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Wichtiges
Predigt beim Aussendungsgottesdienst des Katechistenkurses 22/25 in Leitershofen

Katechisten vollziehen die Grunddienste der Kirche

20.09.2025

Liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst, liebe Auszusendende, liebe Schwestern und Brüder im Herrn! Wie so oft wählt Jesus ein Bild aus der Landwirtschaft, um uns das Himmelreich näher zu bringen. Vielleicht haben Sie Erfahrung mit Gartenarbeit und wissen, wie viel Pflege eine Pflanze braucht, bis sie Früchte trägt. Nährstoffe, Wasser und Sonne sind neben der rechten Beschaffenheit der Erde elementar für das Wachstum. Auch unser Glaube braucht Pflege, damit er wachsen kann. Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Vierten Katechistenkurses, Sie haben Ihrem inneren Ackerfeld in den letzten drei Jahren hohe Priorität eingeräumt. Dafür sage ich Ihnen als Bischof mein herzliches Vergelt´s Gott.

Sie haben Zeit und Mühe investiert, da Ihnen Ihr Glaube, das Wort Gottes und sein Reich wichtig sind. Ich hoffe, dass der Same seines Wortes in dieser Zeit in Ihnen aufgehen konnte, dass Sie Christus und sein lebendiges Wirken in Ihrem Leben erfahren durften. Der Aussendungsgottesdienst am Ende des Kurses macht noch einmal deutlich, was uns seit der Taufe ins Herz gelegt ist: Die Früchte unseres Ackerfeldes sind nie nur für uns selbst bestimmt. Ein Teil der Früchte wird als neues Saatgut eingesetzt. Nach drei Jahren halten Sie, bildlich gesprochen, einen gut gefüllten Beutel voller Samenkörner in den Händen. Wo sollen die nun zum Einsatz kommen? Für wen sind sie bestimmt?

Auch wenn Sie aus verschiedenen Bistümern stammen, die Grunddienste der Kirche sind überall dieselben. Kirche sein heißt Gemeinschaft pflegen, Liturgie feiern, den Glauben verkünden und den Nächsten lieben, ihm Gutes tun. Schauen wir darauf, was diese Felder für Ihren Einsatz in der heutigen Zeit bedeuten können.

Da ist zunächst das Feld der Liturgie, insbesondere die Feier der Eucharistie. Sie steht im Mittelpunkt, denn um sie herum bildet sich Gemeinde; sie ist Quellpunkt, denn aus ihr speist sich das kirchliche Leben und sie ist Knotenpunkt, denn in der Feier der Eucharistie ist die einzelne Gemeinde verbunden mit allen anderen Gemeinden weltweit sowie mit der himmlischen Kirche, die Zeit und Ort überdauert. Ihnen ist dieses Sakrament lieb und teuer, weil Sie wissen, dass Sie darin Christus begegnen. Nehmen Sie stellvertretend die in Ihr Gebet mit hinein, die nicht mehr an den Tisch des Herrn treten. Hinzu kommt die Zeit, die Sie mit dem Herrn im Gebet zu Hause oder in Gemeinschaft mit anderen verbringen. Ein Landwirt kann noch so viel arbeiten und richtigmachen: wenn Regen, Sonne und Wind ausbleiben, wird sein Acker brachliegen. Es sind die Gnadengaben des Vaters, es ist das Licht Christi und der Wind des Geistes, was die Kirche mit Leben füllt. Das Gebet ist der Atem der Kirche. Vergelt‘s Gott, wenn Sie die Kirche von innen heraus durch diesen wertvollen Dienst stärken.

Das zweite Feld heißt Gemeinschaft: Koinonia. In diesem Jahr wird viel über Nicäa, das erste ökumenische Konzil der Kirchengeschichte, nachgedacht. Die Rede vom dreifaltigen Gott bedeutet, dass Gott Gemeinschaft ist. Da wir als Abbild Gottes geschaffen sind, heißt das in der Konsequenz, dass der Mensch zutiefst auf Beziehung angewiesen ist. Jesus hat seine Mission damit begonnen, Menschen zu sammeln und aus Unbekannten Freunde werden zu lassen. Der Sohn Gottes ist seinen Weg nicht alleine gegangen; auch wenn er in der letzten Stunde verlassen wurde, wollte er seinen Auftrag nicht als Einzelkämpfer ausführen. Sie haben in Hochaltingen ein Stück Weggemeinschaft erlebt, die jetzt auseinanderrückt. Aber das heißt nicht, dass Sie von jetzt an allein bestehen müssen. Investieren Sie in Kontakte zu anderen Christen, mit denen Sie gemeinsam auf dem Weg sein können. Vertraute Beziehungen sind ein Geschenk; sie lassen uns aufblühen, tiefer gehen und sie geben uns die notwendige Stabilität in einer Zeit, in der das Christentum den festen Stand in der Gesellschaft in weiten Teilen verloren hat. Schon jetzt lernen die meisten den Glauben in ihren Familien nicht mehr kennen. Viele, auch Getaufte, fremdeln mit Kirche und tun sich schwer, einen Zugang zu finden. Es mag helfen, wenn wir uns hin und wieder die Frage stellen, wie unsere Gemeinschaft wohl von jemandem erlebt wird, der zum ersten Mal auf uns trifft. Nehmen wir die Menschen wahr, die neu dazukommen oder sich nur zögernd nähern? Ich bitte Sie, dass sie sich in Ihren Gruppen niemals dauerhaft einigeln. Bleiben Sie sensibel und aufmerksam für die, die sich verletzt zurückgezogen haben oder die sich erst noch mit ihrem je eigenen Tempo in der Glaubenswelt zurechtfinden müssen. Das Zusammensein mit Anderen fordert früher oder später immer heraus, weil wir mit unterschiedlichen Charakteren, Meinungen und Verhaltensweisen konfrontiert werden: mal ist es der Fremde, der uns irritiert, ein anderes Mal ist es ein langjähriger Weggefährte, der uns bitter enttäuscht. Nicht umsonst hat Jesus so oft von Vergebung gesprochen; er wusste: ohne das Ringen um Versöhnung kommen wir nicht weit. Gemeinschaft bereichert und Gemeinschaft fordert. Aber das lasst uns reifen und wachsen und es wirft uns immer wieder auf den zurück, der Gemeinschaft stiftet und schenkt.

Kirche ist Gemeinschaft – es klingt so einfach und selbstverständlich, aber wir merken, wie groß und weit dieses Feld ist. Es führt uns bereits hinein in den nächsten Acker: die Diakonia. Egal, wo Sie, liebe Katechisten, wohnen: an jedem Ort leben Menschen, die sich zwar nicht mehr oder noch nicht die Gottesfrage stellen, aber die sich nach Beziehung sehnen. Eine Reihe an aktuellen Studien belegen, dass Menschen aller Altersgruppen an einem Mangel an guten Beziehungen leiden. Es ist eine Frage der Menschenwürde und ein Werk der Barmherzigkeit, dass wir an dieser Not nicht vorübergehen. Auch das beobachten wir im Handeln Jesu. Denken wir nur an den Zöllner Zachäus! Gemeinsam essen bedeutet miteinander in Beziehung treten; wenn Jesus mit anderen Mahl hält, dann schenkt er damit Wert und Würde. Nur die wenigsten Menschen hat Jesus direkt zur Jüngerschaft berufen, wie wir es von den zwölf Aposteln her kennen. Allen aber, die ihm ihre Not gezeigt haben, ist er mitfühlend, helfend, heilend, stärkend und befreiend begegnet. Tun wir es ihm gleich, unseren Möglichkeiten entsprechend.

Die Lesung aus dem ersten Timotheusbief sowie der Tagesheilige machen uns auf das letzte Feld aufmerksam: Martyria – Zeugnis geben. Wir feiern heute den hl. Andreas Kim Taegon und seine Gefährten. Kim Taegon war der erste koreanische Priester; sein Schicksal teilt er mit vielen weiteren Christen: er wurde gefoltert und enthauptet. Tausende Katholiken haben Mitte des 19. Jahrhunderts in Korea das Martyrium erlitten. Auch wir sind dazu berufen, Christus ähnlich zu werden, in dem wir Gott und seine Liebe zur Welt bezeugen. Das umfasst den gesamten Dienst der Verkündigung. Für diese Aufgabe haben Sie sich in Hochaltingen neues Rüstzeug zugelegt. Vielleicht sind Sie schon in Ihrer Pfarrei oder einem anderen kirchlichen Träger tätig und wirken aktiv an der Glaubensweitergabe mit. Das Ehrenamt in diesem Bereich wird in den nächsten Jahren mehr und mehr zur tragenden Säule kirchlichen Lebens werden. Aber kirchliches Leben endet nicht 10 Meter entfernt vom Kirchturm! Vor allem Sie sind prädestiniert dafür, Zeugnis an Orten zu geben, die für Bischöfe, Priester und auch die meisten Hauptamtlichen kaum erreichbar sind. Wer von Ihnen mitten im Berufsleben steht, hat Kontakt zu Branchen und Menschen, die nur durch Sie mit Kirche in Berührung kommen. Dort, wo Sie arbeiten und leben, dort, wo Sie Beziehung zu Gott und Mensch pflegen, da wird Kirche durch Sie erlebbar. Da sind in erster Linie nicht Ihre katechetischen Kenntnisse gefragt. Es ist Ihr schlichtes Lebenszeugnis, das andere neugierig machen oder berühren kann. Glaubensverkündigung beginnt nicht mit dem ersten Satz, mit dem wir von Gott erzählen, sondern damit, dass wir ein offenes Ohr haben, dass wir aufmerksam zuhören und echtes Interesse am Leben der anderen zeigen.

Ein hörendes Herz, das wünsche ich Ihnen auch, wenn es um die Frage geht, in welchem Ackerfeld Ihre Arbeit nun beginnen darf. Ihr Saatgut enthält eine Vielzahl von Samen – manche sind Ihnen bekannt, mit anderen Sorten wird Gott Sie überraschen. Wie in der Landwirtschaft, so ist auch im Dienst der Kirche oft Geduld und Sensibilität gefragt. Jede einzelne Pfarrei umfasst eine bunte Mischung an Pflanzensorten. Nicht alles wird unserer eigenen Geschmacksrichtung entsprechen. In Gottes großem Garten braucht es ein weites Herz für die unterschiedlichsten Gewächse und es braucht Brückenbauer vom einen zum anderen Pflanzenbeet. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und ein glückliches Händchen dafür, Ihren Beitrag zu einem gesunden Boden und einem guten Klima leisten zu können. Und dann heißt es Gott vertrauen, dass ER zur rechten Zeit wachsen lässt und wir Zeugen sein dürfen davon, dass die Saat aufgeht: hundertfach.

 

Schriftlesungen: 1 Tim 6,13-16; Lk 8,4-15