Heilig Blut-Fest: Nur die Liebe ist dazu in der Lage
Jedes Jahr am Pfingstmontag feiern die Gläubigen der Pfarreiengemeinschaft Jettingen-Scheppach im Dekanat Günzburg das Heilig Blut-Fest. Nach dem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Martin mit Weihbischof Florian Wörner zog die Prozession auf den benachbarten Kellerberg, von wo aus die Stadt gesegnet wurde. Im Mittelpunkt stand dabei eine Reliquie, die Blutstropfen Jesu Christi enthalten soll. In seiner Predigt thematisierte Wörner vor allem die rettende Liebestat Gottes.
Viele Menschen könnten kein Blut sehen, sagte der Weihbischof zu Beginn seiner Predigt. Die Verehrung des Blutes Jesu sei für Menschen außerhalb der Kirche schwer zu verstehen. Dabei habe schon der Prophet Jesaja vorhergesagt, „sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben“. Der Tod Jesu beglücke unsere Rettung, unser Leben. Jesus bringe wirklich Erlösung, Rettung und Heil.
Der Blick auf das Kreuz
Weihbischof Wörner lud die Anwesenden dazu ein, nicht nur äußerlich im Vorübergehen einen kurzen Blick auf das Kreuz zu werfen, sondern mit den „Augen des Glaubens“ auf das Kreuz zu blicken. Diese „Verbundenheit von Herz zu Herz“ mache unser Leben neu. Weihbischof Wörner: „Wer zum Kreuz aufblickt, nimmt die Quelle der Liebe in den Blick. Wer zur Seitenwunde Jesu aufschaut, der blickt bis zum Himmel.“
Im Alltag bedeute dies, auf die Liebestat Gottes eine Antwort zu formulieren. „Gott lieben, den wir nicht sehen, nicht fassen, nicht greifen können, ist möglich“, so Wörner. So sollten gläubige Menschen Gott immer auch den ersten Platz in ihrem Leben einräumen. Die Liebe Gottes könnten wir erwidern, „indem wir sagen, Gott, ich mag dich gern, ich liebe dich, du sollst das Wichtigste in meinem Leben sein“.
Blickkontakt von Herz zu Herz
Seine Predigt schloss er mit einem konkreten Auftrag: „Schauen wir auf zu ihm, der sich für uns aus Liebe am Kreuz hat durchbohren lassen, der gestorben ist, um uns Erlösung zu schenken. Dieser Blickkontakt von Herz zu Herz, er wird uns erneuern, er wird uns verwandeln, unsere Umgebung und die Welt. Der Geist Gottes, der aus der Seitenwunde Jesu hervorgeht, er möge uns dabei helfen.“
Die Geschichte einer bedeutenden Reliquie
Seit 275 Jahren befindet sich die Heilig-Blut-Reliquie in Jettingen. Sie stammt ursprünglich vom Augsburger Fürstbischof Johann Franz Schenk von Stauffenberg, der sie Mitte des 18. Jahrhunderts in Rom geschenkt bekommen hatte. Als Hochzeitgeschenk für dessen Neffen gelangte sie nach Jettingen. 1750 erfolgte dann die Schenkung an die Pfarrei.
Der Jettinger Pfarrer Franz Wespel berichtet: „Dieses besondere Ereignis feiert die Pfarrgemeinde jährlich mit dem Hl. Blut-Fest, das seit 1803 immer am Pfingstmontag mit einem festlichen Gottesdienst und einer großen Prozession begangen wird.“ Diese führe immer hinaus zum Kellerberg, wo ein Altar aufgebaut sei. „Am höchsten Punkt Jettingens wird dann über die ganze Marktgemeinde der Segen mit der Heilig-Blut-Reliquie erteilt, verbunden mit der Bitte, dass Gottes reicher Segen über dem Ort ruhen möge“, so der Pfarrer.
Begleitet wurde die Prozession auch heuer wieder durch zahlreiche Vereine. Der Blasmusikverein steuerte die musikalische Gestaltung bei. Der örtliche Kirchenchor sang die „Missa in C“ von Johann Ernst Eberlin.