„Mission lebt von der Empathie“
Hausbesuche von jungen Christen, Gottesdienste für verschiedene Generationen, ein Familientag mit Kinderprogramm, eine Podiumsdiskussion zu karitativem Handeln: ein rundum abwechslungsreiches Programm war in diesen Tagen im Rahmen der „Missionarischen Woche“ in den Pfarreien Horgau und Biburg geboten. Der Botschaft Jesu zu begegnen, schien bei allen Veranstaltungen leitendes Ziel. Ein Gottesdienst mit Bischof Dr. Bertram Meier bildete an diesem Sonntag den feierlichen Abschluss der Glaubenswoche.
In seiner Predigt ging Bischof Bertram auf den Durst nach Spiritualität in Vergangenheit und Gegenwart näher ein, wie auch in den beiden Schrifttexten des Tages zu hören war. Sowohl bei der Wüstenwanderung im Buch Exodus als auch bei der Begegnung Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen sei es zunächst um die Frage nach dem leiblichen Durst gegangen. Diese lade jedoch zu einem tieferen Hinterfragen des eigenen Handelns in der Geschichte ein. „Wie sieht es mit meiner Frustrationstoleranz, mit meiner Selbstdisziplin und meinem Gottvertrauen aus? Wie gut verkrafte ich es, wenn ich mich in Geduld üben muss, wenn etwas nicht nach Wunsch läuft?“, richtete sich der Bischof an die Gläubigen und stellte Jesu Tun in der Begegnung mit der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen als leuchtendes Beispiel vor.
„Jesus setzt sich über menschengemachte Tabus hinweg, er begegnet seinem Gegenüber offen von Mensch zu Mensch.“ Jesus habe gemerkt: „Hier ist ein Mensch, der spirituell dürstet, sich nach Wertschätzung und Respekt sehnt“, sagte Bischof Bertram und rief die jungen Missionarinnen und Missionare dazu auf, dem Beispiel Jesu zu folgen und seiner Art und Weise, den christlichen Glauben zu verbreiten: „Jesu Art zu evangelisieren geschieht aus echtem persönlichen Interesse, ist völlig selbstlos und ohne Hintergedanken.“ Jesus habe das Glück der Frau im Sinn, nicht sein eigenes Renommee. Ihm gehe es darum, die Samariterin für die unendliche Liebe Gottes zu sensibilisieren, jenseits von Stammesgrenzen, von moralischen und nationalistischen Vorgaben. „Welch wunderbares Vorbild für jede und jeden von uns.“
„Mission im christlichen Sinn erschöpft sich nicht im Reden, und ist schon gar nicht Belehrung, sondern lebt von der Empathie, dem raschen Erkennen, wo Hilfe Not wendend wirkt“, lud Bischof Bertram die jungen Glaubenszeugen zum Feingefühl in ihren Begegnungen mit den Mitmenschen ein. „Der Durst nach Spiritualität ist heute riesengroß, und vielleicht gerade da am größten, wo das Durstgefühl schon verloren gegangen ist. Da braucht es viel Fingerspitzengefühl und Intuition, um, ohne aufdringlich zu sein, den richtigen Ton zu finden.“ Jesu Handeln am Jakobsbrunnen sei hierbei beispielhaft und wegweisend.
Rein und unvermischt, ohne Beimischung von Eitelkeit, Selbstdarstellung und nicht vermengt mit einem latenten Erfolgsdruck, gelte es die Botschaft Jesu weiterzugeben, erinnerte Bischof Bertram an die nicht menschengemachten, sondern allein göttlichen Gaben von Glaube, Liebe und Hoffnung. „Das dürfen wir nie vergessen, sonst betrügen wir Gott, uns selbst und erst recht die anderen, zu denen wir gesandt sind. Wir sind aufgefordert, mit unseren leeren Händen, mit unserem ausgetrockneten Herzen vor DEN hinzutreten, der unser Glück ist, der allein unsere Sehnsucht, unserem Durst stillen kann“, so der Bischof.