Möglichkeiten von Verbesserungen und des Engagements abzustimmen. Josef Göppel, früherer Bundestagsabgeordnete der CSU, wies auf die große Rolle der Forderungen an Politiker aus den Reihen der Bevölkerung hin. Keineswegs müsste eine Mehrheit der Wähler eine Petition unterzeichnen, bereits mit einem Viertel sei die kritische Masse erreicht, mit der die Politik in Bewegung gesetzt werden könne. Josef Neher berichtete von den Aktivitäten der Kath. Landvolkbewegung Bayern (KLB), um über Bildungsarbeit und bäuerliche Familienberatung die Art der Bewirtschaftung von Höfen umweltverträglicher zu gestalten. Er selbst erzählte anhand eines Erlebnisses mit Bienen, wie persönliche Betroffenheit in Kombination mit Sachkenntnis zu einem starken Engagement führen könnten.
„Gemeinsam mit allen Geschöpfen gehen wir unseren Weg in dieser Welt – auf der Suche nach Gott […]. Gehen wir singend voran! Mögen unsere Kämpfe und unsere Sorgen um diesen Planeten uns nicht die Freude und die Hoffnung nehmen.“ So endet der Text der Enzyklika LAUDATO SI‘. Vielleicht ist diese Vollversammlung und die Lektüre dieses Textes der Beginn einer neuen Umweltbewegung der Katholiken des Bistums Augsburg.
Michael Widmann
Referat von Dr. Eberhard Pfeuffer:
PowerPoint-Präsentation von Dr. Martin Schneider:
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Zur Information:
Erklärung des Diözesanrats vom 14.03.2009 "Bewahrung der Schöpfung bedeutet Schutz der Menschenwürde"