EPHRÄM DER SYRER

Lebensdaten: geboren um 306 in Nisibis (heute Nusaybin, Türkei), gestorben am 9. Juni 373 in Edessa (heute Şanlıurfa, Türkei)
Lebensgeschichte: Ephräm kam in einer christlichen Familie im mesopotamischen Nisibis zur Welt, wo neben der rasch wachsenden Ortskirche das Heidentum noch hauptsächlich präsent war, zahlreiche christliche Sekten miteinander konkurrierten und auch eine große jüdische Gemeinde zu Hause war. Er war Schüler des charismatischen Bischofs Jakob, einem Mitunterzeichner der Konzilsformeln von Nizäa (325), der ihn als jungen Mann taufte und zum Diakon sowie Lehrer bestellte. Ephräm schloss sich den „Bundessöhnen“ an, einer Vorform des syrischen Mönchtums, deren Mitglieder zu Hause nach den evangelischen Räten der Armut, Ehelosigkeit und des Gehorsams lebten, ansonsten aber in der Gemeinde ausgesprochen aktiv waren, verzichtete auf jeden weiteren Aufstieg innerhalb der Kirche und erwarb sich unter Jakobs Nachfolger, Bischof Vologeses, den Ruf eines Meisters in Askese und theologischer Bildung.
Ephräm war von der griechisch-philosophischen Glaubensbegrifflichkeit, die sich weltweit durchsetzen sollte, fast gänzlich unberührt und verwendete vielmehr eine Ausdrucksweise, die im aramäischen Sprachraum verbreitet war und eher vom jüdisch-rabbinischen Denken herstammte. Für seine vielen singbaren Hymnen
Nachdem Nisibis vielfach von den Persern angegriffen und belagert wurde und 363 schließlich fiel, zog Ephräm zusammen mit vielen Flüchtlingen nach Edessa, wo unter dem Schutz des Römischen Reichs das religiös-philosophische Leben sowie das christliche Sektenwesen unter anderem aus Arianern, Markioniten und Gnostikern blühte. Ephräm nahm seine Lehrtätigkeit nach bewährter Methode wieder auf und begründete oder entwickelte die „Schule der Perser“, an der neben Theologie auch Medizin unterrichtet wurde. Etwa zehn Jahre nach seiner Ankunft in Edessa starb Ephräm an der Pest, die er sich bei der Pflege Kranker zugezogen hatte.
Verehrung: Ephräm, die „Harfe des Heiligen Geistes“, wie sein häufigster Ehrentitel lautet, hat ein gewaltiges Werk hinterlassen, aus dem bereits zu seinen Lebzeiten griechische Übersetzungen gefertigt wurden. Sein Einfluss reicht weit in die Traditionen der byzantinischen Kirchen hinein. Er gilt als bedeutendster syrischer Dichter und wird in der theologischen Literaturwissenschaft in einem Zuge mit Dante genannt. Wenngleich er im eigentlichen Sinne kein Mönch war, verehrt ihn die orientalische Tradition als solchen. 1920 erhob ihn Papst Benedikt XV. auch für das lateinische Christentum zum Kirchenlehrer.