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Wichtiges

Kräuterbüschel zum Segen für die Menschen

Foto: Maria Steber / pba.
Foto: Maria Steber / pba.
14.08.2014

Morgen, am 15. August, feiert die katholische Kirche das Hochfest Mariä Himmelfahrt. Seit Jahrhunderten gehört zu diesem Festtag ein ganz besonderer Brauch: Die Kräutersegnung. Die Gläubigen bringen dazu Büschel aus Kräutern und Wiesenblumen mit in den Gottesdienst. Schwester Winfrieda vom Crescentiakloster in Kaufbeuren hat den Büschel für morgen schon gebunden. Im Klostergarten ist sie fündig geworden.

„Die Schönste von allen, soll das Schönste bekommen: Maria, als schönstes Geschöpf Gottes“, sagt Schwester Winfrieda als sie im Klostergarten hinter der Kaufbeurer Marienschule gerade am Stiel einer lila Salbeiblume zupft. Im August ragten die Kelche der Blüten am Schönsten in den Himmel. "Die Blumen sollen den Menschen den Segen Gottes spenden“, fügt Schwester Winfrieda ihren Worten an. Früher hätten die Menschen geglaubt, dass der Kräuterbüschel vor Blitzeinschlägen bewahre und auch im Kloster würde der Büschel nach der Messe noch das ganze Jahr über im Dachboden hängen, sagt sie. „Und danach“, führt sie aus, „wird er auch nicht einfach weggeschmissen, sondern verbrannt. Er ist gesegnetes Gut“.

Ihre Augen wandern dabei über Rosen und Mariendisteln, über Teemalven und Königskerze, über Thymian und Frauenmantel, Astern und Zinien, die hier im Klostergarten bunt in den Himmel wachsen. „Wie kleine Perlen sitzen die Blüten hier auf“, sagt Schwester Winfrieda, zeigt mit ihrem Finger stolz auf den Eibisch links neben ihr, eine Gartenschere und einen kleinen blauen Wassertopf hält sie in der rechten Hand. Im braunen Flechtkorb, den sie zum Blumensammeln unter den Arm geklemmt hat, finden immer mehr Kräuter und Blumen für den Kräuterbüschel Platz.

„Manche Gläubige binden bis zu 99 verschiedene Kräuter in den Strauß, da gibt es die verschiedensten Regeln, auch nach Regionen unterschiedlich“, erklärt die Schwester, „wir hier nehmen Pflanzen, die besonders schön und gut sind. Zur Ehre Gottes“, betont sie. Und dennoch: Zwei bestimmte Blumen dürften nie fehlen: „Eine Rose und eine Königskerze. Die kommen genau in die Mitte. Für Maria, die Rose und Königin“, sagt die Gartenschwester. Zusammen mit Schwester Raphaela kümmert sie sich seit sieben Jahren um den Klostergarten, pflegt, pflückt und trocknet die Pflanzen und Blumen, die später in den verschiedenen Teesorten Verwendung finden: im Husten-, Kloster- oder im Gutenachttee.

Eine perfekte Arbeit für „ältere Schwestern“ sei dies, findet Schwester Winfrieda. Ans Aufhören wolle sie noch lange nicht denken: „Bei dieser Arbeit freut man sich, da bleibt man gesund. Hier draußen im Klostergarten würden sie oft auch einfach sitzen: all das Schöne genießen, Freude spüren, sich mit Gott verbunden fühlen.

Dass der Brauch des „Kräuterbüschel-Bindens“ irgendwann aussterbe, hofft Schwester Winfrieda nicht. „Das wäre sehr, sehr schade, eine Verarmung der Kultur“, sagt sie kurz und ist schon wieder mit ihrer Schere in Richtung Disteln unterwegs. „Schauen Sie nur: wenn die Sonne scheint, dann leuchten die wie goldene Sterne.“